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Ist Mission ein Verbrechen ?
Zur Verurteilung der beiden im Jemen ermordeten Frauen durch deutsche Medien
Thomas Berke

Bewegt hat mich in den letzten Wochen die Reaktion von Teilen der deutschen Öffentlichkeit auf die Ermordung von zwei aus Deutschland stammenden jungen Frauen und die Entführung von 6 weiteren Christen – darunter eine fünfköpfige Familie aus Sachsen - im Jemen. Von manchen Medien wird es so dargestellt, als seien diese jungen Frauen die eigentlichen Verbrecher, weil sie das „Verbrechen“ begangen haben, in einem islamischen Land aus einer öffentlich gezeigten christlichen Motivation als Krankenschwestern Menschen zu helfen. Besonders hervorgetan hat sich dabei die Bild-Zeitung und die auflagenstarke „Berliner Zeitung“, ein früheres SED-Blatt. Eine Sendung des ZDF verstieg sich sogar dazu, diese friedliebenden Christen mit islamischen Selbstmordattentätern auf eine Stufe zu stellen.

Sind christliche Märtyrer Terroristen?

Es ist doch etwas völlig anderes, wenn Christen bereit sind, wehrlos für ihren Glauben zu sterben, als wenn hasserfüllte Terroristen ihr Leben als Waffe einsetzen, um andere zu ermorden. In völliger Verdrehung der Tatsachen wird es als mittelalterlich dargestellt, wenn Christen ihren Glauben öffentlich leben und verkündigen wollen, anstatt klipp und klar zu sagen: Es ist mittelalterlich, Menschen zu ermorden, zu verschleppen, zu drangsalieren, einzuschüchtern, nur weil sie ihr Recht auf freie Religionsausübung wahrnehmen.

Für Teile der deutschen Öffentlichkeit ist Mission ein Verbrechen

Dahinter steht die Meinung, jede öffentliche Bezeugung des christlichen Glaubens sei bereits ein Verbrechen, weil dadurch Menschen für Jesus Christus gewonnen werden können. Diese Auffassung ist für Kirche und Christen nicht hinnehmbar. Christen, Gemeinden und Kirchen haben von Beginn an den Auftrag, die frohe Botschaft von Gottes Liebe allen Menschen weiterzusagen und Menschen gewaltlos für Jesus Christus zu gewinnen (Lukas 5, 10). Wir sind nicht befugt, darauf zu verzichten.

Einsatz für Religionsfreiheit und Gebet für Christen in islamischen Ländern nötig

Es wird Zeit, dass wir uns mit Nachdruck schützend vor Christen stellen, die in islamischen Ländern ohne Angst als Christen leben möchten, die dort Kirchen bauen, mit anderen über ihren Glauben sprechen und die frohe Botschaft von Jesus Christus öffentlich weitererzählen möchten, in der gleichen Weise, wie es Muslime zu Recht in Deutschland und Europa tun dürfen. Religionsfreiheit ist ein unteilbares Menschenrecht. Wir sollten in unseren Gottesdiensten für die beiden ermordeten Frauen, für die im Jemen entführten Geiseln, für ihre Familien, für alle Christen in islamischen Ländern, ihre Verfolger und die deutschen Gegner des Christentums beten. Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl ist leider bislang der einzige deutsche Bischof, der diese Gebetsanliegen seinen Gemeinden ans Herz gelegt hat. Das Schweigen des Ratsvorsitzenden der EKD und der anderen Landeskirchen ist schwer verständlich. Für den rheinischen Präses Nikolaus Schneider ist es noch nicht zu spät, dem sächsischen Beispiel zu folgen. Unabhängig davon ist jede Gemeinde frei, diesen Gebetsanliegen in ihren Gottesdiensten Raum zu geben.

Pfarrer Thomas Berke, Mülheim (Mosel), 19. August 2009



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