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Multikulti: Christliche Kindergärten feiern nicht mehr Weihnachten!
Wilhelm Drühe

Das schlug ein wie eine Bombe in die Vorweihnachtszeit, als der SWR am 4. Dezember 2006 meldete, dass immer mehr christliche Kindergärten auf eine Weihnachtsfeier verzichten. Als Grund werde angeben, dass man dies andersgläubigen Kindern nicht zumuten könne. „Ein Verhalten, das bei der evangelischen Landeskirche auf wenig Verständnis stößt.“ Angeführt wird der evangelische Kindergarten Stuttgart-Gablenberg. Nach Angabe der Kindergartenleitung sind derzeit von den 36 Kindern, die die Einrichtung besuchen, vier evangelisch, vier katholisch, dreizehn muslimisch und vier Kinder hinduistischen Glaubens. Die Leiterin Anja Bonomo wird erwähnt: Seit vielen Jahren verzichtet sie auf eine Weihnachtsfeier, weil Weihnachten schwer zu vermitteln sei.

Nach dem Bericht des SWR hat der zuständige evangelische Pfarrer damit keine Probleme. „Hanns Günther unterstützt die Idee sogar ausdrücklich, da er niemanden anderen Glaubens verprellen möchte. Einen Anspruch auf eine Weihnachtsfeier im evangelischen Kindergarten sieht er nicht.“ Der Pressesprecher der Landeskirche Klaus Rieth kritisiert die Entscheidung des Kindergartens, spricht aber von einem Einzelfall. Normalerweise gebe es „überhaupt keine Schwierigkeiten, etwas interreligiös zu vermitteln.“ Dabei hatten Religionspädagogen wie der Freiburger Professor Wilhelm Schwendemann beobachtet, dass es seit einiger Zeit einen ängstlichen Rückzug bei der Vermittlung christlicher Inhalte in Kindergärten gibt. Als Beispiel wurde Weiden in der Oberpfalz angeführt, wo das traditionelle St.-Martins-Fest „religionsneutral“ in Laternenfest umbenannt.

Diese Nachricht überrascht mich nicht, nachdem ich viele Jahre Kirchenkreis-Beauftragter für unsere evangelischen Kindergärten war und im Pädagogisch-Theologischen Institut der Landeskirche im Bereich Elementararbeit mitgearbeitet habe. Es geht einmal um die persönliche Einstellung der Mitarbeiterinnen, die sicher häufig mehr ihren pädagogischen Auftrag als einen kirchlich-religiösen sehen. Wenn dann noch der Anteil der evangelischen Kinder – wie oben geschildert! – abnimmt, dann setzt diese Entwicklung ein. Ostern sind Ferien und man kann das mit Kreuz und Auferstehung kaum Kindern vermitteln, höchstens als Frühlingsfest, Pfingsten und Himmelfahrt bringt es auch nicht. So ist dann das Erntedankfest das Hauptfest im Kindergartenjahr. Und das ist geht multikulti!

Nach der Kirchenordnung sind die Verhältnisse eigentlich klar – wie hier am Beispiel der Evangelischen Kirche im Rheinland: „Die Gemeinde ist dafür verantwortlich, dass die Kinder das Wort Gottes hören, im Verständnis des christlichen Glaubens wachsen und lernen, in Verantwortung vor Gott zu leben. Die geschieht in Elternhaus, Gemeinde und Schule“ (Artikel 81 – 1). Dann: „Die Gemeinde nimmt ihre Verantwortung durch die Arbeit in Tageseinrichtungen für Kinder, im Kindergottesdienst, durch Kinder- Konfirmanden- und Jugendarbeit wahr“ (Artikel 81 – 3). Eine klare Aussage und Vorgabe. Schwerpunkt muss die religiöse Glaubenserziehung sein! Wären da aber nicht die Finanzierung und die Einordnung in das staatliche Bildungssystem als Elementarbereich. Und dann muss man sich dem eben fügen und anpassen – auch durch die Aufnahme derer, die von unserem christlichen Glauben nicht viel halten. Dann fängt Multikulti an, andere Wege vorzuschreiben, die eigentlich nicht unsere sein dürften. Aber wes Geld ich bekomm’, des Lied ich sing – traurig!

Pfr. i.R. Wilhelm Drühe, Mettmann, 09.12. 06



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