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Sommer



Unter den vier Jahreszeiten, die Gott geschaffen hat - „Sommer und Winter hast du gemacht" (Ps 74,17) - ragt der Sommer mit seiner Lebensfülle heraus. Alle Blumen und Bäume stehen voll in Laub und Blüte. Die Früchte reifen der Ernte entgegen. Die warmen, langen Tage lassen nicht nur viele Menschen auf Terasse, Balkon oder im Garten leben, sondern reizen uns auch zu Urlaubsreisen. Während der Herbst auf Tod und Vergänglichkeit und der Frühling auf neues Leben und österliche Auferstehung hindeuten, symbolisiert der Sommer Gottes Ewigkeit.

In unserem Gesangbuch ist deshalb von der „lieben Sommerzeit" (EG 148,1; 503,1), der „geistlichen Sommerzeit" (EG 500,3) und dem „Sommer deiner Gnad" (EG 503,13) die Rede. Im Hintergrund stehen zwei Bibelworte:

„Und an jenem Tag werden lebendige Wasser aus Jerusalem fließen, die eine Hälfte zum Meer im Osten und die andere Hälfte zum Meer im Westen, und so wird es sein im Sommer und im Winter." (Sach 14,8)

„An dem Feigenbaum aber lernt ein Gleichnis: Wenn seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, so wißt ihr, dass der Sommer nahe ist." (Mk 13,28)

Beide haben endzeitliche, eschatologische Bedeutung. Wenn im sommertrockenen Orient aus der Stadt Jerusalem im Sommer wie im Winter lebendige Wasser fließen (vgl. Hes 47,1ff.; Joel 4,18; Gen 2,10ff.; Offb 22,1f.17), dann ist die ewige Heilszeit angebrochen, das Paradies wiederhergestellt und der neue Himmel und die neue Erde gekommen (Jes 65,17; 66,22; 2.Petr 3,13; Offb 21,1). Wenn der Feigenbaum mit seinen süßen Früchten voll im Saft steht, ist der Sommer nahe. Während sich unser natürliches Leben wegen der Sünde zum Tode neigt und irgendwann stirbt, hat durch die Auferstehung Jesu Christi neues und ewiges Leben in Fülle begonnen, an dem wir durch seine vergebende Kreuzesgnade teilhaben sollen. Dies geschieht jetzt schon im Glauben, der sein Leben schaut, und in fröhlicher Hoffnung, selbst an Sterbebetten und Gräbern. Einst aber wird dieses Leben uns an Leib und Seele ganz erfüllen, im Schauen der Herrlichkeit Gottes und im Leben, Lieben und Loben in seinem Reich. Dahin seien in diesem Sommer unsere Gedanken gerichtet. (EG 449,12)
Pfarrer i.R. Winfrid Krause



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