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Bericht über den Herbstkonvent des Lutherischen Konventes im Rheinland am 1.11.2023 in der Alten Lutherischen Kirche am Kolk (Wuppertal-Elberfeld)

Wie in jedem Jahr begann der Konvent mit einem festlichen lutherischen Gottesdienst mit Heiligem Abendmahl. Die Liturgie und die Predigt hielt Pfarrer i.R. Andreas Bollengraben. In seiner Auslegung über Matthäus 5, 1-12 (Die Seligpreisungen Jesu) stellte Pfarrer Bollengraben die Ermutigungen für den Çhristen durch die Seligpreisungen in den Vordergrund.

Gegen 12.00 Uhr hielt Professor Dr. Volker Stümke (Hamburg) einen Vortrag über „Schöpfungsethik und Klimaerwärmung“. Er führte seine Ausführungen unter den Prämissen aus, daß die anthropogene Klimaerwärmung ein Fakt für die Mehrzahl der Klimawissenschaftler ist und er sich als evangelischer Ethiker dazu verhält und seine Thesen aufstellt. Prof. Stümke hält den Begriff „Klimawandel“ für einen Containerbegriff, in den jeder Beliebiges einfüllen kann. Er selber kann als nicht Naturwissenschaftler keine Aussagen über die Prämissen des menschengemachten Anteils der vorgeblichen Klimaerwärmung machen. Als Ethiker kann er aber die christlich-ethischen Schlußfolgerungen daraus ziehen.

Zur Erläuterung seiner christlichen Ethik angesichts der Klimaerwärmung verglich er die Lehrschrift „Laudatio si“ aus dem Jahr 2015 von Papst Franziskus mit den Ausführungen angelsächsischer Denker einer sogenannten „Dark Ecology“ (Timothy Morten u.a.).

Papst Franzikus hat nicht nur für die Katholiken, sondern für alle wohlmeinenden Menschen eine Ethik aus dem Schöpfungsevangelium entwickelt. Er bezieht sich sinnigerweise auf seinen Namensgeber Franz von Assisi und dessen „Sonnengesang“.

Das Lebenshaus der Natur erschließt eine ganzheitliche Ökologie. Die Natur ist das Buch des Lebens und bietet Schutz. Eine gute Ökologie kann nach Franziskus nur eine Ökonomie mit Maß und einer gehörigen Portion an Technik- und Kapitalismuskritik sein. Es gibt Grenzen des natürlichen Wachstums. Für die armen Menschen auf der Erde und die Ökologie der Erde muß gegen den menschengemachten Klimawandel gekämpft werden. Gott ist dabei in allen Dingen und alle Ressourcen sind nur Gaben Gottes für den Menschen.

Passend zur Klimakonferenz 2015 in Paris brachte Papst Franziskus seinen „Diskussionsbeitrag“ heraus. Professor Stümke kritisierte an den Thesen von Papst Franziskus, daß hier jegliche Christologie fehlen würde. Dann wandte er sich dem Ansatz der „Dark Ecology“ - dem Leben im Horizont eines gnadenlosen (Klima-) Gesetzes aus dem Jahr 2018 zu. Diese Gedanken werden vor allem im angelsächsischen Raum geäußert. Für diese Denker ist der menschengemachte Klimawandel nicht mehr zu stoppen. Der Planet rast auf sein ökologisches Ende zu, weil der Mensch den Planeten zerstört hat. Doch das ist kein Grund zur Resignation, sondern zu einer neuen Gelassenheit: Gerade jetzt soll - frei nach Luther - ein Apfelbäumchen gepflanzt werden. Auch wenn alles verloren ist, führt das gerade zu einer großen Freiheit, den Alltag ökologisch zu gestalten im trotzigen Dennoch. Es gilt die strikte Haltung der Gelassenheit (Fuller).

In diesem Ansatz konnte Professor Stümke die Verwendungen des göttlichen Gesetzes nach Luther entdecken: den Sünder der Sünde überführenden und den politischen Gebrauch (globaler ausbeutender Norden gegen armen, ausgebeuteten Süden). Seine Kritik richtete Prof. Stümke bei diesem Ansatz darauf, daß hier das Evangelium bei allem Gesetz fehlen würde: Hier kann sich der Christ nicht als „gerechtfertigter Klimasünder“ erkennen.

Sein Fazit: Die Gier des Menschen (Kapitalismus) ist seine große Schuld. In der Kraft des Schöpfungsevangeliums aber erkennt er sein Sündersein. Er ist aufgerufen, sich angesichts der Klimakatastrophe nach dem ethisch-politischen Gebrauch des göttlichen Gesetzes zu leben. Wie das konkret aussieht, war auch Professor Stümke noch nicht ganz klar. Er zitierte den Theologen Gogarten (1920er Jahre), der die Christen „zwischen den Zeiten" verortete.

Nach einer ausführlichen Mittagspause schloß sich dann eine kontroverse Diskussion des Vortrages an. Es gab Zustimmung, aber auch Kritik an den Prämissen einer lutherischen Ethik angesichts des sogenannten menschengemachten Klimawandels. Wie in vielen Dingen wird die Zukunft zeigen, wer mit seiner Position Recht gehabt hat. Das war bei den falschen und wahren Propheten in der Bibel auch nicht anders.

Pfarrer Andreas Stöcker, Hamm/ Sieg



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