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Am 21. März 2010 hat die Konventsversammlung des Lutherischen Konvents im Rheinland eine Stellungnahme zur Frage der Moslemmission beschlossen. Sie trägt den Titel: "Lehret alle Völker". Hier der vollständige Text:

„Lehret alle Völker“
Mission richtet sich an jeden

Die Landessynode 2010 hat sich eine Vorlage des Theologischen Ausschusses zum Thema „Missionarisch Volkskirche sein“ zu eigen gemacht. In diesem 20-seitigen Text werden biblische Vorgaben mit Überlegungen zur Missionsgeschichte, Begriffsklärungen und Gedanken aus dem EKD-Impulspapier „Kirche der Freiheit“ verbunden. Ganz im Sinne der „Inneren Mission“ werden die Worte „Volkskirche“ und „missionarisch“ zusammengedacht und Vorschläge gemacht, wie unsere von Austritten und demographischen Schrumpfungsprozessen betroffene Kirche in 10 verschiedenen Handlungsfeldern „offener“, „einladender“ und „missionarischer“ werden könnte.

Vor einem Jahr hatte dieselbe Landessynode umgekehrt der Judenmission eine „Absage ohne wenn und aber“ erteilt. Die neuen „biblisch-theologischen Einsichten“, die dafür angeführt wurden, bestanden in der höchst fragwürdigen Übersetzung von „alle Völker“ im Missionsbefehl Jesu Christi (Mt 28,19) mit „alle Heiden“ (=nichtjüdische Völker) und in dem Fehlen eines neutestamentlichen „Belegs für eine heidenchristliche Mission an Juden“. Doch wie Jesu Missionsauftrag die Juden, ihre Synagogen, Jerusalem und die ganze Welt miteinschließt (Mt 24,14; Mk 13,9f.; Lk 24,47), so bezeugt das ganze Neue Testament und besonders der Heidenapostel Paulus wie ein Chor, daß das Evangelium „zuerst den Juden und ebenso den Griechen“ (Röm 1,16), also allen Menschen und Völkern gilt. Trotz der Verteidigung dieser auch in anderen Kirchen Deutschlands verbreiteten Position durch Präses Schneider im Rahmen der Rabbiner-Brandt-Vorlesung am 17.09. 2009 wird jedem aufmerksamen Bibelleser deutlich, wieweit sich die rheinische Kirchenleitung hier von Buchstaben und Geist des Neuen Testaments entfernt hat, ja ihm offen widerspricht. Leider fehlt den Theologischen Fakultäten des Rheinlands bisher der Mut, gegen diesen unbiblischen Kurs Stellung zu beziehen.

Wichtiger ist heute, wo auf dem Gebiet der Ev. Kirche im Rheinland bis zu 1 Million Muslime leben, der Beginn einer Moslemmission, die diesen Namen verdient. Wie die Mission an den Juden an das gemeinsame Alte Testament anknüpfen kann, so kann die Mission an den Muslimen den gemeinsamen Glauben an den einen Gott, den Schöpfer der Welt und Richter aller Menschen aufgreifen. Sie würde sich in dieser Hinsicht inhaltlich von der klassischen Heidenmission und ihrer Forderung der „Abkehr von den Abgöttern“ (1.Thess 1,9) unter-scheiden. Eine Anregung des Lutherischen Konvents in einem Brief an Präses Schneider vom 22.01.2008, die auf ein lutherisches Missionsprojekt in Mannheim hinwies, blieb bisher ohne Antwort. Offensichtlich wird in der Kirchenleitung die religionspolitische Korrektheit höher geachtet als der Missionsauftrag Jesu Christi, an den immerhin der 2. Satz der Kirchenordnung erinnert.

Im Gegenzug ist die Mission der Muslime unter Christen in Deutschland in vollem Gange. Der rheinische Konvertit Pierre Vogel, der in Saudi-Arabien den Koran und die Sunna studierte, hält jedes Wochenende in einer anderen Stadt Kurse in „Dawa“, der „Einladung zum Islam“, ab. Im Laufe dieses Jahres möchte er 100 Missionare ausbilden und aussenden. „Wir haben die Mission, den Islam in jedes Haus in Deutschlands zu tragen – aus Barmherzigkeit, um die Nicht-Muslime vor ewigem Leid in der Hölle zu bewahren.“

In dem Papier „Missionarisch Volkskirche sein“ ist jedoch weder von der Juden- noch von der Moslemmission die Rede. Das Schweigen der rheinischen Kirche zur Islammission und ihre Absage an die Judenmission zeigen, daß ihr über das amtliche Drängen auf Mitgliederwerbung und -pflege hinaus offensichtlich die Jesu Auftrag und Geist entsprechende missionarische Kraft fehlt. Man beschränkt sich auf das eigene Kirchentum im eigenen Volk und den harmonischen Dialog mit anderen Religionen, ohne an die tieferliegenden Wahrheiten des Glaubens an Gott und die Erlösungsbedürftigkeit auch des religiösen Menschen zu rühren. Warum schließt man bestimmte Menschengruppen von der guten Botschaft der in Jesus Christus erschienenen Liebe Gottes aus, z.B. Andersgläubige, Migranten und Ausländer, die Türken vor unserer Tür? Ist Jesus Christus nur für die Christen und Menschen unseres Kulturkreises gekommen oder auch für sein Volk, die Juden, und die Muslime, damit wir alle im Glauben an ihn der Gnade im Gericht und des ewigen Lebens gewiß werden?

Brühl, den 21. März 2010


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