[Archiv-Anfang] [Startseite]

Auf dieser Seite finden Sie die Kommentare von 2009.



Aktuelle Kurzkommentare aus 2009*
Weihnachten - ein Opfer der Zivilreligion? (Drühe)
Glocken rufen zu Gottesdienst und Gebet (Vogels) Maranatha (1.Kor. 16, 22) (Vogels) Geduld und Glaube der Heiligen (Vogels)
"Herr" muss bleiben! (Vogels) Den Psalm beten (Vogels) "Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herre Zebaoth" (Stratmann)
"Gnade sei mit euch und Friede ... " (Stratmann) Ist Mission ein Verbrechen? (Berke) "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Stratmann)
...lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit (Vogels) Fremdling im Urlaub - Fremdling in der Welt (Sinn) Goethe, Barth und die Achtundsechziger (Vogels)
Dichtung oder Wahrheit? (Sickinger) Reden vom dreieinigen Gott (Stratmann) Du sollst (Vogels)
Anpassung wird nicht honoriert (Vogels) Das Tier aus dem Meer (Vogels) Zweierlei Ostern (Vogels)
Das Kreuz - warum? (Drühe) "Christologie" Sickinger) Gottes Machtübernahme (Drühe)
Ev. Erzbischof für Deutschland? (Drühe) Zur Judenmission (Schmidt) Vergebung "einfach so"? (Vogels)
Die Abschaffung des Missionsbefehls (Drühe) Kanzlerin und Papst (Vogels) Lichtmess (Stratmann)
Abraham und der Glaube an den einen Gott (Krause) Gegen Gottes Wort (Berke) Das Zeichen und die Schrift (Vogels)

[Seitenanfang] [Startseite]

Weihnachten – ein Opfer der Zivilreligion?
Wilhelm Drühe


[Seitenanfang] [Startseite]

"Die Glocken rufen die Gemeinde zum Gottesdienst und Gebet."
Kirchenordnung der Ev. Kirche im Rheinland
Reiner Vogels

Die in der Überschrift zitierte Bestimmung der Kirchenordnung ist eine gute Sache. Zur Erinnerung: In alten Chroniken kann man lesen, dass während des Ersten Weltkrieges immer wieder die Glocken geläutet wurden, um einen der "grandiosen" Siege der kaiserlichen Truppen zu feiern. Thron und Altar waren eng verbunden, und die Kirche hat bedenkenlos sogar die aggressiv-militärischen Unternehmungen des Kaiserreichs bejubelt. Unsere Kirchenordnung soll dem einen Riegel vorschieben: Es ist unstatthaft, politische Veranstaltungen durch Glockengeläut zu bejubeln und durch Gottesdienste zu segnen.

Nun hat Nikolaus Schneider, der Präses unserer Kirche, in einem Brief vom 02. Dezember dieses Jahres an Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen dazu aufgerufen, am Nachmittag des dritten Adventssonntags mit Glockengeläut zu Andacht und Gottesdienst einzuladen. In diesen Gottesdiensten soll für das Gelingen der Weltklimakonferenz in Kopenhagen gebetet werden. Zitat: "Für die Erhaltung und Bewahrung der ganzen Schöpfung bitte ich Sie, in den Gemeinden ... am Sonntag, den 13. Dezember 2009 um 15 Uhr mit 7 Minuten Läuten zu einer kurzen Andacht oder einem Gottesdienst einzuladen."

Es fällt schwer, in diesem Aufruf des Präses nicht eine staatspolitisch motivierte Instrumentalisierung und Inanspruchnahme von Gottesdienst und Glockengeläut für politische Interessen zu sehen. Unter dem Vorzeichen der heute modernen Öko- und Naturreligion lebt die alte und längst überwunden geglaubte Verbindung von Thron und Altar wieder auf. Aus lutherischer Sicht kann man gegen diese Vermischung der beiden Reiche nur protestieren. Man muss vor einer Zweckentfremdung des Gottesdienstes für weltliche Interessen warnen.

Abgesehen davon ist folgendes zu bedenken: Die Frage, ob wirklich eine menschengemachte Erderwärmung stattgefunden hat und ob in Zukunft eine katastrophale Erderwärmung droht, ist eine naturwissenschaftliche Frage. In der Fachwissenschaft ist diese Frage höchst umstritten. Spätestens seit dem Climategate ist dies offenkundig. Zur Information: Am 17. November sind mehrere tausend Dokumente der Climate Research Unit (CRU) der englischen Universität von East Anglia an die Öffentlichkeit lanciert worden. Aus diesen Dokumenten ist zweifelsfrei erkennbar, dass die Daten der CRU, die die Klimageschichte der letzten 150 Jahre abbilden sollen, manipuliert worden sind. Mit anderen Worten: Das Datenwerk der CRU, das die wichtigste empirische Basis für die These von einer menschengemachten Erderwärmung während der letzten 150 Jahre ist, ist wissenschaftlich fragwürdig. Damit ist der These von der menschengemachten Erderwärmung eine der entscheidenden wissenschaftlichen Grundlagen entzogen worden. Die wissenschaftliche Frage, ob es tatsächlich eine menschengemachte Erderwärmung gibt, ist also ungeklärter denn je. Es sei daran erinnert, dass der Direktor der Climate Research Unit, Prof. Phil Jones, einstweilen von seinem Amt supendiert ist, damit eine unabhängige Untersuchung der fragwürdigen Vorgänge bei der CRU stattfinden kann.

Schon grundsätzlich ist die Kirche nicht gut beraten, wenn sie in einer umstrittenen naturwissenschaftlichen Frage, in der sie als Kirche überhaupt keine Sachkompetenz hat, in der Sache Stellung bezieht. Das kann sie nicht, und das ist auch nicht ihre Aufgabe. Viel mehr gilt das in der Klimaproblematik, in der es offensichtlich nicht nur um reine Wissenschaft, sondern auch um interessengeleitete Wissenschaft und um Datenmanipulation geht. Hier sollte sich die Kirche zurückhalten.

Pfr. i. R. Reiner Vogels, 9. 12. 09, Swisttal

[Seitenanfang] [Startseite]

Maranatha (1. Kor. 16, 22)
Advent heißt: Der Herr kommt
Reiner Vogels


[Seitenanfang] [Startseite]

Geduld und Glaube der Heiligen (Offb. 13, 10)
Christlicher Widerstand formiert sich
Reiner Vogels

125 orthodoxe, römisch-katholische und evangelikale Kirchenleiter und Theologen haben eine öffentliche Erklärung, die sogenannte "Erklärung von Manhattan", unterzeichnet, in der sie den Widerstand der Christen gegen zunehmende Bedrängung christlicher Gewissen und Lehre durch staatliche und gesellschaftliche Bedrückung ankündigen. Sie rufen Christen aller Denominationen dazu auf, sich politischem Druck zu widersetzen, wenn es die Gebote Gottes erfordern. Sie verweisen auf das Beispiel der Apostel Petrus und Johannes, die vor dem Hohen Rat (Apg. 4) bekannt haben, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen.

Im einzelnen wenden sie sich gegen alle Bestrebungen, die gegen die Heiligkeit des menschlichen Lebens, gegen die Würde der Ehe von Mann und Frau und gegen Gewissens- und Religionsfreiheit gerichtet sind.

Zitat: "We are Orthodox, Catholic, and evangelical Christians who have united at this hour to reaffirm fundamental truths about justice and the common good, and to call upon our fellow citizens, believers and non-believers alike, to join us in defending them. These truths are:
  1. the sanctity of human life
  2. the dignity of marriage as the conjugal union of husband and wife
  3. the rights of conscience and religious liberty."

Übersetzt: "Wir sind orthodoxe, katholische und evangelikale Christen, die sich in dieser Stunde zusammengetan haben, um fundamentale Wahrheiten über Gerechtigkeit und das Gemeinwohl zu bestärken und all unsere Mitbürger, in gleicher Weise Gläubige und Ungläubige, aufzurufen, sich uns anzuschließen in der Verteidigung dieser Wahrheiten. Diese Wahrheiten sind:
  1. die Heiligkeit des menschlichen Lebens
  2. die Würde der Ehe als eheliche Gemeinschaft von Mann und Frau
  3. die Rechte von Gewissens- und Religionsfreiheit"
Den gesamten Text der Erklärung finden Sie hier. Dort kann man sich dieser Erklärung auch anschließen. Die Erklärung schließt mit den Worten: "We fully and ungrudgingly render to Caesar what is Caesar's. But under no circumstances will we render to Caesar what is God's." Übersetzt: "Wir geben vollständig und ohne Widerstand dem Kaiser, was des Kaisers ist. Aber unter gar keinen Umständen werden wir dem Kaiser geben, was Gottes ist."

Die Erklärung von Manhattan ist ein Beispiel für authentisches christliches Zeugnis in unserer Zeit. Angesichts der Tatsache, dass die politische Entwicklung in immer stärkerem Maße eine antichristliche Richtung steuert, vom Gender-Mainstreaming bis zur Homosexualisierung der Gesellschaft, von der freien Abtreibung bis zur aktiven "Sterbehilfe", ist es dringend erforderlich, dass Christen aus allen christlichen Kirchen sich endlich zusammentun und öffentlich Widerstand ankündigen. Hier sind Geduld und Glaube der Heiligen gefordert. (Off. 13, 10)

Pfr. i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 24. 11. 2009

[Seitenanfang] [Startseite]

Liturgische Verwerfungen III
"Herr" muss bleiben!
Reiner Vogels


[Seitenanfang] [Startseite]

Liturgische Verwerfungen II
Den Psalm beten
Reiner Vogels


[Seitenanfang] [Startseite]

Liturgische Betrachtungen III

Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herre Zebaoth
Präfation und Dankpsalm
Robert Stratmann


[Seitenanfang] [Startseite]

Liturgische Betrachtungen II

"Gnade sei mit euch und Friede ... "
Kanzelgruß und Kanzelsegen
Robert Stratmann


[Seitenanfang] [Startseite]

Ist Mission ein Verbrechen ?
Zur Verurteilung der beiden im Jemen ermordeten Frauen durch deutsche Medien
Thomas Berke


[Seitenanfang] [Startseite]

Liturgische Betrachtungen I

"Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes - Gruß zum Eingang und Segen zum Ausgang"
Robert Stratmann


[Seitenanfang] [Startseite]

Liturgische Verwerfungen I
„... lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit“
Reiner Vogels


[Seitenanfang] [Startseite]

Fremdling im Urlaub – Fremdling in der Welt
Pastor Alfred Sinn, Süderhastedt

"Jeder ist ein Ausländer, fast überall", so lautet ein bekannter Satz. Im Sommer bewahrheitet er sich für viele von uns. Die Ferien, der Urlaub führt Deutsche nach Spanien, Griechenland, Italien und in viele andere Länder. Wer ins Ausland reist, erlebt sich als Fremder. Die Sprache ist eine andere, die Sitten unterscheiden sich von unseren und selbst die Nase wird anderen Gerüchen ausgesetzt. Mit allen Sinnen wird die Fremdheit wahrgenommen.

Das Fremde fasziniert, doch ebenso kann es Ängste hervorrufen. In der Fremde ist man gezwungen, sich mit der eigenen Identität auseinanderzusetzen. Man sieht sich gleichsam mit den Augen des anderen. Was manch einem zu Hause schwer fällt, nämlich sich zu seinem Deutschsein zu bekennen, das wird im Ausland zur Selbstverständlichkeit. Bleibt zu hoffen, daß die lieben Deutschen sich in der Fremde gut benehmen und nicht zu schlechten Botschaftern ihres Landes werden!

Jeder ist ein Ausländer, fast überall. Jeder ist ein Ausländer und ein Fremder bezogen auf die gesamte Lebenszeit auf dieser Erde. Irgendwann muß jeder diese Welt verlassen. Unfreiwillig muß ich dann von einem Land in ein anderes ziehen. Was erwartet mich dort? Für den gläubigen Christen geht’s nach Hause, denn er hat sich in seiner Erdenzeit mit dem "anderen Land" vertraut gemacht. Dieses andere Land nennen wir Ewigkeit, Reich Gottes, Himmel. Jeder, der getauft wurde, hat die Fahrkarte dorthin erhalten – und er mußte sie nicht einmal bezahlen. Im Glauben lösen wir die Fahrkarte ein und begeben uns bewußt auf die Reise of no return. Nur schade, daß vielen unserer Bürger das Reiseziel fremd bleibt. Für diejenigen aber, die sich damit beschäftigen, wird die Sache nicht fremd sein, sondern sie fühlen sich darin heimisch, und zwar schon in dieser Lebenszeit; auch unabhängig davon, in welchem Land sie sich gerade befinden. Interessant ist, daß viele Reisende im Urlaub Kirchen besichtigen, obwohl sie zu Hause ihre Kirche links liegen lassen. Vielleicht zeugt dieses Verhalten von einer tiefliegenden Sehnsucht nach dem letzten Zuhause.

Die Bibel ruft uns in Erinnerung, daß wir dieses Zuhause im Glauben jetzt schon haben:
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Epheser 2,19)


Es bleibt zu wünschen, daß die Deutschen diesbezüglich nicht Ausländer bleiben und sich zu ihrem Christsein bekennen.

Pastor Alfred Sinn, Süderhastedt, 30.07. 09

[Seitenanfang] [Startseite]

Goethe, Karl Barth und die Achtundsechziger
Auf der Suche nach den Ursachen für das Grünwerden der Ev. Kirche*
Reiner Vogels

Dass die Ev. Kirche heute eine grüne Öko-Kirche ist, bedarf kaum eines Beweises: Auf Kirchendächer werden Solaranlagen montiert, Kirchenobere warnen vor einer angeblichen Klimakatastrophe, und eine Politikerin der Grünen wird mit großer Mehrheit zur Präsidentin der EKD-Synode gewählt. Wie ist es dazu gekommen? Ich habe mich auf die Suche nach den Ursachen begeben, und ich habe, so meine ich zwei ausfindig machen können.

I Goethe und Arkadien

Als ich kürzlich in Weimar war und die Stätten der deutschen Klassik besichtigt habe, habe ich mich gefragt, wieso eigentlich Goethe und viele seiner Zeitgenossen so für die klassische Antike geschwärmt haben. Vor allem der Traum vom einfachen, ländlich-harmonischen, friedlichen und sinnenfrohen Leben in Arkadien steht ja für diese Schwärmerei. So lässt Goethe seinen Faust sehnsüchtig ausrufen: "Arkadisch frei sei unser Glück."

Jeder weiß natürlich, dass die Antike keine heile Welt war, dass es das ersehnte einfache Leben im Einklang mit der Natur nie gegeben hat. Und auch das trockene, sonnenverbrannte Arkadien ist schon in der Antike ein Auswanderungsland gewesen, weil es so unfruchtbar war, dass es seine Menschen nicht ernähren konnte. Anhalt an der Realität hatte die Schwärmerei für die Antike und für Arkadien also nie. Wieso haben die Menschen um 1800 n. Chr. dennoch diesen Traum geträumt?

Meine Antwort lautet: Für die Gebildeten der Goethezeit war das Christentum mit seinen Tröstungen und seinen Antworten auf die großen Menschheitsfragen abgetan. "Die Botschaft hör' ich wohl", sagt Faust, "allein mir fehlt der Glaube." Erst mehrere Jahrzehnte nach Goethe hat Nietzsche daraus die einzig logische und ehrliche Konsequenz gezogen: Er hat nämlich deutlich gemacht, dass die unvermeidliche Folgerung aus dem Zusammenbruch des Christentums das Heraufkommen des Nihilismus sein musste. Zur Zeit Goethes jedoch hat man sich diese Konsequenz noch nicht eingestehen wollen. Damals konnte und wollte man noch träumen. Und so flüchtete man sich nach dem Zusammenbruch der Religion in ein idealisiertes Bild von antikem Leben, eben nach Arkadien.

Ganz ähnlich, so meine ich, ist der Mechanismus, der heute hinter dem Ergrünen der Ev. Kirche steht: Der klassische christliche Glaube ist für die große Mehrheit der Theologen längst "entmythologisiert" worden. An Trost und Hoffnung auf das Jenseits ist dabei nicht viel übrig geblieben. Und so flüchtet man sich in einen Traum von irdischem Glück, von Frieden unter den Menschen und vom Frieden mit der Natur. Der große Glaube des Neuen Testaments ist ersetzt worden durch den erbärmlichen kleinen Glauben an das Diesseits. Man spricht zwar nicht mehr von Arkadien, aber man meint durchaus Ähnliches, wenn man vom Frieden mit der Natur, vom Sich-Einfügen in die angeblich harmonischen Kreisläufe des Lebens und von nachhaltiger Kreislaufwirtschaft spricht.

II Karl Barth und die Achtundsechziger

Man versteht die heutige Entwicklung der Ev. Kirche nicht, wenn man nicht die Phase der Neukonstitution der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg bedenkt. Der bestimmende und prägende Theologe dieser Zeit war Karl Barth. Dazu eine kurze Erläuterung: Der reformierte schweizerische Theologe Karl Barth hatte schon vor dem Ersten Weltkrieg als Gemeindepfarrer in Safenwil, Schweiz, Kontakt zu den sogenannten von Lenin als "nützliche Idioten" bezeichneten "religiösen Sozialisten", vor allem zu Leonhard Ragaz und Hermann Kutter. Als dann beim Ausbruch des Krieges praktisch allen führenden Gelehrten Deutschlands und insbesondere auch die theologischen Lehrer Barths die Kriegspolitik Wilhelms II unterstützten, war für Barth die Wende gekommen zu einem radikalen Neubeginn in der Theologie. Er hat sich damals endgültig auf die Seite des Sozialismus gestellt. Er hat sogar die provozierende These aufgestellt: "Ein Christ muss Sozialist sein."

Seine theologische Strategie, die ihm in den folgenden Jahrzehnten das Eindringen in die Kreise von Christen mit traditionellem Glauben ermöglicht hat, bestand dabei darin, dass er immer die klassischen dogmatischen Glaubenssätze der Kirche wie z. B. die Jungfrauengeburt und die leibliche Auferstehung Jesu Christi verteidigt hat, dass er es bei der Ausformulierung der ethischen und politischen Konsequenzen seiner Theologie aber immer so gedreht hat, dass am Ende der Sozialismus stand.

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg hat es ihm die allgemeine Umbruchssituation dann ermöglicht, mit dieser neuen Theologie in Deutschland bekannt zu werden und Einfluss zu gewinnen. Der entscheidende Durchbruch jedoch geschah erst in der Nazizeit. Barth hat auf der Bekenntnissynode der Bekennenden Kirche, die sich im Jahre 1934 kritisch vom Nationalsozialismus abgesetzt hat, die theologischen Thesen formuliert, die zusammen mit dem erläuternden Vortrag des Lutheraners Hans Asmussen als "Theologische Erklärung von Barmen" beschlossen worden und seitdem zu einem Grundlagendokument der Ev. Kirche geworden sind.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nun hat Barth es verstanden, den Beitrag der Lutheraner zum kirchlichen Widerstand gegen Hitler herabzusetzen und totzuschweigen, so dass er am Ende zum einflussreichsten und bekanntesten Theologen der Nachkriegszeit geworden ist. Dieser Entwicklung ist es zu verdanken, dass unzählige Barthianer in hohe und höchste Leitungsämter der Kirche aufgestiegen sind.

Als dann Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre die achtundsechziger Theologen mit ihrem neomarxistischen Gesellschaftsmodell in den kirchlichen Dienst drängten, haben die kirchenleitenden Barthianer ihnen trotz ersten Erschreckens über den Radikalismus der jungen Leute, die auf das schöngeistige Wortgeklingel der barthschen Theologie weitgehend verzichten und die politische Aktion in den Vordergrund stellten, alle Türen geöffnet und sie nach Kräften gefördert.

Die Ev. Kirche wurde flächendeckend links. Grün war sie damals noch nicht, aber dazu fehlte nur noch ein kleiner Schritt. Immer schon hatten die Achtundsechziger gegen den "Konsumterror" gepredigt und für Konsumverzicht geworben. Gerade auch die Gruppen, die sich mit dem Hunger in der Dritten Welt beschäftigten, hatten immer schon die - bei Lichte betrachtet abwegige - These vertreten, dass der Wohlstand bei uns auf der Ausbeutung der Dritten Welt beruhe und dass wir in Europa verzichten müssten, damit die Armen in der Dritten Welt mehr bekommen könnten. - Als ob es in der Sahelzone mehr Wasser gäbe, wenn wir in Europa bei der Toilettenspülung sparen!

Als dann die grüne Bewegung mit ihrer Kritik an Konsum und Verbrauch, ja, an der modernen Industriegesellschaft überhaupt, aufkam, erkannten die achtundsechziger Theologen in dieser Bewegung ihren natürlichen Bundesgenossen. Die Theologen, die vorher bei Ostermärschen gegen den "Atomtod" protestiert hatten, demonstrierten jetzt in Brockdorf gegen Atomkraftwerke. Diejenigen, die immer von Konsumverzicht gepredigt hatten, drehten auf einmal die Heizung in Kirchen und Gemeindehäusern zurück. Und diejenigen, die immer schon gegen die kapitalistische Gesellschaft waren, freuten sich über jede Bürgerinitiative gegen industrielle Großprojekte, Kraftwerksbauten und Autobahnen, weil sie hofften, so den Kapitalismus insgesamt schwächen zu können. Aus rot wurde grün.

III Resumee

Es gibt sicher noch andere Faktoren, die dazu geführt haben, dass die Ev. Kirche heute eine grüne Ökokirche ist, aber ich denke, die beiden aufgezeigten sind die wichtigsten. Goethes Traum von einem einfachen, sinnenfrohen Leben im Frieden mit der Natur, also Goethes Arkadien, ist im Grunde nichts anderes als der Traum der heutigen Ökobewegung vom sinnlichen, fröhlichen Leben im Einklang mit der Natur. Allerdings muss zur Ehre Goethes gesagt werden, dass sich seine Träume intellektuell und künstlerisch auf sehr viel höherem Niveau bewegten als heute die der heutigen Ökos. Wie dem auch sei, klar ist, dass sich dieser Traum in der heutigen Ev. Kirche verbunden hat mit der politischen Ideologie bzw. Träumerei des Sozialismus. Beides zusammen beherrscht heute die Ev. Kirche.

Dass beide Ideen falsch sind und abwegig, steht wohl außer Frage:

Einen Frieden mit der natürlichen Umwelt hat es für den Menschen in der gefallenen Schöpfung nie gegeben und kann es niemals geben. Der Mensch muss wie jedes andere Lebewesen sein Leben immer in Kampf und Arbeit gegen die Natur behaupten. Er muss Dämme bauen gegen Hochwasser und Häuser gegen die Kälte. Er muss Unkraut und Schädlinge bekämpfen, damit der Weizen wächst. Er muss Impfstoffe entwickeln gegen Viren, und er muss Atome spalten, um die Energieversorgung von über 6 Milliarden Menschen sicherzustellen. Nur vom Wohlstand verwöhnte und der wirklichen Natur längst entfremdete Menschen in den bequemen Städten der Industriegesellschaft haben den Traum vom Frieden mit der Natur träumen können.

Auch der Sozialismus ist ein Irrweg. Er geht von einem völlig unrealistischen positiven Menschenbild aus. Der Mensch ist nicht gut, sondern er ist ein Sünder. Und deshalb wird er wohl niemals eine harmonische Gesellschaft, in der alle sich an Verträge halten, alle das Recht beachten und alle freiwillig miteinander teilen, bilden können. Nichts gegen einen sozialen Staat, der die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten des Lebens auszugleichen versucht, schon gar nichts gegen einen starken Staat, der das Recht gegen Gewalttäter und Verbrecher schützt und so das einigermaßen friedliche Miteinander seiner Bürger gewährleistet! Alles aber gegen die Utopie des Sozialismus!

Es wird der Kirche, wenn sie wieder zu sich selbst finden will, nichts anderes übrig bleiben als sich auf den Kern ihres Glaubens und den Kern des Evangeliums neu zu besinnen. Die Menschheit hat – das weiß jeder Gebildete seit Nietzsche - nur die Wahl zwischen Religion und Nihilismus. Der Platz der Christen ist auf der Seite der Religion. Träumereien als Ersatz für die christliche Erlösungsbotschaft werden in Europa seit Goethes Arkadien immer wieder versucht. Immer wieder aber sind sie zum Scheitern verurteilt.

Pfr.i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 23. 06. 09


*Der Kommentar ist zuerst auf der Web-Site von Konrad Fischer erschienen.

[Seitenanfang] [Startseite]

Dichtung oder Wahrheit?
Wolfgang Sickinger

Diese Frage stellt eine Pfarrerin aus Saarbrücken in der neuesten Ausgabe des rheinischen Heftes für Presbyterinnen und Presbyter „EKiR.info“ mit Blick auf den Inhalt der Bibel.

Sie konstatiert, dass in der Bibel Dichtung und Wahrheit nahe beieinander liegen und ineinander verwoben sind. Ob die Bibel wahr oder falsch ist, könne man nicht pauschal sagen, meint sie. Das Verstehen sei entscheidend, um Zeitgebundenes und „Dichtung“ (also Texte, die höchstens in einem symbolischen Sinn „wahr“ seien) von „Wahrheit“ zu unterscheiden.

Zu vermuten ist, dass an erster Stelle theologisch ausgebildete Menschen wie die Saarbrücker Pfarrerin dafür zuständig sind, der die Bibel lesenden Gemeinde mitzuteilen, was wahr oder falsch sei.

Von der „Heiligen Schrift“ als „alleinige Quelle und Richtschnur des Glaubens, der Lehre und des Lebens“, wie es im Grundartikel der Kirchenordnung steht, sagt der Artikel für rheinische Presbyterinnen und Presbyter nichts. Noch weniger spricht der Beitrag von der Bibel als dem „Wort Gottes“, durch verschiedene Menschen zu verschiedenen Zeiten aufgeschrieben, aber durch den Geist Gottes „inspiriert“. Am allerwenigsten spricht die Autorin davon, dass die Bibel weit vor dem menschlichen „Verstehen“ für rheinische Presbyterinnen und Presbyter und für alle anderen Christenmenschen Verbindlichkeit besitzt, weil es Gott gefallen hat, durch das Wort der Bibel zu uns zu reden. Solche Einsichten liegen offenbar außerhalb des Horizontes der Autorin und der Verantwortlichen für diese Zeitschrift. Die Bibel scheint für sie reines Menschenwort zu sein, in den ältesten Teilen dreitausend Jahre alt, u.a. mit „zeitgebundenen Moralpredigten“ (welche mögen das wohl sein?), mit mythischen Erzählungen, auch mit tiefen Wahrheiten, die aber nach der Auffassung der Autorin erst verstanden und entdeckt werden müssen.

Wenn dies die Mehrheitsmeinung in den rheinischen Presbyterien sein oder werden sollte, können die Kirchen geschlossen werden. Vielleicht könnte man sie ab und zu wieder öffnen, um die Weisheiten Lao Tses, Mohammeds, Jean-Paul Sartres oder von wem auch immer zu verlesen, denn ein anderes Gewicht als die Bibel hätten sie letztlich nicht. Welchen Weisheiten man folgt und welchen nicht, müsste immer wieder neu diskutiert und abgestimmt werden und könnte sich natürlich im Lauf der Zeit ändern.

Die rheinische Kirche wäre dann – endlich! – frei von „Moralpredigten“ und könnte sich als moderner Sozialverein entfalten ohne den lästigen historisch überholten Anhang der Bibel.

Das sagt die Autorin nicht und das meint sie wohl auch nicht, aber es ist die klare Konsequenz ihrer Ausführungen. Wenn die Presbyterien und die Kirche die Wahrheit der Bibel immer wieder neu „entdecken“, unter dem Schutt der Geschichte hervorholen und für die Kirche im 21. Jahrhundert handhabbar zu machen haben, wird die Bibel überflüssig und mit ihr die Kirche. Denn Sozialvereine gibt es schon.

Ist die Kirche schon auf diesem Weg? Wenn nach Gottes Wort gefragt und auf Gottes Wort gehört wird, noch nicht. Sollte über Gottes Wort gestritten werden, wäre das auch nicht schlimm. Schlimm wäre es nur, wenn in den rheinischen Presbyterien nach dem Tenor des „EKiR.info“-Beitrages gar nicht mehr erwartet würde, dass der lebendige Gott durch sein Wort in, mit und unter der Bibel zu uns spricht.

Pfr. Wolfgang Sickinger, Mülheim/Rh, 13.06.09

[Seitenanfang] [Startseite]

Reden vom dreieinigen Gott – wie ist es begründet?
Das Problem, das menschliche Logik mit der Dreieinigkeit hat

Pfr. Robert Stratmann zum Trinitatisfest


[Seitenanfang] [Startseite]

Du sollst
Reiner Vogels

Mörderische Amokläufe an Schulen, gewalttätige Auseinandersetzungen auf Schulhöfen und in öffentlichen Verkehrsmitteln, Komasaufen und Kampftrinken unter Jugendlichen - die Horrornachrichten über einen Teil der heutigen Jugend reißen nicht ab. Zwar betrifft das nach wie vor nur eine Minderheit der Jugendlichen, während die große Mehrheit zu verantwortungsbewussten jungen Menschen heranwächst, aber dennoch ist die Entwicklung dramatisch. Bei vielen heutigen Jugendlichen sind offensichtlich moralische Maßstäbe und Hemmschwellen verschwunden. Und manche Jugendliche laufen vollkommen aus dem Gleis. Entsetzen, Erschrecken und Hiflosigkeit sind auf der Seite der Erwachsenen die Folge. Sie fragen verzweifelt nach den Ursachen. Sie suchen händeringend nach Möglichkeiten, die Entwicklung umzukehren.

Selbstverständlich haben wir Christen kein Patentrezept in der Hand, aber wir können doch aus unserer Sicht einen Hinweis geben, über den man einmal nachdenken sollte. Fest steht jedenfalls: Die wertfreie und wertneutrale Erziehung von Kindern, die seit der Machtergreifung der achtundsechziger Pädagogen- Psychologen- und Soziologentorheiten flächendeckend in Schulen und Hochschulen eingezogen ist, die Erziehung nämlich, die immer nur auf die Selbstverwirklichung der jungen Menschen, auf ihre eigene (egoistische!) Motivation gesetzt hat, ohne dass sie ihnen auch die Augen geöffnet hätte für Pflicht und Verantwortung, für Respekt vor den Erwachsenen (die sich dann natürlich auch so verhalten müssen, dass sie den Respekt verdienen!) und für die Gebote Gottes, ist gescheitert. Diese Erziehung war ein Irrweg.

Angesichts der Ergebnisse dieser Egoismuserziehung, die wir heute in den Schreckensnachrichten aus der Jugendszene sehen, sollten wir Christen den Mut haben, eine Wende und eine Neubesinnung einzufordern. Der Kern der Wende sollte darin bestehen, dass Kinder und Jugendliche wieder das eherne "Du sollst" der 10 Gebote Gottes lernen. Ohne das geht es nicht. Und wenn die staatlichen Schulen da nicht mitmachen wollen, weil der Staat immer noch von der achtundsechziger Ideologie beherrscht wird und sich daher darauf versteift, dass die schulische Bildung wertfrei zu erfolgen habe, dann sollten die Eltern wenigstens zu Hause das "Du sollst" betonen. Sie sollten darüber hinaus verlangen, dass auch im Religionsunterricht und im Konfirmandenuntericht wieder die Verbindlichkeit der Gebote Gottes gelehrt wird. Und sie sollten, wenn es die Möglichkeit dazu gibt, darüber nachdenken, ob sie ihre Kinder nicht auf christliche Schulen schicken können, oder gar solche christlichen Schulen selbst gründen.

All das setzt natürlich voraus, dass die Eltern selbst ein Vorbild sind. Eltern, die die Ehe brechen, Eltern, die selbst nie in die Kirche gehen, Eltern, die über die Maßen trinken, Eltern, die ihre Versicherung oder das Finanzamt betrügen, Eltern, die es nicht schaffen, liebevoll miteinander umzugehen, Eltern, die nur um sich selbst kreisen und nur ihrem Vergnügen leben, werden die notwendige Wende in der Erziehung nicht herbeiführen können. Wenn sie selbst kein Vorbild sind, wird alles Reden und Ermahnen umsonst sein.

Selbstverständlich darf das "Du sollst" nicht der einzige Erziehungsinhalt sein. Jungen Menschen müssen positive Perspektiven für ein sinnvolles Leben aufgezeigt und vorgelebt werden. Sie müssen lernen, dass der Sinn des Lebens nicht darin besteht, zu konsumieren und sich zu amüsieren. Ihnen muss vor Augen gestellt werden, dass es sinnvoll ist, zu leben und ein Leben in der Liebe zu führen und dass das auch dann trägt, wenn man es nicht schafft, viel Geld zu verdienen, ein Superstar im Fernsehen zu werden oder eine glanzvolle Karriere zu machen. Sie müssen ermutigt werden, Familien zu gründen, und Verantwortung für den Partner und für Kinder zu übernehmen. Ihnen muss verdeutlicht werden, dass es im Leben niemals immer glatt geht, dass Rückschläge, Enttäuschungen und Niederlagen dazugehören und dass es sich dennoch lohnt, diese durchzustehen und zu überwinden. Und ihnen muss der Glaube an Jesus Christus als nie versiegender Quell der Lebenskraft und der Zuversicht nahegebracht werden. Das alles gehört dazu. Das alles kann ein Schutz davor sein, dass sich junge Menschen nach Enttäuschungen und Versagen in Einsamkeit, Alkohol, Hass oder Gewalt flüchten. Das ist ebenso wichtig wie das "Du sollst."

Pfr. i.R. Reiner Vogels, 13.05. 09, Swisttal

[Seitenanfang] [Startseite]

Anpassung wird nicht honoriert
Zum Scheitern von "Pro Reli" in Berlin
Reiner Vogels

Vor fast 100 Jahren hat der Anpassungskurs von evangelischer Theologie und Kirche an die politische Linke begonnen. Karl Barth und die religiösen Sozialisten in der Schweiz waren die Stichwortgeber. Im berechtigten Entsetzen über den militaristisch-autoritären Wahn des deutschen Kaiserreichs und der mit ihm verbundenen Kirche haben sie die politischen Parolen ausgegeben, der die Kirche in Deutschland bis heute gefolgt ist. Seit dieser Zeit hat die Ev. Kirche in Deutschland einen konsequenten Kurs der Anpassung, manchmal sogar der Anbiederung an die politische Linke gesteuert.

"Wir sind doch gar nicht so", war der Tenor dieses Kurses. "Wir haben doch die christliche Botschaft längst in eine humanitäre Soziallehre verwandelt und das Christentum in eine humanistisch-sozialistische Reformbewegung. Wir sind doch gar nicht reaktionär, lebensfeindlich, lustfeindlich, kapitalistisch usw. Wir stehen doch gar nicht auf der Seite verstaubter Dogmatik und altmodischer Kirchlichkeit. Wir reden doch gar nicht mehr von Sünde. Wir sind doch modern, aufgeklärt und glauben gar nicht mehr an die Märchen der Bibel. Wir haben doch Sühnetod und leibliche Auferstehung entmythologisiert. Wir sind doch tolerant und für das Recht auf Abtreibung. Wir sind für Feminismus und Homosexualität, aber gegen NATO-Raketen und Globalisierung. Wir haben sogar einen gescheiterten SPD-Politiker zum Bischof und Ratsvorsitzenden gemacht."

Jetzt hat die Kirche in Berlin die Erfahrung gemacht, dass die politische Linke gar nicht daran denkt, ihr als Belohnung für diesen Linkskurs entgegenzukommen. In der Frage des schulischen Religionsunterrichts war sie zu keinerlei Kompromiss bereit. Im Gegenteil, verbissen und mit allen Mitteln haben die linken Parteien in Berlin beim Volksentscheid über den Religionsunterricht die Initiative "Pro Reli" bekämpft und am Ende schließlich gesiegt. Der Anpassungskurs der Kirche an die Linke hat sich nicht ausgezahlt. Aus der Sicht der Linken sind die religiösen Sozialisten seit den Zeiten Lenins nie etwas anderes gewesen als "nützliche Idioten".

Es ist zu hoffen, dass diese Erfahrung in Kirche und Theologie zu einem neuen Nachdenken führt. Es ist zu hoffen, dass man sich wieder auf die eigene Sache, nämlich auf das unverfälschte und unverkürzte Evangelium besinnt und nicht weiter versucht, mit politischer Anbiederung Verbündete zu gewinnen, auf die doch kein Verlass ist. Es ist zu hoffen, dass die Kirche wieder lehrt, dass das Evangelium weder links noch rechts ist, sondern eine frohe Botschaft, die rettet zum ewigen Leben. Es ist zu hoffen, dass die Kirche wieder deutlich macht, dass man in politischen Fragen, wie es in Barmen V formuliert ist, "nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens" immer neu entscheiden muss und sich dabei auch der Möglichkeit des eigenen Irrtums stets bewusst zu sein hat.
Pfr. i.R. Reiner Vogels, 27.04. 09, Swisttal

[Seitenanfang] [Startseite]

Das Tier aus dem Meer
Ein neuer Totalitarismus erhebt sich
Reiner Vogels

"Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen", lesen wir in der Johannesoffenbarung, 13, 1. Das Tier steht in der Bilderwelt des Johannes für den totalitären Staat, der für sich religiöse Verehrung verlangt und allen, die diesem staatlichen Götzen nicht dienen wollen, sondern allein dem wahren einen Gott, Unfreiheit, Armut, Verfolgung und sogar den Tod androht. Johannes hat nach neueren Theorien zur Zeit der Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Nero seine Offenbarungen empfangen und niedergeschrieben. Für ihn war das Tier aus dem Meer das Symbol für den antichristlichen und totalitären Staat, als der sich das Römische Reich gegenüber den Christen erwiesen hat.

In den letzten 100 Jahren hat es mehrere totalitäre Staaten gegeben. Ich erinnere an die Diktaturen der Nazis, der Kommunisten und der Islamischen Gotteskrieger. Ich glaube nicht daran, dass das Auftreten totalitärer Staaten ein sicheres Zeichen der Endzeit sind. Wir sollten uns hüten, wissen zu wollen, was wir nicht wissen können. Ich glaube aber, dass der Totalitarismus, dass menschenverachtende Unfreieheit und Cristenverfolgen eine Gefahr sind, die immer wieder drohen. Jeder Staat kann entarten. Jeder Staat kann sich verwandeln in das Tier, das aus dem Meer aufsteigt. Und deshalb müssen wir Christen wachsam sein und genau die Zeichen der Zeit beobachten. Noch einmal: Nicht, um den Tag der Wiederkunft Christi zu berechnen, sondern um dem Tier entgegentreten zu können, solange es seine volle Macht noch nicht entfaltet hat.
Pfr.i.R. Reiner Vogels, Swisttal, Ostern 2009

[Seitenanfang] [Startseite]

Zweierlei Ostern
Reiner Vogels

Es gibt in der öffentlichen Selbstdarstellung der Evangelischen Kirche, also in Predigten und Andachten in Gemeindebriefen und anderen Medien grundsätzlich zweierlei Ostern. Das eine ist "Ostern light", das andere "Ostern christlich".

Ostern light

"Ostern light" liegt ganz ohne Frage in der überwältigenden Mehrheit kirchlicher Äußerungen zum Osterfest vor. Es lässt sich kurz in einem einzigen Satz zusammenfassen: "Ostern ist Leben." "Ostern light" verwandelt die Osterbotschaft in eine Diesseitslehre. Ostern ist nach dieser Lehre überall dort, wo das Leben wichtiger ist als der Tod. Wenn also Menschen sich nicht lange mit Trauer und Klage über die Vergänglichkeit aufhalten, sondern neue Lebensfreude in der Gemeinschaft suchen, wenn sie die Traurigkeit zu Hause lassen und sich draußen in der Natur an frischem Grün, Vogelgesang und Blumen freuen, wenn sie lebensfeindlicher Politik (hier sind die allseits bekannten Versatzstücke der üblichen kirchlichen Kulturkritik einzusetzen wie "Umweltzerstörung", "Klimakatastrophe" etc.) und statt dessen für Reformen und "Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung" eintreten, dann finden und verwirklichen sie Ostern.

Ostern christlich

Was mit "Ostern christlich" gemeint ist, ist noch schneller erklärt: Es ist die Botschaft, dass Jesus Christus von den Toten auferweckt worden ist. "Ostern christlich" heißt, dass das Grab Christi am Ostermorgen leer war, weil er nicht mehr tot war, sondern lebendig, dass Gott in der Auferweckung des Gekreuzigten die Macht des Todes ein für allemal gebrochen hat und dass in der Auferweckung Christi das künftige Schicksal all derer, die an ihn glauben, vorweggenommen ist: Auch sie werden nicht im Tode bleiben, sondern auferweckt werden, um einzugehen in die ewige Seligkeit bei Gott.

Nur "Ostern christlich" ist das Evangelium

Dass "Ostern light" im Grunde mit der eigentlichen Osterbotschaft des Neuen Testaments nichts zu tun hat, erkennt jeder sofort, der die neutestamentlichen Osterzeugnisse unvoreingenommen liest. "Ostern light" ist daher auch gar keine frohe Botschaft, gar kein Evangelium, sondern eine zutiefst deprimierende, hoffnunglose Botschaft. "Ostern light" verweist den Menschen auf seine eigenen Kräfte, seine Kräfte zur Gemeinschaftsgestaltung, zum Lebensmut, zur Freude an der Natur, zu politischem Engagenment. Alle diese Kräfte enden bekanntlich im Tode. Und da fängt "Ostern christlich" erst an. Es verweist auf Gott und seine allen Tod und alles Leid überwältigende Macht. Nur dies ist eine fröhliche Botschaft.

Und auf der Basis dieser fröhlichen Botschaft wünsche ich allen Lesern fröhliche und gesegnete Ostern.

Pfr.i.R. Reiner Vogels, Swisttal, Ostern 2009

[Seitenanfang] [Startseite]

Das Kreuz – warum?
Gedanken zum Karfreitag
Wilhelm Drühe

Wer die Geschichte des Jesus von Nazareth in den vier Evangelien nachliest, dem kommt am Ende der Berichte die Frage: Warum dieses grausame Lebensende am Kreuz? Das Zeichen dieser damaligen römischen Hinrichtung für Schwerverbrecher hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Es war zunächst ein einfaches Zeichen der christlichen Gemeinden, die ihren Glauben und ihre Religiosität auf diesen Hingerichteten Jesus stützten. Später wurde es auch ein Zeichen der weltlichen Machthaber. Mit dem Zeichen des Kreuzes wurden Kriege geführt, man sprach sogar von den Kreuzzügen, durch die das Land erobert werden sollte, wo dieses Kreuz auf Golgotha einmal gestanden hatte. Deutsche Kaiser schufen als Ordenszeichen das so genannte Eiserner Kreuz. In abgewandelter Form ist es heute noch das Kennzeichen der Waffen unserer Bundeswehr – Panzer und Flugzeuge sind daran zu erkennen. Aber auch die kirchlichen Würdenträger tragen es. Es ist ein Zeichen ihrer Stellung in der kirchlichen Hierarchie und ist ein wertvolles Schmuckstück in Gold und mit Edelsteinen geworden. Und heute schmückt es auch weibliche Busen – bei Jung und Alt.

Das Kreuz hat also einen langen und verwirrten Weg zurückgelegt. Und es hat häufig verloren, für was es eigentlich stehen sollte – besonders auch an diesem Karfreitag. Jesus wollte sein Volk zurückbringen zu einem rechten Glauben an den Gott, der sich dieses Volk in besonderer Weise ausgesucht und berufen hatte. Er wurde missverstanden. Es zeigte sich gegen Ende seiner öffentlichen Tätigkeit als Wanderprediger, dass man ihn nicht verstehen wollte. Die Anklage vor dem römischen Militärkommandanten in Jerusalem war so widersprüchlich, dass Pontius Pilatus ihn am liebsten freigelassen hätte. Aber seine Ankläger forderten die Hinrichtung am Kreuz.

Wenn am Karfreitag in unseren Kirchen die Leidensgeschichte verlesen wird, dann hat mich besonders der Todesschrei des Sterbenden angesprochen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Sicher die äußerste Zuspitzung der Qualen, der Schmerzen, die zum Tode führten! Jesus von Nazareth hatte von Gott einen Auftrag auf dieser Erde erhalten und angenommen. Es geht nicht um einen der vielen Justizskandale, die auf der Erde geschehen sind. Dieser Jesus, der Sohn Gottes, hatte einen besonderen Auftrag von seinem Vater erhalten: Am Ende seines Lebens sollte er für die Erlösung der Menschen sein Leben lassen – auch ein Zeichen dafür, was Sünde gegen Gott bedeutet, was Gott unternimmt, um die Menschen zurückzuholen aus der Entfernung, in die sich sie absichtlich gebracht hatten. Die ganze Zuspitzung dieses Karfreitags: Dieser mit dem Tod Ringende fühlte sich von seinem Gott verlassen. Das sollten wir nicht vergessen – und das Kreuz als Todeszeichen nicht verharmlosen. Der Karfreitag bleibt die ernste Erinnerung an die Gottesverlassenheit dessen, der am Kreuze starb. Ein Sohn schrie nach seinem Vater! Kann es eine christliche Gemeinde und Kirche geben – ohne dieses Kreuz in dieser Bedeutung?

Pfr. i.R. Wilhelm Drühe, Mettmann, 09.04. 09

[Seitenanfang] [Startseite]

Was „Christologie“ bedeutet
Pfr. Wolfgang Sickinger


[Seitenanfang] [Startseite]

Gottes Machtübernahme
Gedanken zum Palmsonntag
Wilhelm Drühe

Wenn weltliche Herrscher Regierungsgewalt übernehmen, dann veranstalten sie gerne große Aufzüge und Paraden. Die Leute sollen erfahren, wer jetzt das Sagen hat und wie der Herrscher seine Herrschaft entfalten wird. Beliebt sind diese Veranstaltungen am Abend mit Fackeln und Musik, dann wirkt das Ganze noch martialischer. Es ist jetzt schon lange her, da bahnte sich in der jüdischen Hauptstadt Jerusalem etwas Ähnliches an. Aber es war kein Herrscher, der mit seinen Soldaten einzog, sondern der Wanderprediger aus Nazareth, der Rabbi Jesus. Und er saß nicht auf einem Pferd, sondern auf einem Esel. Die Leute bereiteten ihm einen triumphalen Empfang, rissen zur Begrüßung Zweige von den Bäumen und legten ihre Mäntel auf die Straßen – und sie riefen in Begeisterung: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen Gottes, der König von Israel!“ Wir können uns kaum noch vorstellen, was dieser Empfang damals bedeutet hat.

Es war außerdem auch noch ein hohes jüdisches Fest, zu dem Tausende aus allen Ländern als Pilger in die Tempel-Stadt gekommen waren. Es steht nicht in der Bibel, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Jesus auf dem Esel den Kopf geschüttelt hatte, denn er wusste ja, was ihn in den nächsten Tagen erwarten würde. Mit der Verehrung durch das Volk wird es bald vorbei sein. Dann werden sie rufen: „Ans Kreuz mit ihm!“ und diese grausame Todesstrafe für ihn fordern. Es war eben Gottes Machtübernahme, aber anders als Menschen das organisieren. Das Zeichen dessen, was Gott mit den Menschen zu tun haben will, ist das Kreuz, an dem sein Sohn qualvoll enden wird, das Zeichen der Erlösung und Versöhnung, die von Gott ausgeht. Damit die Menschen damals und zu allen Zeiten – auch heute im Jahre 2009! – dieses verstehen, sagte Jesus beim Verhör durch den römischen Befehlshaber Pontius Pilatus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!“

Der Palmsonntag mit der Erinnerung an diesen Einzug des Jesus Christus in Jerusalem ist eine ernste Mahnung an alle Christinnen und Christen, an alle Gemeinden und Kirchen, dass sie das, was Gott mit uns vor hat, nicht mit dem Weltlichen vermengen. Aus der Sache Gottes darf unter keinen Umständen weltliche oder persönliche Macht entstehen. Wer sich auf Gott und seinen Sohn beruft, sollte sich wirklich fragen, worum es ihm dabei geht. Sind es doch nur eigene Interessen, verbunden mit der Sehnsucht nach sozialer, auch religiöser Macht, die verdeckt werden? Dafür ist übrigens Jesus am Kreuz auch gestorben!

Pfr. i. R. Wilhelm Drühe, Mettmann, 01.04. 09

[Seitenanfang] [Startseite]

Auch das noch - ein evangelischer Erzbischof für Deutschland?
Ein Zwischenruf von Wilhelm Drühe

„Das wäre ein großer Wurf“ – so der kurhessische Bischof Martin Hein in einem Interview für den Evangelischen Pressedienst (epd), veröffentlicht in „jesus.de“. An der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sollte ein Leitender Bischof oder ein Erzbischof stehen. Dieser „große Wurf“ käme nicht aus Tendenzen zur Katholisierung, man könnte ihn vielmehr in vielen ökumenischen Partnerkirchen erleben. Dieser Erzbischof wäre dann der Repräsentant der evangelischen Christenheit in Deutschland, stärker als dies bisher bei dem Ratsvorsitzenden der EKD der Fall gewesen war.

Das ergibt sich also aus dem EKD-Reformprogramm „Kirche in Aufbruch“, dem Prozess mit dem Jahresziel 2017. Unübersehbar eine weitere Zentralisierung der evangelischen Kirche, auch nach Berlin hin. „Aufgrund der Präsenz der Bundespolitik in Berlin sollte dieser Leitende evangelische Bischof zugleich Berliner Bischof sein.“ Unüberhörbar: Stärkung der EKD-Ebene – und am Horizont taucht schon die Frage und Möglichkeit einer „Bundeskirche“ auf – über die zumindest diskutiert werden sollte, meinte Bischof Hein. Bischof Wolfgang Huber, wohl so etwas wie der Vater dieser Gedanken, hat viel angestoßen und einiges erreicht – ob es immer nützlich und brauchbar war für den Protestantismus in Deutschland, das kann und muss man bezweifeln.

„Anzuerkennen ist, dass es durch den jetzigen Ratsvorsitzenden gelungen ist, in der Öffentlichkeit ein erkennbares Gesicht des Protestantismus zu präsentieren. Das muss auch strukturell unterfüttert sein.“ Einen Weg dahin sieht der Huber-Anhänger in der Stärkung der Kirchenkonferenz – verbunden mit der Frage: „wie viel Geld in der EKD zur Verfügung steht.“ Zentralisierung, Zentralisierung…

Ich habe nicht zuerst etwas gegen diese Überlegungen, weil es im vergangenen Jahrhundert unter ganz anderen politischen Vorzeichen das Vorhaben der „Reichskirche“ mit einem „Reichsbischof“ gegeben hat. Hätte man damals einen Frommeren ausgewählt als den Reichsbischof Ludwig Müller aus der Militärkirchen-Abteilung der damaligen evangelischen Kirche in Deutschland und hätten die „Deutschen Christen“ nicht darin ein Betätigungsfeld gesehen, hätte es damals schon so etwas gegeben wie das, was jetzt angestoßen und versucht wird.

Für mich ist unsere evangelische Kirche zunächst und vor allem eine Basis-Kirche, ganz im Sinne der Reformation Martin Luthers, dokumentiert im Augsburger Bekenntnis von 1530. Von der Kirche heißt es dort: Sie ist „die Versammlung der Gläubigen, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden.“ Hätten die Fürsten in ihrer kirchlichen Machtübernahme - „Fürstenreformation“ mit dem folgenden Bündnis von „Thron und Altar“, weiterlebend in dem heutigen System unserer Landeskirchen - nicht dieses Reformvorhaben zerschlagen, wäre unsere evangelische Kirche weithin eine Gemeindekirche geblieben.

Selbst Wolfgang Huber hatte noch im Jahre 1998 in einem Vortrag in der Evangelischen Akademie Mülheim an der Ruhr gesagt: „Die äußeren Voraussetzungen für eine enge Verbindung zwischen Staat und Kirche sind in Deutschland im Jahr 1918 entfallen. Die dadurch eingeleitete Veränderung aber ist von den Kirchen nur zögernd begriffen und verarbeitet worden. Nach wie vor erscheint die Kirche vielen als ‚Fortsetzung des Staates mit religiösen Mitteln’ (Chr. Schwöbel). … Die staatsanaloge Vorstellung von der Volkskirche fügt aber der Aufgabe, Kirche für das Volk zu sein, je länger desto deutlicher schweren Schaden zu.“ Diese staatsanaloge Gestalt der evangelischen Kirche in Deutschland erhält noch eine inhaltliche Prägung weithin als eine Institution der „civil religion“, der Bürger-Religion. Von der hatte ein Studienprogramm des Lutherischen Weltbundes (LWB) im Jahre 1985 festgestellt: In der evangelische Volkskirche „vermengen sich Kirche und Gesellschaft, ideologische Vorstellungen und christlicher Glaube.“

Unübersehbar ist für mich heute der EKD-Rückzug aus der Basis – und der Ausbau einer „protestantischen Herrlichkeitskirche“ auf den oberen Ebenen, gipfelnd (wieder!) im „Berliner Dom“. Auf der einen Seite bedauere und befürchte ich diese Entwicklung, auf der anderen Seite könnten sich dadurch Gemeinden an der Basis weiterentwickeln – was die erwähnte Confessio Augustana festgestellt hat: „die Versammlung der Gläubigen, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden.“ Wenn das verwirklicht wird, was mit dem evangelischen Erzbischof für Deutschland verbunden ist, dann haben wir aber eine ganz andere evangelische Kirche in Deutschland.

Pfr. i. R. Wilhelm Drühe, Mettmann, 19.03. 09

[Seitenanfang] [Startseite]

Thesen zum Thema „Judenmission“
Günter Rudolf Schmidt/Erlangen, März 2009


[Seitenanfang] [Startseite]

Vergebung "einfach so"?
Zur Passion Christi

Ein neues Feindbild haben heutige Theologen ausgemacht: Anselm von Canterbury. Er hatte im Hochmittelalter in seiner Schrift "Cur deus homo?" - "Warum ist Gott Mensch geworden" - die kirchliche Lehre vom stellvertretenden Opfertod Christi am Kreuz als Sühne für die Sünden der Menschen theologisch auf den Begriff gebracht.

In Bausch und Bogen wird diese Lehre nicht nur von feministischen Ideologen, sondern auch von liberalen Durchschnittstheologen verdammt. "Gott braucht kein Opfer als Sühneleistung für die Sünde", hört man von dieser Seite, "er vergibt die Sünde einfach so. Er ist nämlich barmherzig und voller Güte."

Schon Anselm hat gezeigt, dass die Menschen, die derartiges lehren, die Dinge einfach nicht ausreichend durchdacht haben. "Nondum considerasti", hat er seinem Dialogpartner Boso entgegengehalten, "quanti ponderis sit peccatum." Übersetzt: "Du hast noch nicht bedacht, welches Gewicht die Sünde hat." In der Tat, das haben diejenigen, die behaupten, dass Gott die Sünden "einfach so" vergebe, noch nicht bedacht. Es gibt in der Menschheitsgeschichte Verbrechen und Untaten, die so ungeheuerlich sind, dass es einfach ein Unrecht und eine schreiende Ungerechtigkeit wäre, wenn Gott den Verbrechern "einfach so" vergeben würde. Das würde auch kein vernünftiger Mensch wollen können. Wer könnte allen Ernstes wollen, dass einem Hitler, einem Pol Pot, einem Stalin oder auch einem "gewöhnlichen" Mörder und Kinderschänder "einfach so" vergeben würde? Sturm würden alle rechtschaffenen Menschen gegen eine solche Vorstellung laufen. Mit Recht! Die Sünde wiegt viel zu schwer, als dass ihr "einfach so" vergeben werden könnte. Und wenn man es sich genau überlegt, dann gilt das nicht nur für die aufgezählten geradezu monströsen Verbrechen, sondern auch für gewöhnliche, "normale" Sünden. Soll einem Ehebrecher, der das Glück einer Familie zerstört hat, "einfach so" vergeben werden? Einem Betrüger, der Menschen ihre Ersparnisse geraubt hat, einem Verleumder, Bankräuber, Dieb und Gewalttäter? Soll das alles "einfach so" gegenstandslos werden? Kann ein gerechtigkeitsliebender Mensch wirklich wollen, dass Gott "einfach so" durch die Finger sieht und fünf gerade sein lässt?

Nein, auf alle diese Fragen kann es nur ein eindeutiges Nein geben. Es muss eine Sühne für die Sünde geben. Und daraus folgt: Wenn man den Sühnetod Christi ablehnt, lehnt man die Möglicheit der Sühne und damit letztlich der Vergebung überhaupt ab. Denn der Mensch kann keine ausreichende Sühne für seine Sünde leisten. Womit sollte ein Mensch vor Gott sühnen können? Was hat er denn, das er nicht vorher von Gott bekommen hätte? Zugespitzt: Womit sollte denn ein Mörder, ein Hitler, ein Pol Pot sühnen können? Wiegen ihre Verbrechen denn nicht so schwer, dass selbst ihr Tod keine ausreichende Sühne für ihre Taten sein kann?

Letztlich gilt für alle Menschen: Sie können nicht ausreichend sühnen. Der Mensch ist in einer ausweglosen Situation. Er hat sein Leben vor die Wand gefahren. Seine Zukunft ist verwirkt.


Dies ist der Hintergrund, vor dem der Weg Christi in Leid und Tod verständlich wird: Was der Mensch nicht tun konnte, hat er für uns getan. Christus erkauft dem Menschen eine zweite Chance. Er leistet stellvertretend die Sühne für uns. Und er tut das nicht gezwungenermaßen, sondern in feier Selbsthingabe. Er geht seinen Weg nicht, um dem himmlischen Vater Genugtuung zu leisten, sondern er geht ihn, weil er selbst den Weg gehen will. Deshalb ist er "die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt." (1. Joh. 2, 2)

Pfr. i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 03.03. 09

[Seitenanfang] [Startseite]

Die Abschaffung des „Missionsbefehls“ – oder wie in der EKD mit der Bibel umgegangen wird!
Überlegungen von Wilhelm Drühe


[Seitenanfang] [Startseite]

Kanzlerin und Papst und die Abwehr einer geistlichen Staatsaufsicht über die Kirche
Reiner Vogels

Zunächst hat die Leitung der Römisch-Katholischen Kirche in Gestalt des Papstes die Exkommunikation von Mitgliedern der sog. "Pius-Bruderschaft" aufgehoben. Nachträglich hat sich herausgestellt, dass einer der wieder zur Kommunion Zugelassenen in törichter Verkennung der historischen Tatsachen die Existenz von Gaskammern unter den Nazis zur Ermordung von Juden bestritten hat. Um Missverständnissen entgegenzutreten, hat der Papst wie viele Male zuvor auch erneut öffentlich das alle menschlichen Maßstäbe und alle Vorstellungskraft sprengende Nazi-Verbrechen des millionenfachen Judenmordes im Namen seiner Kirche unmissverständlich verurteilt. Dann aber kam die Bundeskanzlerin und hat verlangt, dass der Papst sich eindeutig von der Leugnung des "Holocaust" distanziere. Seine bisherigen Erklärungen seien unzureichend.

Was kann sie nach der eindeutigen öffentlichen Erklärung des Papstes mit dieser Forderung anderes im Sinn gehabt haben als die Aufforderung an den Papst, die Aufhebung der Exkommunikation des Betreffenden rückgängig zu machen? Nichts! Die Forderung der Bundeskanzlerin kann also nur so verstanden werden, dass sie bei der Frage, wen die Römisch-Katholische Kirche exkommuniziert und wen nicht, als Politikerin und Bundeskanzlerin ein Mitspracherecht beansprucht. Ein solcher Anspruch jedoch ist eine unerlaubte Grenzüberschreitung. Im Grunde hat die Kanzlerin eine Art geistlicher Aufsicht des Staates über die Kirche verlangt. Das aber ist ein Angriff auf die Religionsfreiheit und eine Missachtung der dem Staat gesetzten Grenzen. Aus diesem Grunde muss auch von evangelischer Seite, auch wenn in diesem Fall unsere Kirche gar nicht betroffen ist, dem Versuch der Kanzlerin entgegengetreten werden, die Freiheit der Kirchen einzuschränken.

All dies gilt vollkommen unabhängig von der Frage, ob die Römisch-Katholische Kirche mit der Aufhebung der Exkommunikation richtig gehandelt hat oder nicht. Aus evangelischer Sicht sei immerhin zu bedenken gegeben, dass es eine Kirche der Reinen niemals geben kann. Es wird in der Kirche immer Unkraut unter dem Weizen, Gute und Böse und eben auch Verbrecher geben. Das wird eine Kirche, solange sie in dieser Welt existiert, niemals verhindern können. Und sie soll es auch nicht versuchen.

Pfr.i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 09.02. 09

[Seitenanfang] [Startseite]

Lichtmess – die dunklen Tage gehen zu Ende, und es wird wieder hell um uns
Pfr. Robert Stratmann, Ulm-Jungingen


[Seitenanfang] [Startseite]

Abraham und der Glaube an den einen Gott
Pfr. Winfrid Krause

Die Landessynode hat im Januar eine „Arbeitshilfe“ zum „Gespräch zwischen Christen und Muslimen“ verabschiedet, die gegenüber der Vorlage der Ausschüsse erheblich überarbeitet und in ihrem Ergebnis stark eingeschränkt wurde. Während die Vorlage noch acht Punkte nannte, die Muslime und Christen bei allen Unterschieden „gemeinsam sagen“ könnten, betont die jetzige „Schlußbemerkung“ die Verschiedenheit der Offenbarungsquellen und die Verpflichtung zu gegenseitiger Achtung.

Das Dialogpapier ist eine Reaktion auf die EKD-Handreichung „Klarheit und gute Nachbarschaft“, die zahlreiche strittige Punkte offen thematisiert hatte, was manchen Dialogenthusiasten, die nur das Verbindende sehen wollen, nicht gefallen hatte. Im Rheinland meinte man auch, wie die Einleitung betont, an „theologische Einsichten“ anknüpfen zu können, die hier im christlich-jüdischen Gespräch „gewonnen“ wurden. Dabei wird übersehen, daß uns mit den Juden ein Offenbarungszeugnis verbindet – die Hebräische Bibel, die ausdrücklich in den christlichen Kanon aufgenommen wurde. Altes und Neues Testament wurden jedoch nicht in den Koran übernommen, sondern gelten im islamischen Bereich als „verfälscht“. Von daher kann das Gespräch mit den Muslimen nicht auf die gleiche Stufe wie mit den Juden gestellt werden.

Der 1.Teil, der sich mit der Einheit Gottes beschäftigt, bemüht die „Unterscheidung zwischen Gott und Gottesbildern“, um die Frage, „ob Christen und Muslime an denselben oder jeweils einen ganz anderen Gott glauben“, zu beantworten. „Gemeinsamkeiten beider Religionen“ bestünden in dem „Glauben an den einen Gott, der sich den Menschen gnädig zuwendet, der die Welt geschaffen hat,...Boten sendet, die ... an sein Gericht erinnern.“ Die „bleibende Differenz“ dagegen im Glauben an Jesus als Gottes Sohn, sein Versöhnungshandeln am Kreuz, seine Auferweckung, in der Einschätzung der „Macht der Sünde“ und des „freien Willens“ und in der „trinitarischen Rede von Gott“, deren „christologische Wurzel“ beschrieben wird. Theologisch ist es jedoch sehr fragwürdig, ob die im Neuen Testament zentrale Gebetsmittlerschaft Jesu (Röm 8,34; 1.Tim 2,5; 1.Joh 2,1; Hebr 8), die auf seinem Sühnopfer beruht, das den freien Zugang zum Vater eröffnet, mit der Rolle Abrahams als „Gottes Ohr“ verglichen werden kann (wo steht das im Koran ?).

Der 2.Teil geht dann auf die Gestalt Abrahams näher ein. Viele Bibelstellen, die Reformatoren und das 2.Vaticanum werden zitiert. Die besonders von Paulus herausgestellte Bedeutung des rechtfertigenden Glaubens Abrahams (Gen 15,6; Röm 4; Gal 3) mit ihrer kritischen Spitze gegen jede Werkgerechtigkeit bleibt jedoch unerwähnt. Auch das historische Problem, welche Abrahamsüberlieferung authentisch ist, wird ausgeklammert. Im Blick auf den Islam wird besonders die Ismael-Verheißung gewürdigt (1.Mose 16,10ff.; 17,20; 21,13; 25,12ff.). Diese bleibt jedoch im Alten Testament ganz irdisch, ohne Bezug zu Bund und Erwählung, so daß sie sich kaum als tragfähige Gesprächsbrücke eignet. Auch die alte Streitfrage, ob Isaak oder Ismael geopfert werden sollte (vgl. 1.Mose 22; Sure 37,98ff.), wird nicht angesprochen.

Insgesamt herrscht also trotz kritischer Korrekturen der alte Dialogoptimismus vor, der schwierige Fragen ausblendet und das Gemeinsame betonen will. Dies war schon im Gespräch mit der römisch-katholischen Kirche trotz aller ökumenischer Euphorie wenig fruchtbringend. Die dornigen Fragen von Religionsfreiheit, Stellung der Frau, Menschenrechte, Demokratie, Gewalt in Sachen Religion u.a. spricht die „Arbeitshilfe“ nicht an. Unzureichend ist der Verweis auf die Reformatoren; Luthers Türkenschriften und kritische Koranausgabe werden nicht herangezogen. Ärgerlich ist, wenn um Verständnis dafür geworben wird, daß sich „im Koran sowohl Aussagen finden, die Christen und Juden mit Offenheit und Toleranz begegnen, wie auch solche, die dazu aufrufen, sie zu bekämpfen.“ (S.5 der korrigierten Internetfassung).

Pfr.W.Krause, Thalfang – Islambeauftragter Kirchenkreis Trier, 26.01.09

[Seitenanfang] [Startseite]

Gegen Gottes Wort und auf Kosten des theologischen Nachwuchses
Zur Pensionsberechtigung für homosexuelle Partner von Pfarrern und Kirchenbeamten im Rheinland
Pfr. Thomas Berke

„Eigentlich sollte doch die Kirche“, so sagte mir vor einiger Zeit ein Gemeindeglied, „ von Gottes Wort her für den Vorrang von Ehe und Familie gegenüber homosexuellen Partnerschaften eintreten.“ Diese Erwartung teilen viele Gemeindeglieder, die anscheinend mehr von Gottes Wort wissen als Synoden und Kirchenleitungen. Dass die Evangelische Kirche im Rheinland das Gegenteil tut und sich zum Vorreiter einer Gleichstellung von Ehe und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften macht, muss darum Anlass zum Protest sein, zu einem deutlichen Zeugnis für die Geltung von Gottes Wort und Gebot in der Kirche.

Vorrang der Ehe von Gottes Wort her geboten

Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass allein die Ehe von Mann und Frau eine biblische Begründung und damit Vorrang vor anderen Formen der Ehe besitzt. Dies ist nicht durch „archaische Gesellschaftsstrukturen“ bedingt, die überwunden werden müssten. Im Gegenteil: Das Christentum hat in seiner Geschichte den Vorrang der Ehe vor anderen Lebensformen wie Polygamie und gleichgeschlechtliche Partnerschaften (die übrigens in der griechisch-römischen Antike durchaus verbreitet waren) in der Gemeinde vorgelebt und dadurch segensreich in die Gesellschaft hinein gewirkt.

Die Hochachtung der Ehe geht in der Bibel so weit, dass auch das Verhältnis zwischen Gott und Mensch mit einer Ehe und Jesus Christus mit einem Bräutigam verglichen wird. Dies hat zwei Gründe: Zum einen hat Gott den Menschen von Anfang an als Mann und Frau in der Polarität ihrer Geschlechtlichkeit geschaffen. Zum anderen ist Sexualität eine gute Gabe Gottes mit dem Ziel der Weitergabe des Lebens. Diesen Zweck hat Homosexualität eindeutig nicht. Sie ist Ausdruck einer Kultur des Todes, die Ehe hingegen Bestandteil einer Kultur des Lebens, in der Liebe verantwortlich und zukunftsoffen gestaltet wird.

Ordnung der Kirche nicht beliebig

Selbst wenn also im staatlichen Bereich eine Pensionsberechtigung für gleichgeschlechtliche Partner von Beamten bestünde – was bislang übrigens gar nicht der Fall ist! -, dürfte die Kirche sich dem nicht anschließen. Denn die Ordnung der Kirche darf die „Gestalt ihrer Ordnung“ nicht „an den herrschenden politischen und weltanschaulichen Überzeugungen orientieren“ (so die 3. Barmer These).

Synoden, die eine Gleichstellung der Ehe mit gleichgeschlechtlichen Lebensformen betreiben, stellen „mit menschlicher Selbstherrlichkeit das Wort und Werk des Herrn in den Dienst irgendwelcher eigenmächtig gewählter Wünsche, Zwecke und Pläne“ (6. Barmer These!). Wir dürfen uns nicht damit abfinden, sondern sollten mit aller Klarheit und Entschiedenheit auf eine Erneuerung unserer Kirche aus Gottes Wort hinarbeiten.

Ein Schlag ins Gesicht des theologischen Nachwuchses

Die Pensionsberechtigung für gleichgeschlechtliche Partner von Pfarrern und Kirchenbeamten ist eine millionenschwere Bürde für die kirchlichen Pensionskassen. Wir müssen es uns vor Augen halten: Im vergangenen Jahr ist die Tür für den theologischen Nachwuchs zu einem Nadelöhr verengt worden, weil die rheinischen Kirche meint, die Pensionslast für sie nicht mehr tragen zu können. Es werden aus diesem Grund derzeit nur ein Viertel der Vikare nach dem 2. Examen in den Pfarrdienst übernommen. Ist es nicht ein Schlag in das Gesicht des theologischen Nachwuchses, wenn die Landessynode durch ihren Beschluss den Kreis der Versorgungsberechtigten ohne Not ausweitet und damit die Pensionslast weiter steigert? Auch aus diesem Grund muss der Beschluss, homosexuellen Partnern von Pfarrern und Kirchenbeamten Pensionsberechtigung zu verleihen, entschieden abgelehnt werden.

Pfarrer Thomas Berke, Mülheim (Mosel), 26.01. 09

[Seitenanfang] [Startseite]

Das Zeichen und die Schrift
Zur Geschichte von den drei Weisen aus dem Morgenland (Mt. 2, 1-12)
Reiner Vogels

Ein Zeichen am Himmel haben die drei Weisen aus dem Morgenland - manchen sprechen auch von drei Königen - gesehen, einen Stern, der einen neuen König in Israel ankündigte. Astronomen und Theologen spekulieren darüber, welchen Stern bzw. welche besondere Himmelserscheinung sie gesehen haben könnten. War es ein Komet? Eine Konstellation von Jupiter und Saturn? Eine Supernova? Oder war es etwas völlig anderes? Kein Mensch weiß die Antwort. Man kann getrost die Spekulationen auf sich beruhen lassen.

Interessant allerdings ist, dass die Weisen aus dem Morgenland - vermutlich waren es Sternenkundige aus Babylon, also Heiden, die nicht an den Gott der Bibel glaubten - ein Zeichen gesehen haben. Auch die Heiden haben Zeichen, die auf Gott hinweisen. Die Schöpfung ist voller Zeichen, die die Menschen aufmerken und fragen lassen sollen, die sie zum Suchen und Forschen bewegen sollen. Bei den Weisen aus dem Morgenland war es ein besonderer Stern. Aber alle Menschen können aufmerken und hören, dass die Himmel die Ehre Gottes erzählen (Ps. 19). Alle Menschen hören die Stimme in ihrem Gewissen, die sie nach gut und böse fragen lässt. Alle Menschen können des Nachts den gestirnten Himmel über sich bestaunen und beginnen, nach dem Schöpfer des Alls zu fragen.

Die Weisen damals haben es nicht beim Staunen allein belassen. Sie sind dem Zeichen nachgegangen. Sie haben versucht, den Dingen auf den Grund zu gehen. Eine Forschungsreise haben sie unternommen. Im Grunde haben sie gehandelt wie moderne Wissenschaftler, die sich nicht einfach mit dem Betrachten der Phänomene begnügen, sondern versuchen, die Kräfte und Naturgesetze zu erkennen, die hinter den Dingen stehen.

Ein Stück weit sind die Weisen auf ihrer Forschungsreise dem Ziel näher gekommen. Ins Land Israel sind sie gelangt, sogar in die Hauptstadt Jerusalem. Am Ende aber hat das Zeichen sie nicht zum Ziel geführt. Im Gegenteil, es hat sie in den Palast des Herodes geführt, gewissermaßen in die Höhle des Löwen. Denn Herodes war ja, wie sich später herausstellen sollte, der gefährlichste Feind des neugeborenen Königs. Auch in dieser Hinsicht ist die Geschichte von den drei Weisen ein Lehrstück: Die Zeichen der Natur, die Zeichen, die die Schöpfung reichlich und vielfältig bereithält, sind Zeichen, mit denen Gott die Aufmerksamkeit erregen und zum Fragen reizen will. Allein jedoch führen diese Zeichen nicht wirklich zum Ziel. Die bloße Erforschung der Welt führt nicht zu dem wirklichen Gott.

Zum Ziel hat die Weisen aus dem Morgenlande am Ende erst die Bibel geführt. Die Schriftgelehrten Jerusalems haben ihnen dabei geholfen. Sie haben auf das Verheißungswort des Propheten Micha über die Geburt des Messias in Bethlehem hingewiesen, und das hat den Weisen den Weg gewiesen, der zum Ziel führte.

Als Botschaft der Geschichte können wir festhalten: Gott gibt Zeichen. Allen Menschen, auch den Ungläubigen und Heiden gibt er Zeichen, denn er will alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit führen. Zum Ziel jedoch führt am Ende nur die Schrift. Nichtchristen und Ungläubige sollen ruhig den Zeichen folgen und ihnen nachgehen. Irgendwann jedoch, wenn sie erkennen, dass die Zeichen nicht eindeutig sind, sollten sie in der Schrift nachlesen. Zur Klarheit der Gotteserkenntnis führt nur die Schrift.


Pfr. i. R. Reiner Vogels, Swisttal, 5. 1. 09
[Seitenanfang] [Startseite]