Liebe Festgemeinde,
Liebe Festgemeinde,
Simon erkennt als erster
von den Jüngern, wer Jesus wirklich ist. Er ist Christus, des lebendigen
Gottes Sohn. Nicht Prophet, Vorbild, Rabbi oder Lehrer, wie die Leute meinen.
Darauf hin antwortet ihm Jesus: Das hast du nicht selbst erkannt, das hat
dir mein Vater im Himmel offenbart. Du, Simon, bist jetzt Petrus, der Fels,
und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der
Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Trügerische Gründe
Hinter diesen Versen steht
die Frage: Was ist eigentlich bloß trügerischer Grund meines
Lebens und was ist das feste Fundament für mein Leben. Und zweitens
die Frage: Wie erkenne ich das feste Fundament?
Auf diese beiden Fragen
gibt uns der Brauneberger Kirchturm gleichnishaft Auskunft. Wie man in
der Kirchstraße drüben leicht sehen kann, ist es ein schiefer
Turm. Er hängt fast einen Meter nach Westen über. Und das ist
so gekommen: Als vor 225 Jahren die Bauarbeiter für den Kirchturm
ausgeschachtet haben, da stießen sie bereits nach wenigen Metern
auf Felsen. Sie waren froh über diesen Felsen und dachten: Das ist
eine gute Grundlage, um den hohen Kirchturm darauf aufzumauern. Und sie
haben angefangen, den Kirchturm in die Höhe zu ziehen. Was sie nicht
wussten, zeigte sich erst hundert Jahre später: der Felsen, auf den
sie aufbauten, war nur ein großer Felsbrocken, ein Findling aus der
Eiszeit, weich eingelagert in den Moselsand. Darunter befand sich also
noch eine mehrere Meter dicke Sand- und Kiesschicht bis zum eigentlichen
gewachsenen Felsengrund. Auf die Dauer konnte dieser Felsbrocken die Last
des Kirchturms nicht tragen.
Spielt sich so etwas nicht
ständig in unserem Leben ab ? Da ist uns eine Sache wirklich wichtig,
sie macht uns froh und gibt uns Halt und Sinn für unser Leben. Sie
war, wie wir gerne sagen, „mein Ein und Alles“. Und dann ist sie nicht
mehr da. Entrissen durch irgendein Geschick, kaputt nach einem Unfall,
fortgespült wie jetzt bei den vielen Menschen entlang der Elbe nach
dem schrecklichen Hochwasser. Alles kaputt nach harter Arbeit, nach Jahren
des Aufbaus. Es ist so, als wäre einem der Boden unter den Füßen
weggezogen. Die Gefahr ist groß, dass unser Leben ins Wanken kommt,
weil der Grund weggebrochen ist, der bis dahin getragen hat. Merken wir
nicht, wie wichtig da der Glaube ist, der auf Jesus Christus als festem
Grund unseres Lebens gründet ?
Die Gefahr, auf trügerischen
Grund zu bauen, gibt es nicht nur bei Sachen, das gibt es auch bei Menschen.
Eine Krankheit, ein Unfall, und der ganz wichtige und liebe Mensch in meiner
Nähe ist nicht mehr da. Er war mein „Ein und Alles“, er hat mir so
viel Halt und Sinn gegeben, aber jetzt ist er nicht mehr da. Sein Platz
ist leer. Die Gefahr ist groß, dass unser Leben ins Wanken kommt,
weil der Grund weggebrochen ist, der bis dahin getragen hat. Und dieser
Grund war eben doch ein Mensch, der seine Zeit hatte. Merken wir nicht,
wie wichtig auch da der Glaube ist, der auf Jesus Christus als festem Grund
unseres Lebens gründet?
Dann ist es oft das Eigene,was
uns in Gefahr bringt: was ich getan, aufgebaut, erarbeitet habe. Selbst
alles Gute und Liebe, es hat keinen Bestand und es reicht nicht aus, dass
ich dadurch bestehen könnte. Wir wollen es vor Gott bringen, uns darauf
vor ihm berufen und gründen. Aber es reicht nicht aus. Merken wir
nicht, wie wichtig auch gegenüber dieser Gefahr der Glaube ist, der
uns auf Jesus Christus allein bauen lässt, Jesus Christus, der an
unserer Stelle genug getan hat, Jesus Christus, der spricht: Mein Leib
– für dich gegeben, mein Blut – für dich vergossen!
Der Brauneberger Kirchturm:
Er ist ins Wanken gekommen und drohte einzustürzen, weil er nicht
auf festen Grund gebaut war. Und so ist es auch mit unserem Leben. Es ist
in großer Gefahr, ins Wanken zu kommen und abzugleiten, weil der
Grund nicht trägt. Und das Tückische ist: wie beim Brauneberger
Kirchturm ist das nicht sofort zu erkennen. 100 Jahre hat der trügerische
Fels gehalten, bis er unter dem Gewicht nachgab. Und so ist es mit allen
trügerischen Dingen in unserem Leben. Sie können eine gewisse
Zeit Halt geben, Jahre und Jahrzehnte. Aber dann geben sie doch nach und
brechen weg.
Das Tückische ist: es
sind eben vor allem auch die schönen Dinge, die eben doch nur trügerischen
Halt geben. Es sind eben auch so wichtige Dinge wie Haus und Hof und das
erarbeitete Eigentum, Familie mit ihrer Tradition, Arbeit und Beruf , die
Gott geboten und angeordnet hat, die von Gottes Geboten geschützt
sind, die aber niemals zur Grundlage meines Lebens werden dürfen,
weil es alles vergängliche Dinge sind. Da gilt: alles hat seine Zeit
... Auch die von Gott gebotenen Dinge sind nicht Grundlage unseres Lebens.
Das müssen wir als Christen unterscheiden!
Wie können wir erkennen,
was trügerischer Grund und was wirklich fester Grund ist ? Die Antwort
gibt uns der Brauneberger Kirchturm ebenfalls gleichnishaft: Die Bauarbeiter
konnten mit ihren eigenen Augen nicht erkennen, dass dieser Felsen bloß
ein großer Felsbrocken aus der Eiszeit im Moselsand war. Sie hätten
dafür Hilfsmittel gebraucht. Können
wir es mit unseren
eigenen Augen erkennen, was wirklich trägt? Nein, dazu brauchen wir
ebenfalls ein Hilfsmittel, und zwar Gottes Wort. Auch Simon Petrus brauchte
Gottes Wort, um Jesus als den Christus, den Sohn des lebendigen Gottes
zu erkennen. Aus eigener Einsicht geht es nicht – weder bei Simon Petrus
noch bei uns.
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Christus der Fels
So viele Menschen sind ohne
Halt, so viele sind in ihrem Leben nicht fest gegründet, achten nicht
Gott und seine Gebote, weil Gottes Wort nicht gehört wird und der
Glaube fehlt. Es bräuchte nicht zu sein.
Unsere Brauneberger Kirche
ist von unseren Vorfahren dazu gebaut worden, damit zu allen Zeiten Gottes
Wort verkündigt wird, damit uns allen heute und in Zukunft Jesus Christus
verkündigt wird. Durch den Glauben gehören wir zu ihm. Und wer
zu ihm gehört, lebt auf festem Grund, der niemals wanken wird, der
wird selbst zum Fels durch ihn. Denn die Pforten der Hölle können
den nicht überwältigen, der zu Jesus Christus und zu seiner Gemeinde
gehört. Was Jesus dem einfachen, schlichten, fehlerhaften Fischer
Simon Petrus verheißen hat, dass er der Fels ist, auf den er seine
Gemeinde bauen will, das gilt auch für uns einfache, schlichte, fehlerhafte
und schuldbeladene Menschen.
Der Brauneberger Kirchturm
kann für uns ein Hoffnungszeichen sein. Er hängt zwar einen Meter
über nach Westen. Aber er steht immer noch. Weil er inzwischen auf
festen Grund gegründet ist. Wer in seinem Leben in eine Schieflage
gekommen ist, der kann heute bereits festen Grund unter den Füßen
haben – durch den Glauben. Wer bisher auf trügerischen Grund gebaut
hat, der kann jetzt den festen Grund finden – durch den Glauben, der auf
Jesus Christus vertraut. Amen.
Wir beten:
Herr, unser Gott, du weißt,
wie oft und wie leicht wir auf etwas bauen, was nicht trägt. Wir danken
dir, dass dein Wort verkündigt wird, damit wir Jesus Christus als
Grund für unser Leben erkennen und im Glauben auf ihn vertrauen. Wir
danken dir, dass es die Brauneberger Kirche gibt, in der wir uns unter
deinem Wort versammeln können. Wir bitten dich: Gib, dass sie auch
in Zukunft der Ort ist, in dem dein Wort verkündigt wird. Wir bitten
dich, dass sich in ihr auch in Zukunft möglichst viele Menschen versammeln,
um dein Wort zu hören und festen Grund und Halt für ihr Leben
zu finden. Durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.
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