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Wenn der Papst Luther rehabilitiert...

Aus „informierten Kreisen“ im Vatikan kam es und wurde über die Londoner „Times“ verbreitet: Im Herbst 2008 trifft sich der Papst Benedikt XVI. mit seinen „Schülern“ in der päpstlichen Residenz Castel Gandolfo – und anschließend werde er erklären, dass Martin Luther, von Papst Leo X. im Jahre 1520 exkommuniziert, kein Irrlehrer gewesen ist. Und Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen – wohl der zweitmächtigste Mann im Vatikan nach dem Papst! – meinte, eine derartige Erklärung des Papstes über die Neubewertung Luthers würde den ökumenischen Dialog zwischen Protestanten und Katholiken fördern.

So könnte sich Joseph Ratzinger als Wissenschaftler und Theologe über den Reformator äußern – und er bekäme Zustimmung. Aber Joseph Ratzinger ist jetzt Papst und höchster Wächter über katholische Kirchenlehre und Kirchenpraxis. Hierbei geht es nicht mehr nur um die Person und das Wirken Luthers, sondern um das, was sich nach Luthers Auftreten in der römisch-katholischen Kirche weiter entwickelt hat: Herrenmahl als Messopfer, päpstliche Gewalt über den „Schatz im Himmel“, Weihepriestertum auf allen Ebenen der Kirche u.a. Das sind die entscheidenden Hindernisse in der „Ökumene“ und sie bleiben, selbst wenn es eines Tages eine katholische Pfarrkirche „Martin Luther“ gibt. Es geht um Martin Luthers entscheidende Weichenstellungen – vor kurzem hat Benedikt XVI. sie noch mehrfach kritisiert als „Enthellenisierung“ und für die katholische Kirche die notwendige „Hellenisierung“ als notwendige Verbindung von Bibel und Philosophie, von Glaube und Vernunft bezeichnet. Hier müssten entscheidende Veränderungen seitens des Papstes erfolgen, eine Rehabilitierung der Person Luthers ist höchstens Kirchen-Kosmetik.
Pfr.i.R. Wilhelm Drühe, Nettmann, 06. März 2008



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