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Lieber Besucher der Internet-Seiten unseres Lutherkonventes,

da unsere Gottesdienste, Gruppen und auch Hausbesuche von staatlicher Seite aufgrund des Corona-Virus bis auf weiteres verboten worden sind, möchten wir Sie nicht ohne ein geistliches Wort lassen. Die folgende Andacht hat Pfarrer Stöcker im Februar für den Gemeindebrief der Kirchengemeinde Hamm/ Sieg geschrieben. Die Andacht ruft zur geistlichen Wachsamkeit und zum Gebet auf und weist auf eine Zukunft hin, die durch Gott gewirkt wird. Gott ist bei seinen Leuten und seiner wahren Gemeinde auch in schweren und dunklen Zeiten. Durch die bundesweite Quarantäne werden viele Menschen Zeit haben, über ihr bisheriges Leben und den Sinn ihres Lebens nachzudenken. Das Hamsterrad von Arbeit und Funktionierenmüssen, in dem viele Menschen gefangen sind, steht still. Endlich gibt es die Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen und über das eigentlich Wichtige nachzudenken. Der Glaube an den Staat, der alles richten und für mich sorgen wird, wird durch den Glauben an Gott und durch familiäre und nachbarschaftliche Hilfe ersetzt.

Monatsspruch für den März 2020: Jesus Christus spricht: „Wachet“! (Markus 13, 37)

Liebe Schwestern und Brüder,

Johann Sebastian Bach hat eine wunderschöne Kantate zu dem Lied von Philipp Nicolai aus dem Jahr 1599 „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ geschrieben. Ich höre mir diese im Internet von Zeit zu Zeit an. In dem Lied kehrt das Motiv der klugen und der törichten Jungfrauen aus dem Gleichnis Jesu wieder: Die einen haben sich vorbereitet auf die Rückkehr des Herrn, die anderen aber haben in den Tag gelebt und sind nicht reisefertig. So ruft Jesus uns als Christen an vielen Stellen im Evangelium auf, wachsam und bereit zu sein, wenn er als der Herr der Zeit einmal wiederkommen wird. Nun gelten wir als Deutsche nicht gerade als sehr ausgeschlafen und aufgeweckt. Der deutsche Michel wird gerne mit Zipfelmütze und Schlafgewand in Karikaturen dargestellt. Er schläft, während sich die Welt ständig weiterdreht und sich schlagartig verändert. Erst nachdem schon alles passiert ist, wacht er aus seinem Schlaf auf.

„Wachet“! Jesus ruft seine Nachfolger aber gerade dazu auf, nicht schläfrig zu sein, sondern die Zeichen der Zeit zu erkennen und wachsam auf seine Rückkehr zu warten. In dem Bildwort aus dem Markusevangelium schildert er, wie ein Gutsherr seinen Hof den Angestellten überläßt und auf Reisen geht. Niemand weiß, wann der Herr wiederkommen wird. Aber bis zu seiner Rückkehr sollen die Angestellten den Hof gutmöglichst verwalten und auf den Herrn warten. Niemand kennt den Zeitpunkt außer Gott allein. Deshalb sollen wir aber gerade wachsam sein. Jesus verwendet für das deutsche Wort „Wachen“ zwei verschieden griechische Worte: Das eine Wort kann mit „auf der Hut sein“ und das andere mit „schlaflos wachen“ übersetzt werden. Früher wurde dieser Aufruf Jesu wortwörtlich genommen und in den Klöstern umgesetzt. Denn ein Mönch wurde wurde von den Brüdern abgestellt, daß dieser wachte, um die Wiederkehr des Herrn ja nicht zu verpassen. So wurde im Kloster Tag und Nacht auf den Herrn gewartet und gewacht. Nun wird das für uns heute lebende Menschen wohl schwierig werden, einen aus unsere Mitte als Wache auf die Wiederkunft Jesu Christi abzustellen. Wir sind heutzutage fest in unseren Aufgaben und der Arbeit eingebunden. Unser Alltag findet nach festen Regeln und Zeitabläufen statt. Und trotzdem ist es hilfreich, von Zeit zu Zeit aus dem Käfig der scheinbaren Zwänge auszubrechen und das Eigentliche wieder in den Blick zu nehmen. Und das Eigentliche ist für uns Christen Jesus Christus!

Im Kirchenjahr gehen wir auf die Passionszeit und das Osterfest zu. Bevor Jesus im Garten Gethsemane von den Soldaten festgenommen wurde und seinen Leidensweg ging, rief er seine Jünger auf zum Wachen und zum Beten. Das Beten ist sicher eine wichtige Ergänzung zum Wachen. Im Gebet halte ich Kontakt zum wiederkehrenden Herrn.

In diesem Jahr 2020 wird, vermute ich, noch sehr viel passieren. Bleiben wir also bereit im Wachen und Beten.
Es grüßt Sie herzlich, Ihr Andreas Stöcker



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