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Evangelische Kirche - wohin? (quo vadis - Joh 21,18)

Sehr geehrter Herr Präses Dr. Latzel,

im vergangenen Jahr hat die Ev. Kirche in Deutschland ca. 593.000 Mitglieder (3,1 %) verloren - ein Rekordwert! Die Zahl der Austritte lag mit ca. 380.000 über den Sterbefällen (ca. 340.000); die Austrittsrate stieg auf 1,98 %. Die ca. 140.000 Taufen und 20.000 Aufnahmen konnten den beschleunigten Abwärtstrend nicht ausgleichen. Leider bekommt man nicht den Eindruck, daß die Kirchenleitungen sich über die tieferen Ursachen klar werden und die richtigen Umkehrschritte einleiten.

Als ich im vergangenen Jahr meinen Aufsatz über den „Niedergang der Ev. Kirche" (Luth. Nachrichten 43, 2023, S.3-57) allen EKD-Kirchenleitungen zusandte, haben nur drei Bischöfe mir persönlich geantwortet: Bischöfin Prof. Dr. Heike Springhart, Bischof Dr. Thorsten Latzel und Bischof Friedhelm Kramer. Deshalb möchte ich meine Vorschläge in wenigen Stichworten noch einmal zusammenfassen und Ihnen allen zu bedenken geben.

Der beispiellose Niedergang ist m.E. eine Folge der seit Jahrzehnten üblich gewordenen Anpassung an den Zeitgeist unter Aufgabe des biblischen Profils. In den kirchlichen Verlautbarungen werden Gesetz und Evangelium oft verkürzt, banalisiert und früher braun, dann schwarz und jetzt rot-grün politisiert. In Sachen Lebensrecht (5.Gebot) etwa hat die Ev. Kirche nicht die unbedingte Schutzwürdigkeit des von Gott geschaffenen Lebens verteidigt, sondern ist aus der ökumenischen „Woche für das Leben" ausgestiegen, hat die Abschaffung des § 218 StGB gefordert; hohe Kirchenvertreter plädierten sogar für „Sterbehilfe" in kirchlichen Einrichtungen. Anstatt für Ehe und Familie (6.Gebot) einzutreten, wurde die unbiblische Segnung und Trauung homosexueller Partnerschaften eingeführt; der Berliner Bischof begrüßte sogar die erleichterte Geschlechtsumwandlung. Daß diese modischen Signale zum Rückgang der Geburts- und Taufzahlen beitragen und sich insofern direkt gegen die Kirche kehren, wurde entweder übersehen oder bewußt in Kauf genommen.

Der eigentliche Inhalt des Evangeliums, die Predigt der Umkehr, der Sünde vergebenden Gnade Gottes und der Hoffnung auf eine ewiges Leben, wie sie in Jesus Christus, seinem Kreuz und seiner Auferstehung, offenbar sind, wurde dagegen vernachlässigt, obwohl es nach dem Missionsauftrag des HERRN allen Menschen gilt. Weder gegenüber den Katholiken und Orthodoxen noch gegenüber den Juden, Muslimen und Andersgläubigen zeigt unsere Kirche noch evangelisches Profil und missionarisches Auftreten. Vielmehr werden im Rahmen einer diffusen Ökumene die Glaubensunterschiede verschwiegen und eine Gemeinsamkeit vorgetäuscht, die weder vor der Bibel noch in der Wirklichkeit Bestand hat. Mit einer zeitgeistgemäß-konfliktscheu abgeschliffenen Botschaft erreicht man jedoch keine neuen Mitglieder. Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. haben umgekehrt gezeigt, wie man durch Schärfung des katholischen Profils viele Menschen beeindruckt und gewinnt. Dafür müßte die Ev. Kirche aber an Luther, der kein Antisemit war (vgl. meine Stellungnahme in idea 12/2024, S.38), und der Reformation neu lernen, wie man die Bibel und das Evangelium in den Mittelpunkt stellt. Dazu gehört ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus als Mensch gewordenem Sohn Gottes, seinem Sühnetod und seiner Auferstehung von den Toten - der exklusiven, alle inkludierenden Offenbarung des einen Gottes (Joh 14,6). Hier liegt in existentieller Tiefe die Lösung vieler heute beklagter Probleme: die Erlösung vom Bösen im Glauben an den dreieinigen Gott.
Pfr.i.R.W.Krause


Lesen Sie hier den kompletten Brief an Präses Dr. Latzel









Pfingsten 2024

„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ (Sacharja 4, 6, Vers des Pfingstfestes)

Im bekannten Lied „So nimm den meine Hände“ heißt es in der letzten Strophe: „Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht.“

Mit dem Fest Christi Himmelfahrt ist der Herr zurück zu seinem Vater gekehrt, zu seinem Gott und zu unserem Gott. Wir könnten jetzt ein Gefühl der Verlassenheit haben, wie vielleicht damals die Jünger sie zeitweise hatten. Alle Hoffnungen hatten sie erneut gelegt in diesen Herrn Jesus Christus, den sie am Kreuz hatten sterben sehen und der dann so wunderbar auferstanden war und sich ihnen gezeigt und mit ihnen gesprochen und gegessen hat. Jetzt geht er heim zu seinem Vater und lässt sie scheinbar verwaist zurück. Wie oft fühlen wir uns in unserem Leben verwaist und allein gelassen? Wie oft fühlen wir eine Leere und können nicht mehr von Herzen glauben und die Gegenwart Gottes in unserem Leben spüren.

„Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht.“ Worte der Hoffnung! Wenn wir nichts mehr fühlen und spüren von unserem Glauben, wenn alles leer wird in unseren Herzen, dann nimmt uns dieser Gott bei der Hand und erneuert uns durch seinen Geist und schenkt sich uns immer wieder neu hin in Wort und Sakrament. Das ist das Wunder von Pfingsten!

Das ist das Wunder unseres Glaubens durch das Zutun des Heiligen Geistes. Gott lässt uns eben nicht zurück, sondern er nimmt uns an die Hand und führt uns zum Ziel. Zu vielen Zielen in diesem Leben und natürlich auch und das ist das Entscheidende, darüber hinaus führt er uns zu einem Ziel in ein Leben, das kein Ende kennt. In ein Leben in seiner ewigen Gegenwart. Pfingsten ist ein abstraktes Fest, weil wir uns die Situation oft nicht so richtig vorstellen können. Wie das ist, wenn der Geist über einen kommt. Aber Pfingsten ist trotzdem auch ein Fest unserer Herzen, ein Fest, das an unser Herz herangeht. Weil wir erfüllt werden von diesem Geist Gottes, der unser Leben verändert, der alles verändert, der diese Welt verändert. Und das immer wieder neu. Lassen wir das an uns geschehen. Vertrauen wir einfach auf diesen Geist Gottes, dass er uns immer wieder erneuert an Leib und Seele und uns die göttliche Wahrheit offenbart, auch wenn wir nicht damit rechnen.

„Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich.“
Prädikant Michael Sonntag, Wuppertal