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Auf dieser Seite finden Sie die Kommentare von 2013.



Aktuelle Kurzkommentare aus 2013
Ökumenische Bilanz (Krause)
Der Gerät und das Gott (Berke) Keine bleibende Stadt (Krause) Ökumene jetzt? (Krause)

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Ökumenische Bilanz
Zum Rücktritt Papst Benedikt XVI.

Winfrid Krause


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"Der Gerät" und "das Gott"

Thomas Berke

"Der Gerät": mit dieser etwas verunglückten Werbung hat der Erfinder eines Döner-Schäl-Gerätes eine deutschlandweite Döner-Fan-Gemeinde zum Lachen gebracht. Vor Weihnachten meinte unsere Bundesfamilienministerin, es wäre doch besser von "das Gott" zu reden, um die Geschlechtsneutralität Gottes zur Sprache zu bringen. Das ist weniger zum Lachen.

Gott ist nämlich keine Sache, sondern eine lebendige Person. Jesus ist sein Sohn und Gott ist der Vater Jesu. Aber das wäre für uns belanglos, wenn wir nicht in die Vaterbeziehung Jesu hineingenommen würden. Weihnachten bedeutet, dass wir Kinder Gottes werden und Gott uns zum Vater wird. Und wer Kind ist, der ist auch Erbe. Gott wird uns zum Vater, damit wir seine Kinder und Erben des ewigen Lebens werden. Und wir sind es auch, durch die Taufe und den Glauben an Jesus Christus.

Wer „das Gott“ sagt, dem geht es nur vordergründig um die Geschlechtsneutralität Gottes. Gemeint ist eigentlich die Geschlechtsneutralität des Menschen. Sie wird seit einigen Jahren in Teilen der „gender-Bewegung“ propagiert (Stichwort: „gender mainstreaming“). Aber das ist nicht wahr. Der Mensch hat kein neutrales Geschlecht. Gottes Wort sagt uns: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“ (1. Mose 1, 27)

Dabei ist in der Bibel klar, dass zwar Männer und Frauen verschieden geschaffen, jedoch vor Gott und in der Welt gleichwertig sind. Auf diese Wahrheit über den Menschen sollten wir vertrauen und allen Ideologien misstrauen, die uns etwas Anderes glauben machen wollen.

Pfr. Thomas Berke, stellv. Vorsitzender des Lutherischen Konvents, Mühlheim/Mosel, Januar 2013

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Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebr. 13,14)


Zur Jahreslosung 2013
Winfrid Krause


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Ökumene jetzt ?
Zum Reformationstag 2012
Pfarrer Winfrid Krause

Am 5.9.12 wurde in Berlin von prominenten Christen unter Führung von Bundestagspräsident Norbert Lammert der Aufruf „Ökumene jetzt – ein Gott, ein Glauben, eine Kirche“ vorgestellt. Darin fordern bekannte Politiker wie Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, die Minister Thomas de Mazière und Annette Schavan (CDU), Fraktionsvorsitzender Frank-Walter Steinmeier (SPD), aber auch der Fernsehmoderator Günther Jauch, der Schriftsteller Arnold Stadler, der Soziologe Hans Joas, Sportbundpräsident Thomas Bach u.a. zu neuen ökumenischen Initiativen auf, die „von oben nicht zu erwarten“ seien.

50 Jahre nach Beginn des 2. Vatikanischen Konzils und der von ihm entfachten ökumenischen Begeisterung herrscht offenbar besonders bei engagierten katholischen Laien eine „Mischung von Ernüchterung und Verzweiflung“ über die gegenwärtige Entfremdung zwischen den beiden großen Kirchen. Zwar wurden 1971 durch ein gemeinsames Formular ökumenische Trauungen möglich, 1999 die – bis heute umstrittene - „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ unterzeichnet und 2007 die eine Taufe von den Bischöfen wechselseitig anerkannt. Aber seit der vatikanischen Erklärung „Dominus Jesus“ im Jahre 2000, die den reformatorischen Kirchen das Kirchesein absprach, ist eine deutlich Abkühlung zu verzeichnen. Das gemeinsame Herrenmahl liegt in weiter Ferne.

Die Schwäche des aktuellen Aufrufs liegt in seiner Unklarheit, wie und auf welchem Wege die Ökumene befördert werden könnte, und in seiner dürftigen theologischen Begründung. Denn nach wie vor bestehen neben vielen Gemeinsamkeiten erhebliche Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Kirche: ob die Hl.Schrift oder das „unfehlbare“ päpstliche Lehramt für die kirchliche Lehre maßgebend sei? ob Geistliche zölibatär leben müssen oder heiraten dürfen, weiblich oder gar homosexuell sein können? Ob die Gottesmutter Maria und die „Heiligen“ fürbittend anzurufen seien oder nur dem Gebet im Namen Jesu Erhörung verheißen ist? Ob das Herrenmahl als Meßopfer oder mit dem Laienkelch zu feiern sei? Ob vor Gott allein der Glaube an Jesus Christus gerecht mache?

Die römische Kirche unter dem deutschen Papst hat offenbar – von symbolischen Gesten wie dem Besuch des Erfurter Augustinerklosters abgesehen – die Ökumene mit den Evangelischen auf Eis gelegt und betreibt statt dessen eine Annäherung an die mit ihr im Amtsverständnis übereinstimmenden orthodoxen Kirchen. Wie der Umgang mit den Mißbrauchsfällen zeigt, ist sie zu wirklichen Reformen nicht bereit und bedarf einer Reformation. Aber auch das neue evangelische Konzept einer „Ökumene in versöhnter Verschiedenheit“, das die „sichtbare Einheit der Kirchen“ nicht mehr anstrebt, sondern die Trennung schönredet, ist fragwürdig. Die Petrusstellen im Neuen Testament (Mt 16,13ff.; Joh 21,15ff.) zeigen vielmehr, daß Jesus eine institutionelle Einheit der Christenheit unter einem an das Evangelium gebundenen, vom Apostel- bzw. Bischofskollegium eingerahmten irdischen Repräsentanten gewollt hat.

Angesichts der gegenwärtigen ökumenischen Stagnation fordern die Christen zurecht neue Bemühungen um eine Annäherung der Kirchen. Doch die Reformation war auch eine „Entscheidung“ (K.Barth) gegen eine Kirche, die sich von ihrem biblischen Fundament entfernt, die Botschaft von der Gnade Gottes in Jesus Christus verdunkelt hatte und nach irdischer Macht und falscher Heiligkeit strebte. Wir werden auch in Zukunft die Wahrheit dieser Entscheidung oft nur bestätigen können. Die EKD aber täte gut daran, angesichts ihrer eigenen Modernismen und Fehlentwicklungen das Reformationsjubiläum 2017 nicht nur mit äußerlichen Feiern zu begehen, sondern im Geist erschrockener Buße und fröhlichen Glaubens eine innere Erneuerung zu suchen, wie sie dem „semper reformanda“ entspricht!

Pfr. Winfrid Krause, Vorsitzender des Lutherischen Konvents im Rheinland, Thalfang, 012. 10. 2012