[Startseite]


Lutherischer Konvent am 1. November 2017 in Bonn-Venusberg

Der lutherische Konvent im Rheinland begann mit einem festlichen Abendmahlsgottesdienst in der Auferstehungskirche in Bonn. Pfarrer Winfrid Krause, der Vorsitzende des Konventes, hielt die Predigt über Matthäus 10, 26-33. In ihr schilderte er, daß Martin Luther vor 500 Jahren das Evangelium wiederentdeckt hat. Heute ist die evangelische Kirche in Gefahr, dieses Evangelium wieder zu verdunkeln. Dazu zählte er einige Beispiele auf. Auch die Kirche muß immer wieder Buße tun.

Nach dem Gottesdienst begrüßte Vizepräses Christoph Pistorius die anwesenden Konventsmitglieder und Gäste im Namen der Evangelischen Kirche im Rheinland. Erstmalig war nach vielen Jahren ein Mitglied der Kirchenleitung zu der Tagung des Konventes gekommen. Die Anwesenden empfanden das als positives Zeichen der Landeskirche an sie und ihre theologische Arbeit. Bei vielen theologischen Themen ist der Lutherische Konvent und die Landeskirche in der Vergangenheit nicht einer Meinung gewesen. Pistorius führte weiter aus, daß die Landeskirche nach der Psalmübertragung „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“ des rheinischen Poeten Hüsch das Reformationsjubiläum gestaltet hätte. Dazu gab es viele Aktionen auch mit der katholischen Kirche zusammen. Nun soll in Zukunft der Blick auf „Konzentration und Weite“ (Wolfgang Huber) gelegt werden.

Professor Martin Ohst, Kirchengeschichtler an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal, hielt einen spannenden Vortrag über das Glaubensverständnis bei Luther. In der Einleitung zu seinem Vortrag ging er kurz auf die Gestaltung des Reformationsjubiläums der Landeskirchen ein. 10 Jahre Lutherjubiläum zeigten einen entschärften Luther, der im überkonfessionellen Kontext zur positiven Orientierung und als Vorkämpfer unserer westlichen Werte herhalten müsse. Das sei keineswegs der historische Luther gewesen. Luther hingegen habe eine polemische und antithetische Theologie vertreten. Für ihn war das Christsein immerwährende Bewegung und Kampf. In seiner Arbeit hat Luther aus der kirchlichen Dogmatik übernommene theologische Begriffe neu definiert. Das gelte auch für den Begriff „Glauben“. Der Apostel Paulus habe dieses Wort als Ergriffensein von Christus verstanden. Der Mensch kann sich nicht zum Glauben entschließen, sondern wird einfach erfaßt. In der mittelalterlichen Kirche aber war der Begriff anders geprägt. Hier geht es um das Glauben von etwas, was man nicht direkt sehen kann (Hebräer 11). Mit der Kindertaufe wurde der Glaube in den Säugling eingegossen. Dieses Gnadengeschenk wuchs dann im Laufe der Reifung des Menschen mithilfe der kirchlichen Heilsangebote. Der Glaube war nach diesem scholastischen Verständnis genauso ein gutes Werk wie Gebet, Fasten oder Almosengeben. Wer der Kirche vertraute, der glaubte eben recht. Luther aber sah den Glauben in paulinisch-augustinischer Perspektive. Der Mensch kann nicht aus sich selbst und ohne das Wort Gottes glauben, das ihm den heiligen Geist schenkt. Der glaubende Christ ringt immer im Kampf nach dem Glauben. In der Buße kämpft der Christ, durch die Predigt von Gesetz und Evangelium angetrieben, um sein Seelenheil. Im rechten Glauben begegnet der Christ seinem Herrn Jesus Christus und ein Herrschaftswechsel findet statt. Für Luther wird der Begriff des Glaubens in der katholischen Kirche mißbraucht, weil der Glaube als Gesetz mißverstanden wird.

Im Anschluß an den Vortrag von Professor Ohst kam es zu einer regen Diskussion über seine Thesen.

Bei den Konventsangelegenheiten wurde das Papier „Reformation und Mission“ einstimmig verabschiedet. Nach der Kassenprüfung, der Aufnahme neuer Mitglieder und dem Punkt „Verschiedenes“ endete der Konvent mit einem Segensgebet.

Winfrid Krause



[Seitenanfang] [Startseite]