Aktuelles Stellungnahmen Kommentare Berichte Konvente Veranstaltungen Biblische Betrachtungen Liturgie Ethik und Politik Kirche aktuell Kirchengeschichte Kirchenjahr Mission und Religion Lutherische Dogmatik Luther und Reformation Ökumene und Katholica Glaube und Wissenschaft Archiv Buchempfehlungen Facebook Auftritt des LK Lutherische Predigtwerkstatt Links Über uns Mitglied werden Kontakt
Sie sind hier: Aktuelles
Stellungnahmen; Kommentare
Novemberblues - nichts für Christen
Reiner Vogels
Unter Novemberblues versteht man ein für den Monat November typisches Stimmungstief, das in manchen schweren Fällen von Psychotherapeuten sogar als Krankheit verstanden wird. Im Internet findet man zu diesem Thema alle möglichen guten Ratschläge dazu, was man gegen den Novemberblues unternehmen kann.Wenn es sich beim Novemberblues wirklich um eine echte psychische Störung handelt, bedürfen die Betroffenen selbstverständlich fachgerechter therapeutischer Behandlung. In vielen Fällen jedoch ist das Stimmungstief nicht wirklich krankhaft, sondern eben nur ein jahreszeitlich bedingtes Stimmungstief. Für diese Fälle, also nicht für die wirklich krankhaften psychischen Störungen, gilt die Überschrift „Novemberblues - nichts für Christen“.
Nun muß man zunächst natürlich einräumen, daß Christen wie vermutlich alle Menschen über keinen undurchdringlichen stoischen Panzer der Unerschütterlichkeit verfügen. Auch Christen sind sehr wohl beeinflußbar durch die Wechsel der Jahreszeiten. Sie empfinden es durchaus als negativ, daß im November das Licht in der Welt weniger wird, daß das Laub von den Bäumen verschwunden ist und daß Nebel und Feuchtigkeit häufig das Wetter bestimmen. Und sie nehmen selbstverständlich wie andere Menschen auch Anteil an den traurigen Feiertagen dieser Zeit, an Volkstrauertag, Buß- und Bettag und Totensonntag. Aber, und das ist entscheidend, sie lassen die durch all dies verursachten Stimmungen nicht Herr über sich werden.
Christen wissen nicht nur im November, sondern in jedem Monat ohnehin, daß die Welt vergänglich ist. Sie leben ständig in dem klaren Bewußtsein, daß auch sie selbst vergänglich sind. Aber sie nehmen das nicht nur im Sinne der von Elisabeth Kübler-Ross gepredigten „acceptance“ als Fügung in das Unvermeidliche hin, sondern sie betrachten es mit großer Gelassenheit und innerer Ruhe. Sie können das, weil sie wissen, daß die Vergänglichkeit nicht das letzte Wort hat. Sie vertrauen auf ihren auferstandenen Herrn Jesus Christus, den „Fürsten des Lebens“ (Apg 3, 15). Und sie setzen darauf, daß er eine neue Welt heraufführen wird, in der Tod und Vergänglichkeit endgültig und ein für allemal besiegt sein werden.
Deshalb sind Christen selbst im November nicht gefährdet durch irgendeinen Novemberblues. Sie haben auch in der dunklen Jahreszeit die innere Freiheit, fröhlich zu sein und jeden Tag, den Gott ihnen schenkt, zu genießen. Sie können am Totensonntag an den Gräbern ihrer Lieben stehen und auf ein Wiedersehen hoffen.
Möge Gott uns allen diese innere Freiheit und Gelassenheit schenken. Es gibt im Leben nichts Größeres.
Reiner Vogels
Erntedank 2024
Jesus lehrte seine Jünger und sprach: "Macht euch keine Sorgen um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?Matthäus 6, 25
„Macht euch keine Sorgen“, sagt Jesus – und wir wünschten uns, wir könnten das so leicht.
Um was sorgen wir uns alles? Um das Klima, um den Frieden, um die Migration, um die wirtschaftliche Lage, um die Arbeitsplätze, die Rente, das Gesundheitssystem, das Bildungswesen. Nur Krisen, wohin man schaut. Dazu das persönliche Sorgen um die Familie, die Kinder, die Enkelkinder, die Gesundheit, die berufliche Zukunft.
„Sorgen“ scheint der Grundklang unserer Zeit zu sein. Und es hat wenig zu tun mit verantwortungsvollem Planen und vernünftigem Vorausdenken. Dieses Sorgen ist vielmehr in die Zukunft gerichtete Angst.
Solches angstvolle Sorgen meint Jesus, wenn er sagt: „Macht euch keine Sorgen.“
Die Alternative zum Sorgen ist nicht Gleichgültigkeit, sondern die Alternative ist ein Leben aus der Kraft des Vertrauens; des Vertrauens, das unser Können und Tun nicht das Entscheidende sind, sondern das wir letztlich immer getragen werden von Gott. „Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all das braucht.“
An Erntedank denken wir zurück an das vergangene Jahr; und wir denken dabei nicht zuerst an all das, was uns Sorgen gemacht hat, nicht an das, was uns belastet und beschwert, nicht an das Misslungene und Traurige, sondern wir denken an all das, was uns geschenkt wurde, an das, wo wir Gottes Sorge, Gottes Fürsorge erfahren haben, gespürt haben, wie er fügt auch in unserem Leben
Gottvertrauen statt sich Sorgen machen – das ist kein naiver Kinderglaube, sondern das ist eine befreiende, heilsame Botschaft für die vielen Menschen, die in Gefahr sind, sich von ihren Sorgen auffressen zu lassen. Das ist die frohe Botschaft des Erntedankfestes.
Andreas Bollengraben