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Rom bleibt unbeweglich
Reiner Vogels

Als haltlos hat der Vatikansprecher Federico Lombardi Spekulationen bezeichnet, nach denen der Papst beabsichtige, Luther zu rehabilitieren. In der Presse waren in den letzten Tagen entsprechende Spekulationen angestellt worden. Nur Träumer können über das Dementi aus Rom überrascht sein.

Schon im Jahre 495 nach Christi Geburt hat der römische Papst Gelasius I die Behauptung aufgestellt, daß die Kirche von Rom immer schon den Primat über die gesamte Christenheit gehabt habe. Auch wenn es in der gesamten nunmehr fast zweitausendjährigen Kirchengeschichte keinen einzigen Augenblick gegeben hat, in dem dieser Machtanspruch Roms einmütig von der Christenheit der Welt akzeptiert worden wäre, beharrt Rom bis auf den heutigen Tag unbeweglich und unbelehrbar auf diesem Standpunkt.

Das Dementi aus Rom war für eigentlich überflüssig. Wer den Machtanspruch Roms kennt, weiß, daß Rom in Glaubensfragen keine Fehler zugibt. Wenn Rom Fehler zugeben würde, würde ja das System aus Unfehlbarkeitswahn und Machtanspruch wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen. Wenn Rom zugeben würde, daß es sich im Falle Luthers geirrt hat und daß Luther gar kein Ketzer war, würde es seinen absolutistischen Führungsanspruch über die Weltchristenheit unterminieren. Das wissen die Kardinäle und der Papst natürlich ganz genau. Und deshalb werden sie niemals einen Christen rehabilitieren, der sich, wie Luther es getan hat, weigert, sich in Glaubensfragen der Oberherrschaft Roms zu unterstellen.

Der Herrschaftsanspruch Roms ist nach wie vor das entscheidende Hindernis für die kirchliche Gemeinschaft der Weltchristenheit. Die vielen gemeinsamen theologischen Kommissionen, die es in den letzten Jahrzehnten gegeben hat, die vielen, auch von evangelischen Bischöfen unterschriebenen Konsenserklärungen, die aus diesen Kommissionen hervorgegangen sind, mögen Wege des Verständnisses geebnet haben, in Entscheidenden, nämlich hinsichtlich des Ziels einer Vereinigung der in Konfessionen gespaltenen Christenheit, waren sie verlorene Liebesmüh. Solange Rom sich nicht bewegt, wird sich daran wohl nichts ändern. Daß Rom sich nicht bewegt, ist ein Jammer!

Reiner Vogels, 13.03. 08, Swisttal



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