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Bericht über den Frühjahrskonvent des Lutherischen Konventes im Rheinland vom 04. bis 05. März 2018 in Bad Godesberg

„Die Bedeutung der heiligen Schrift für die Kirche“

Der gut besuchte Konvent am Sonntag Nachmittag begann mit der Andacht von Pfarrer W. Sickinger über den praktischen Nichtgebrauch der Bibel in einem kirchlichen Altenheim und was ein Gebrauch des Wortes Gottes doch für ein Trost und Zuspruch für die alten Menschen bedeuten könnte. Anschließend referierte Pfarrer Dr. Paul Bernhard Rothen aus der Schweiz über „Die Klarheit der Heiligen Schrift nach Martin Luther in der heutigen Zeit“. Anhand von Folien und Zitaten führte er an Beispielen der jüngeren Theologiegeschichte die Ansichten über die Bibel und ihre Auslegung zurück bis zu Luther. Dieser allerdings hatte ein ganz anderes Verständnis der Bibel als die jüngeren Theologen wie Schleiermacher oder Karl Barth, die keineswegs ein klares Verständnis von der Bibel hatten und sie in Gottes- und Menschenwort aufteilen wollten. Luther hingegen vertrat ein klares Schriftprinzip, das die Heilstaten Gottes in Jesus Christus in den Vordergrund stellten. Alles über das Heil in Jesus Christus aus der Bibel zu wissen, reiche als Erkenntnis für den Christen über die Bibel aus. Natürlich gäbe es auch dunkle, schwer verständliche Bibelstellen. Aber diese seien noch nicht verständlich, weil es vielleicht noch an sprachlicher und grammatikalischer Einsicht fehle. Aber deshalb könne man nicht annehmen, dass die Bibel an sich unverständlich und dunkel sei. Pfarrer Rothen bezog sich ausführlich auf den Streit zwischen Martin Luther und Erasmus von Rotterdam, die sich uneins waren, ob die Bibel sich selbst auslegen würde, oder ob nicht eine höhere Instanz (das kirchliche Lehramt) zum Schluss über die richtige Auslegung befinden müsse. Zum Ende seines Vortrages zeigte er an einem Beispiel aus der Politik, wie heute Rosinen aus der Bibel herausgepickt werden, um die jeweilige politische Agenda christlich ummanteln zu können. Nach den „Konventsangelegenheiten“, bei denen eine neue Satzung, zwei Aufnahmen und die Resolution „Reformation als Feiertag“ an die Landeskirche in Düsseldorf beschlossen wurden, ging es am Abend zu einem gemütlichen Teil über. Am Montag Morgen wurde der Konvent mit einer Andacht von Pfarrer Stöcker zur Tageslosung aus Jesaja 66, 2 fortgeführt, in der er ausführte, dass das Wort Gottes hungrige Herzen und den heiligen Geist benötige, um auch etwas in den Menschen bewirken zu können. Später beriet der Konvent mit seinen Gästen in fünf Kleingruppen die vom Vorstand erarbeiteten Thesen zu einer „schriftgemäßen Schriftauslegung“. Professor em. Dr. Martin Honecker aus Bonn hielt dann ein Referat über „Schriftverständnis und Schriftgebrauch“. In diesem zeigte er auf, dass nach einer Umfrage der EKD in der Kirche der Reformation 50 bis 80 % der Kirchenmitglieder selten oder nie in der Bibel als Urkunde des Glaubens lesen würden. Obwohl sie selten außerhalb der kirchlichen Gottesdienste und Amtshandlungen gelesen wird, ist die Bibel doch konstitutiv für sie. Schließlich enthalte sie die Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen.  Diese sei ein Vorlesebuch und eine „Leitplanke“ für die Lebensorientierung. In ethischen Fragen in der Moderne sei die Bibel als Begründung nicht tauglich, weil es in ihr einen „innerbiblischen Pluralismus“ gäbe. Die Bibel bedarf einer immerwährenden Hermeneutik, damit aus dem Schriftwort das Evangelium hervortreten könne. Allerdings existierten heute eine Vielzahl von Auslegungsmöglichkeiten, weil die Historisch-kritische Methode kein Monopol auf die Auslegung mehr hätte. Nach einer Diskussionsrunde über die Thesen von Professor Honecker schloss der Konvent für die Mitglieder und Gäste mit vielen neuen Einsichten und Erkenntnissen.

Lutherischen Konventes im Rheinland vom 04. bis 05. März 2018 in Bad Godesberg



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