[Startseite]


Kirchen-Alternativen statt Ökumene
Überlegungen von Wilhelm Drühe

Das Kölner Domradio – für mich eine sehr interessante Sache, wenn es um christlichen Glauben und Kirchen geht! – startete jetzt eine Aktion zum nächsten Ökumenischen Kirchentag in München „mit flotten Sprüchen, die auch zum Nachdenken anregen“ (www.domradio.de). Es werden Fans gesucht – und das Motto ist: „Ökumene macht froh!“ Interessant ist auch die Überschrift für diese Art von Ökumene, nämlich 1 + 1 = 1. Ich habe den Eindruck, dass Ökumene immer mehr zum Etikettenschwindel verkommt. Es ist ja nicht nur das grundsätzlich verschiedene Verständnis von Ökumene zwischen der römisch-katholischen Papstkirche und den Kirchen, die sich seit dem 16. Jahrhundert in der Kirchen-Reformation gebildet haben.

Das Herrenmahl wird grundsätzlich in den Kirchen verschieden verstanden

Beachtet werden sollten auch das grundsätzlich verschiedene Verständnis der beiden Sakramente Taufe und Eucharistie/Abendmahl, wobei hier nur auf das letztere Sakrament eingegangen werden soll. Durch die Unmöglichkeit der gemeinsamen Beteiligung von konfessionsverschiedenen Ehepaaren an der katholischen Eucharistie wird die Trennung der Kirchen und Konfessionen zum Teil schmerzlich bewusst gemacht – nur ist es mir unverständlich, wie immer wieder auf die Zulassung an der Eucharistie durch evangelischen Christen gedrängt wird. Auch wenn es die ausnahmsweise Zulassung von nichtkatholischen Christen durch die katholische Kirche gibt, ist die Trennung sehr deutlich: Wenn ein katholischer Priester aktiv an einer evangelischen Abendmahlsfeier teilnimmt, wird er suspendiert und darf nicht mehr als katholischer Priester wirken – wie beim letzten Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 geschehen (so bei Gotthold Hasenhüttl).

Das Abendmahl ist eine Weiterentwicklung der Eucharistie

Zu wenig beachtet wird beim ganzen Problemkreis, dass die protestantische Form des Herrenmahles eine damals notwendige Weiterentwicklung der katholischen Form des Messopfers ist. Nach meiner Auffassung ist eine Teilnahme an der Eucharistie durch einen evangelischen Christen grundsätzlich nicht möglich – zumal auch noch von katholischer Seite eine inhaltliche Zustimmung verlangt wird! Man sollte sich einmal mit dem katholischen Kirchenrecht beschäftigen und es nicht bei „ökumenischen“ Schwätzereien belassen. Im Kanonischen Recht (CIC) ist klar und eindeutig beschrieben und festgelegt, worum es bei der katholischen Eucharistie geht.

Katholisch geht es um ein Opfer und einen Priester

„Das erhabenste Sakrament ist die heiligste Eucharistie, in der Christus der Herr selber enthalten ist, als Opfer dargebracht und genossen wird; durch sie lebt und wächst die Kirche beständig. Das eucharistische Opfer, die Gedächtnisfeier des Todes und der Auferstehung des Herrn, in dem das Kreuzesopfer immerdar fortdauert, ist für den gesamten Gottesdienst und das gesamte christliche Leben Gipfelpunkt und Quelle; durch dieses Opfer wird die Einheit des Volkes Gottes bezeichnet und bewirkt sowie der Aufbau des Leibes Christi vollendet“ (Can. 897). Das erste, dem wir Evangelischen nicht zustimmen können, ist dass es sich um ein Messopfer handelt, ein Opfer im eigentlichen Sinne. Das zweite, dem wir Evangelischen nicht zustimmen können, ist das es nur durch einen geweihten Priester vollzogen werden kann: „Zelebrant, der in der Person Christi das Sakrament der Eucharistie zu vollziehen vermag, ist nur der gültig geweihte Priester“ (Can. 900). Die Weihe des Priesters sondert ihn aus und verleiht ihm ein „unauslöschliches Siegel“: „Durch das Sakrament der Weihe werden kraft göttlicher Weisung aus dem Kreis der Gläubigen einige mittels eines untilgbaren Prägemals, mit dem sie gezeichnet werden, zu geistlichen Amtsträgern bestellt; sie werden ja dazu geweiht und bestimmt, entsprechend ihrer jeweiligen Weihestufe die Dienste des Lehrens, des Heiligens und des Leitens in der Person Christi des Hauptes zu leisten und dadurch das Volk Gottes zu weiden“ (Can. 1008).

Die katholische Eucharistie duldet keine Ökumene

Bei der Eucharistiefeier handelt es sich um eine exklusiv katholische Angelegenheit, eine ökumenische Form ist grundsätzlich nicht vorgesehen: „Katholischen Priestern ist es verboten, zusammen mit Priestern oder Amtsträgern von Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften, die nicht in der vollen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen, die Eucharistie zu konzelebrieren“ (Can. 908). Wer es trotzdem tut, wird automatisch suspendiert, darf also nicht mehr als Priester wirken und Sakramente verwalten. Hier kennt die katholische Kirche kein ökumenisches Pardon.

1 + 1 = 1 geht nicht

Um das 1 + 1 = 1 wieder aufzugreifen: Es funktioniert einfach nicht mit Eucharistie + Abendmahl = eine Kirche. Unser evangelisches Abendmahl, das weder ein Opfer ist noch an die Person eines geweihten Priesters gebunden ist, steht nicht auf einer vergleichbaren Stufe mit der katholischen Eucharistie, sondern ist wegen der Fehlentwicklungen besonders durch die thomistische Theologie und Missbräuche in der katholischen Kirche einen eigenen Weg seit dem 16. Jahrhundert gegangen – und kann und darf nicht zurückentwickelt werden. Wir können und sollten katholische Christinnen und Christen einladen, an unserem Abendmahl nach unserem evangelischen Verständnis teilzunehmen. Wer als evangelische Christin und Christ an einer katholischen Eucharistiefeier teilnimmt – mit Empfang der „Kommunion“ – der verlässt seinen evangelischen Glauben; die katholische Kirche fordert ausdrücklich die Zustimmung zu ihrem Sakramentsverständnis.

Ökumene nur ein Etikettenschwindel

Ich bleibe dabei – und fühle mich bestätigt durch die Gemeinsame Erklärung der Kirchen zur Rechtfertigungslehre aus dem Jahre 1999. Nach dem der große Wurf der Verständigung über die Glaubensgegensätze vorgeführt worden ist, heißt es in einer kleinen Anmerkung: „In dieser Erklärung gibt das Wort „Kirche“ das jeweilige Selbstverständnis der beteiligten Kirchen wieder, ohne alle damit verbundenen ekklesiologischen Fragen entscheiden zu wollen.“ Das grundsätzlich verschiedene Kirchen-Verständnis zwischen Katholiken und Evangelischen trennt uns auch, wenn es um das Herrenmahl, die aus der Jesus-Bewegung überlieferte gemeinsame Mahlzeit derer, die an Jesus Christus glauben, geht. Damit kein Missverständnis aufkommt: Für mich gilt auch für das evangelische Abendmahl, das die Korrektur im 16. Jahrhundert einen neuen und richtigen Ansatz hatte. Mängel entstanden in der Weiterentwicklung, vor allem auch durch die konfessionelle Trennungen innerhalb des Protestantismus.

Pfr. i.R. Wilhelm Drühe, Mettmann, 14.04. 2010



[Seitenanfang] [Startseite]