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Auf dieser Seite finden Sie die Kommentare von 2011.



Aktuelle Kurzkommentare aus 2011
Zum Besuch von Papst Benedikt XV. (Krause)
Ökumenische Heilig-Rock-Wallfahrt (Krause) Karfreitag mit Tanz und Theater?(Bangert) Was ist Wahrheit? (Vogels)
EKD-Chef i.R. Kock gegen die Bibel (Sickinger> Entmachtung der Presbyterien(Luth. Konvent i.Rh.) Lass dich nicht vom Bösen überwinden (Vogels)


Zum Besuch von Papst Benedikt XVI.
Pfr. Winfrid Krause

Es ist sicher zu begrüßen, daß der aus Deutschland stammende Papst Benedikt XVI. bei seinem 3. Besuch in seiner Heimat in Abänderung seines ursprünglichen Reiseplans auch die Stätten der Reformation und die Repräsentanten der Evangelischen Kirche aufgesucht hat. Im ehemaligen Augustinerkloster in Erfurt, wo der junge Martin Luther prägende Jahre verbrachte, kam es zur Begegnung mit dem EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider. Zuvor hatte der Papst im Bundestag eine beachtliche Rede gehalten, in der er an die religiöse Begründung des Rechtes und an die Unverfügbarkeit des menschlichen Lebens von Anfang bis Ende erinnert hatte. Angesichts problematischer gesellschaftlicher Tendenzen (PID) kann die evangelische Kirche dem eigentlich nur zustimmen.

Der Ertrag des Besuchs für die Ökumene ist leider jedoch gering. Die nach dem 2.Weltkrieg so hoffnungsvolle ökumenische Annäherung ist in eine Krise geraten. Die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (1999) hat in dieser seit der Reformation strittigen zentralen Frage keinen Konsens erzielt. Und in der vatikanischen Erklärung „Dominus Jesus“ (2000) wurden den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen nur der Status „kirchlicher Gemeinschaften“ zugebilligt. Umgekehrt haben die in den letzten Jahren bekanntgewordenen Mißbrauchsfälle zu einer großen Zahl von Kirchenaustritten und einer wachsenden Entfremdung zwischen katholischem Kirchenvolk und Hierarchie geführt. Während viele Bischöfe sich an der Vertuschung der Fälle beteiligten und der Papst offensichtlich weder fähig noch willens ist, eine der Ursachen, den Zölibat, aufzuheben, formiert sich seitens des irischen Staates und in der österreichischen Kirche ein erhebliches innerkatholisches Reformpotential.

Der Führung der EKD ist es bei dieser Gelegenheit leider nicht gelungen, den evangelischen Glauben und seine Konsequenzen für das Amtsverständnis und die Kirchenstruktur in der Öffentlichkeit überzeugend zu formulieren. In einer überholten „Ökumene der Freundlichkeiten“ befangen, wagte man es nicht, die Zulassung konfessionsverschiedener Ehepaare zur Eucharistie, den Abendmahlskelch für alle, die Freigabe der Priesterehe oder die Anerkennung evangelischer Paten zu fordern. Vielleicht hängt diese Zurückhaltung damit zusammen, daß die EKD sich selbst bei der Zulassung der Homotrauung und Homoehe im Pfarrhaus von den biblischen Vorgaben entfernt hat. So blieb es Bundestagspräsident Lammert vorbehalten, substantielle ökumenische Annäherungen anzumahnen. Und Prof. von Lüpke regte in einem offenen Brief an den Papst an, den über Luther verhängten Bann endlich aufzuheben. Luther selbst jedenfalls hätte in diesen Fragen „nicht so sanft und leise treten“ können (WABr 5,319,7), sondern deutlich eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern gefordert.

Pfr.Winfrid Krause, Thalfang, Vorsitzender des Luth.Konvents, 06.10. 11

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Ökumenische Heilig-Rock-Wallfahrt?

Der Trierer Bischof Ackermann hat für das Frühjahr 2012 wieder eine Heilig-Rock-Wallfahrt ausgeschrieben, die auch eine ökumenische Dimension haben soll. Die Kreissynode des Ev.Kirchenkreises Trier wurde am 14. Mai 2011 von Wallfahrtsleiter Dr. Georg Bätzing und Oberkirchenrätin Barbara Rudolph über die „Christuswallfahrt“ und eine mögliche evangelische Beteiligung an ihr informiert. Schon 1996 hatte der damalige Präses Peter Beier mit einem Pilgerlied an der Wallfahrt teilgenommen.

Obwohl der Gedanke einer christlichen Auszeit und Reise zu christlichen Kirchen und Gedenkstätten sich seit Jahrzehnten größerer Beliebtheit erfreut, ist doch die katholische Reliquienverehrung evangelischen Christen fremd. Das Bistum Trier gibt selbst zu, daß der 1196 erstmals urkundlich erwähnte und 1512 beim Aufenthalt Kaiser Maximilians in Trier erstmals ausgestellte „Hl.Rock“ aller Wahrscheinlichkeit nicht echt ist. Luther warnte deshalb in seiner Schrift „An den christlichen Adel deutscher Nation“ 1520 vor der unvernünftigen und zur Werkgerechtigkeit verführenden Wallfahrt und sprach vom „Beschiss mit unsers Herrn Rock zu Trier“ und vom „großen Jahrmarkt“ des Teufels (WA 6, 437f.447f.; 30/II, 296f.; 30/III, 315).

Es ist daher die Frage, ob sich das unechte Untergewand Jesu in Trier wirklich für die Ökumene eignet. Das Textil wird zwar im Text des Neuen Testaments erwähnt (Joh 19,23f.), dient dort jedoch wie viele Details der Passionsgeschichte als Beispiel, wie die alttestamentlichen Verheißungen Gottes in Christus in Erfüllung gehen (vgl. Ps 22,19). Es gibt aber kein Gebot des Herrn, zu seinem Rock zu pilgern, und keine biblische Verheißung für solche Wallfahrten. Die Deutung des ungeteilten Rockes auf die ungeteilte Kirche Jesu Christi ist ebenfalls nicht biblisch, sondern ganz modern. Der aus verschiedenen Stoffen verschiedener Zeiten zusammengenähte Trierer Rock könnte genauso als Abbild der verschiedenen christlichen Kirchen und der Vielfalt der Konfessionen verstanden werden. Weltweit werden an über 50 Orten Heilig-Rock-Reliquien aufbewahrt.

Was uns Jesus hinterlassen und aufgetragen hat, ist vielmehr sein Evangelium und die Feier seiner Sakramente: „Predigt das Evangelium aller Kreatur!“ (Mk 16,15) „Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!“ (Mt 28,19) „Solches tut zu meinem Gedächtnis!“ (Lk 22,19) Wir Christen sollen uns nicht um toten Stoff, sondern um das lebendige Wort, die Hl.Taufe, den lebendigen Leib und das aus Liebe vergossene Blut Jesu Christi versammeln. Wir brauchen nicht nach Trier, Rom, Santiago de Compostela, Lourdes, Jerusalem oder Mekka zu pilgern, sondern sollen Gott „im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Joh 4,24), wo wir auch sind. Wo zwei oder drei sich in Jesu Namen versammeln, haben sie Verheißung, daß der Herr „mitten unter ihnen ist“ – „bis an der Welt Ende“ (Mt 18,20; 28,20).

Pfr. Winfrid Krause, Thalfang – Vorsitzender des Lutherischen Konvents im Rheinland, 20.06.11

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Karfreitag mit Tanz und Theater???
Dirk Bangert

Es wurde dunkel zur sechsten Stunde, drei Stunden lang. Finsternis mitten am Tag. Eli, eli lama asabtani. Das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Siehe Matthäus 27,45f.) Das Wort am Kreuz, ein Schrei, ein Schrei in der Finsternis. Gott trauert um seinen Sohn, er lässt die Sonne untergehen mitten am Tag. Das Licht ist vorübergehend erloschen. Gott ist nichts Menschliches fremd. Ein Vater, der seinen einzigen Sohn verliert, sieht kein Licht mehr. Drei Stunden erdrückende Ruhe, kein Geräusch, kein Licht. Gottes gute Schöpfung hält an.

Jetzt ist es besiegelt, es muss zum äußersten kommen, er ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. (Philipper 2,8) Dieses Kreuz zeigt den Zustand der Menschheit, ein für allemal. Vor Ostern steht Karfreitag. Und Gott ist sich nicht zu schade, dafür zu trauern und zu leiden, damit das Leben siegt. Er zahlt den höchsten Preis, den ein Elternteil zahlen kann, ein Preis, der jedem Vater und jeder Mutter die Sprache verschlägt. Ein Preis, der dem Schöpfer des Himmels und der Erde und des Lichtes traurige Finsternis bringt. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, ruft Gott, der Sohn, in diese Finsternis hinein. Endlich ein Geräusch! Aber es ist ein furchtbarer Satz. Das Gefühl, von Gott verlassen zu sein, ist das schlimmste, was einem Gläubigen passieren kann. Und es ist leider nicht gerade selten, in der Welt der Menschen.

Jesus Christus, Gottes Sohn, lässt wirklich nichts aus, um den Menschen nahe zu sein. Das Kreuz ist das rettende Heilszeichen für die, die sich von Gott und allen guten Geistern verlassen fühlen. Warum hast du mich verlassen? Schon Jesus hat diese Frage ausgesprochen. Er hat sich am Kreuz herabbegeben in tiefste Seelennot und sich in das äußerste Verderben gestürzt. Das Kreuz zeigt, unser Gott hat Seelennot und Verderben erlebt und durchlitten. Nicht für sich, damit die philosophische Logik der Heilsgeschichte geschlossen ist, sondern für uns. Das Kreuz zeigt, dass weder Tod, noch Leiden das letzte Wort haben.

Der Vater verschont seinen eigenen Sohn nicht. Wie leicht hätte Gott sich den Kreuzestod ersparen können, denkt der Mensch, der seine eigenen Schattenseiten und Gottesfernen, ja seine Sünde, ignoriert. Doch Versöhnung ist keine Schleuderware, im Zwischenmenschlichen nicht und vor Gott erst recht nicht. Das Kreuz zeigt, wozu Menschen imstande sind, wenn Gott zur Welt kommt, und die Liebe predigt.

Daran denken wir Karfreitag, somit ist er mehr als ein Volkstrauertag, er ist ein Menschheitstrauertag. Ein Tag, der die ach so selbstbestimmten Individuen in unserer ach so freiheitlichen Gesellschaft daran erinnert, dass sie als „Krone der Schöpfung“ mehr als versagt haben, und die liebende und gnädige Versöhnungstat Gottes am Kreuz dringend brauchen.

Vielleicht haben genau deswegen einschlägige Politiker gefordert, die Stille des Karfreitags zu privatisieren. Doch dem ist entschieden entgegenzutreten. Der Tod Jesu am Kreuz war damals eine öffentliche Angelegenheit, und ist es auch heute noch. Hier geht es nicht nur um die (viel zu) wenigen Christen, die Karfreitag beten, fasten und in die Kirche gehen, sondern um eine generelle Absage an eine naive positivistische Anthropologie, und vor allem darum, dass Jesus Christus ans Kreuz gegangen und gestorben ist -- für uns Menschen, ohne Ansehen der Person.

Nur aus Karfreitag heraus, lässt sich Ostern fröhlich feiern! (Und auch hin und wieder ins Theater und in die Disco gehen, wer das möchte...).

Vikar Dirk Bangert, Wuppertal-Elberfeld, 20.April 2011

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Was ist Wahrheit? - Das Kreuz!
Reiner Vogels

Weltberühmt ist die Frage des Pilatus: "Was ist Wahrheit?" Viele haben sie zum Anlass genommen, weitschweifig zu dozieren und die verschieden Antworten, die menschliche Philosophien und Religionen auf die Pilatusfrage zu geben versucht haben, darzustellen. Dabei ist es Pilatus gar nicht darum gegangen. Er hat lediglich im Verhör Jesu die Aussage des Angeklagten, dass er für die Wahrheit zeugen solle, als irrelevant für einen Strafprozess abweisen wollen. Die Pilatusfrage war eine rein rhetorische Frage. Das sieht man daran, dass Pilatus unmittelbar nach dieser Frage das Verhör beendet hat, um sich wieder den Juden, die Jesus angeklagt hatten, zuzuwenden. Siehe Johannes 18, 37-40.

Tatsächlich jedoch hat Jesus dennoch auf die Frage des Pilatus geantwortet. Ein für allemal und endgültig hat er die Frage nach der Wahrheit geklärt: Die Wahrheit ist das Kreuz! Es gibt keine andere Wahrheit! Es gibt zwar alle möglichen philosophischen und religiösen Versuche einer Annäherung an die Wahrheit, und es steht uns Christen keineswegs an, diese Versuche, wenn sie ehrlich und ernsthaft unternommen werden, gering zu schätzen, aber die Wahreit, die einzige und umfassende Wahrheit können sie allesamt nicht finden. Diese Wahrheit ist nämlich die Wahrheit des Kreuzes. Die Wahrheit des Kreuzes besteht darin, dass der Mensch ein Sünder ist und blind für die Wahrheit, dass er als Sünder dem Tode verfallen und auf ewig verloren ist. Und die Wahrheit des Kreuzes besteht darin, dass Jesus Christus, der Sohn des allmächtigen Gottes, sich dieses sündigen und verlorenen Menschen in Liebe erbarmt hat, dass er am Kreuz die Strafe für unsere Sünden getragen hat und uns so Vergebung unserer Sünden und die Erlösung zum ewigen Leben erworben hat. Das ist die Botschaft von Karfreitag. Das ist das Evangelium. Und das ist unsere einzige Hoffnung im Leben und im Sterben.

Pfr. i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 20.03. 11

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EKD-Chef i.R. Kock gegen die Bibel
Wolfgang Sickinger

Altpräses Manfred Kock, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, unternimmt es in einem Interview (Frankfurter Rundschau online 13. 1. 2011), die Bibel zum Thema „Homosexualität“ zu korrigieren. Er weiß es besser als die Apostel und Propheten, wenn er feststellt, dass „homosexuelle Partnerschaften … nicht bibelwidrig“ seien. Er meint, dass unser Urteil heute „anders ausfallen“ müsse als zu biblischer Zeit. Das biblische zeitbedingte ethische Urteil über Homosexualität sei heute nicht mehr maßgeblich. Deshalb findet er es richtig, dass auch Pfarrer und Pfarrerinnen homosexuelle Partnerschaften leben dürfen.

Mit solchen Äußerungen steht der Altpräses nicht allein, sondern repräsentiert den kirchenleitenden und universitätstheologischen Hauptstrom der evangelischen Kirchen in Deutschland.

Seit Martin Luther weiß man aber in der evangelischen Kirche: Auch Synoden, Professoren und Bischöfe können irren. Selbstverständlich können sie auch Recht haben – bei einem Widerspruch gegen eindeutige Aussagen der Heiligen Schrift müssten sie aber darlegen, dass man die Bibel bisher falsch verstanden hätte.

Nichts dergleichen tut Altpräses Kock. Er wischt die biblischen Aussagen einfach vom Tisch, weil er es besser wissen will. Dass Gott in der Schöpfung seinen Segen der Gemeinschaft von Mann und Frau zugesagt hat (1. Mose 1,27f), dass homosexuelle Praxis dem Herrn „ein Greuel“ ist (3. Mose 18,22), dass ebendiese Praxis eine Folge des Ungehorsams gegen Gottes Willen ist (Römer 1), will er offenbar als unwesentlich aus der Bibel streichen. Damit offenbart er - vielleicht ungewollt - ein zentrales Problem der evangelischen Kirche: Sowohl Bischöfe wie auch Synoden sind nicht mehr dazu bereit, die Bibel als das offenbarte und geschriebene Wort Gottes zu akzeptieren. Es fehlen Demut und Respekt vor der Heiligen Schrift, es fehlt das Ringen um ihr Verständnis, es fehlt die Bereitschaft, Gott in seinem Wort zu gehorchen und zu folgen.

Um nicht missverstanden zu werden: Diese Bereitschaft fehlt immer wieder bei jedem einzelnen Christen. Weil wir nach Martin Luther immer mit der Sünde in uns und um uns herum zu tun haben, wollen wir uns ständig der Wegweisung Gottes entziehen und unseren eigenen Willen durchsetzen – seit Adam und Eva ist das so. Bemerkenswert ist aber bei Altpräses Kock und etlichen Synodenbeschlüssen, dass sie ausdrücklich und ohne Gewissensbedenken die Bibel korrigieren und maßregeln. Konnte Luther noch vor dem Reichstag in Worms sagen, dass sein Gewissen im Wort Gottes gefangen sei, wird heute von evangelischen Kirchenleitungen ausdrücklich gesagt, dass man sich um zentrale Aussagen des Wortes Gottes nicht mehr zu kümmern braucht.

Gott sei Dank gibt es noch Ausnahmen: Acht Altbischöfe haben in einem gemeinsamen Brief biblisch argumentiert und an die Synoden appelliert, homosexuelle Lebensgemeinschaften in Pfarrhäusern nicht zuzulassen. Altpräses Kock meint, diesen Mahnruf unter der Rubrik „altersbedingte Ängste“ einsortieren zu sollen. Solch ein Argumentationsniveau ist angesichts dessen, was die acht Bischöfe formuliert haben, unwürdig. Noch einmal gegen ein Missverständnis: Es geht nicht darum, homosexuell empfindende Menschen herabzusetzen. In den Gemeinden und Kirchen gibt es sympathische Menschen und engagierte Mitarbeiter, die sich als homosexuell empfinden. Niemand will sie diskriminieren.

Was aufgrund der biblischen Theologie aber nicht möglich ist, ist eine kirchliche Segnung ihrer Lebenspraxis. Wer daswie Altpräses Kock und manche andere doch für richtig und wichtig hält, muss mit exakt denselben Argumenten jede andere Variante sexueller Lebensgemeinschaften segnen und befürworten, wenn sie nur „Verlässlichkeit und Wahrhaftigkeit“ verspricht. Die evangelische Kirche kann diese Gewichte, die auf einer schiefen Ebene nach unten rutschen, nicht mehr aufhalten. Die einzige Instanz, die das kann, ist Gottes Wort in der Heiligen Schrift.

Eigentlich sagt es auch die Kirchenordnung der rheinischen Kirche so – sie wird nur von Kirchenleitungen und Synoden bei der Formulierung bestimmter Beschlüsse nicht mehr beachtet: Die Evangelische Kirche im Rheinland „bekennt mit den Kirchen der Reformation, daß die Heilige Schrift die alleinige Quelle und vollkommene Richtschnur des Glaubens, der Lehre und des Lebens ist“ (Grundartikel I der Kirchenordnung der Ev. Kirche im Rheinland).

Pfr. Wolfgang Sickinger, Mülheim/Ruhr, Vorsitzender der Ev. Sammlung im Rheinland, 14. 1. 2011


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Lutherischer Konvent im Rheinland
Stellungnahme zur Entmachtung der Presbyterien

Die Kirchengemeinden müssen handlungsfähig bleiben
Übertragung der Personalplanung auf die Kirchenkreisebene widerspricht der presbyterial-synodalen Ordnung!

Mit großem Nachdruck warnt der Lutherische Konvent im Rheinland vor einer Verlagerung der Dienst- und Beschäftigungsverhältnisse auf die Ebene der Kirchenkreise, wie sie in einer Beschlussvorlage der Landessynode vorgeschlagen wird. Die Kirchengemeinden würden dadurch zu Filialen der Kirchenkreise degradiert. Dies steht im Widerspruch zu Artikel 6 der Kirchenordnung, in dem es heißt: „Die Kirchengemeinde nimmt den Auftrag der Kirche gemäß Artikel 1 in ihrem Bereich im Rahmen der kirchlichen Ordnung in eigener Verantwortung wahr.“ Zudem ist die Landeskirche nach Artikel 126, 3 verpflichtet, die presbyterial-synodale Ordnung zu wahren. Diese würde jedoch verletzt, wenn über die Anstellung von Pfarrern und Mitarbeitern der Kirchenkreis anstelle der Kirchengemeinden entscheiden könnte.

Es ist ein unverzichtbares Grundanliegen der Reformation, dass eine Gemeinde das Recht hat, ihren Pfarrer zu wählen und Mitarbeiter einzustellen. Eine Entsendung von einer höheren kirchlichen Ebene in die Gemeinde, wie sie in der katholischen Kirche praktiziert wird, ist mit dem evangelischen Kirchenverständnis unvereinbar. Superintendenten und Kreissynodalvorstände würden mit einer unevangelischen Machtfülle ausgestattet. Da die bislang ehrenamtlich tätigen Kreissynodalvorstände mit der Vielzahl der Personalfälle schnell überlastet wären, wäre eine teure Professionalisierung die absehbare Folge.

Der Lutherische Konvent im Rheinland weist darauf hin, dass im Jahre 2006 im Rahmen der Diskussion zu den Strukturvorschlägen der beiden landessynodalen Arbeitsgruppen 3/4 der Presbyterien und mehr als die Hälfte der Kirchenkreise eine Verlagerung der Dienst- und Beschäftigungsverhältnisse auf die Ebene der Kirchenkreise abgelehnt haben (siehe Protokoll der Landessynode 2007, Anlage V, Drucksache 3). Die Landessynode würde sich also über ein klares Votum der Presbyterien hinwegsetzen. Dafür besitzt sie keine Vollmacht!

In der Evangelischen Kirche im Rheinland ist ein grundlegendes Umdenken erforderlich. Nicht die Kirchengemeinden sollten sich nach den Bedürfnissen der höheren Ebenen richten, sondern umgekehrt die höheren Ebenen die Bedürfnisse der Kirchengemeinden in den Blick nehmen. Darum ist es nötig, Aufgaben und Kompetenzen auf der Gemeindeebene zu belassen und die nötigen finanziellen Mittel dafür zu Verfügung zu stellen. Landeskirche und Kirchenkreise sollten ihre Budgets reduzieren, damit mehr finanzielle Mittel in den Kirchengemeinden verbleiben.

Pfr. Thomas Berke, Mülheim (Mosel) im Namen des Vorstandes, 5. 1. 2011

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Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Zur Jahreslosung für 2011 aus Römer 12, 21
Reiner Vogels