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Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir (Ps. 139, 5)
Gedanken zur Urlaubs- und Reisezeit
Reiner Vogels

Der Sommer ist die Zeit der Ferien und der Reisen. Da trifft es sich es gut, daß der Monatsspruch für Juli Psalm 139, 5 ist: "Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir."

In der Ich-Form spricht hier ein Beter von der Erkenntnis, daß Gott alles über ihn weiß und daß er zu allen Zeiten und an allen Orten bei ihm ist. Dies ist für den Beter keineswegs nur beruhigend, sondern in gewisser Weise auch erschreckend: "Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?", lesen wir in V. 7. Der Mensch kommt von Gott nicht los. Selbst wenn er es wollte, selbst wenn er sich von ihm abkehren würde, selbst wenn er sich ans äußerste Meer flüchten würde, Gott wäre immer bei ihm, und Gott würde ihn immer erforschen und kennen. Schon von ferne würde er seine Gedanken verstehen (V. 1+2).

Dies unterscheidet die Flucht vor Gott von der Flucht aus dem Alltag, die viele Menschen in der Urlaubszeit suchen. Die Flucht aus dem Alltag kann gelingen, und sie kann durchaus sinnvoll sein. Sie kann im Urlaub den Menschen neue Kraft für die Rückkehr in den Alltag schenken. Wenn jemand, geplagt von Streß im Beruf und häuslichen Sorgen, "reif für die Insel" ist, dann kann der Erholungsaufenthalt auf der Insel ihn von neuem stark machen für das Bestehen im Alltag.

Die Flucht vor Gott jedoch gelingt nicht. Nicht einmal der Atheist kann Gott entfliehen! Bedrohlich und beängstigend ist diese Erkenntnis eigentlich für jeden Menschen. Denn jeder Mensch weiß, daß er vor den unbestechlichen Augen Gottes, vor den Augen, die ihn auf Herz und Nieren prüfen (Ps. 7, 10), nicht bestehen kann.

Nur für den Menschen, der weiß, daß Gott ihn durch die Augen dessen ansieht, der die Sünde der Welt getragen hat, nur für den Christen also, ist die Erkenntnis, daß er Gott nicht entfliehen kann, nicht bedrohlich. Für ihn ist sie im Gegenteil ein Grund zu Freude und Vertrauen: Der Christ weiß, daß er ein begnadeter Sünder ist. Er weiß, daß der Gott, der ihn von allen Seiten umgibt und der seine Hand überall über ihm hält, ein Gott der Versöhnung ist. Und deshalb freut er sich, daß Gott ihn nicht nur zu Hause und im Alltag, sondern auch auf seinen Urlaubsreisen, auch auf der Flucht auf die Insel, begleitet und beschützt.

Mögen alle, die in dieser Zeit auf Reisen gehen, im Vertrauen auf den Schutz Gottes reisen, sich gut erholen und behütet wieder nach Hause kommen!

Pfr. i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 18.06.08



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