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Was unsere Kirche zu „Reformation und Politik“ sagen sollte:

Missbrauche nicht Gottes Namen für politische Zwecke!

Nirgendwo wird so oft gegen das 2. Gebot verstoßen wie auf dem Gebiet der Politik. Der Missbrauch von Gottes heiligem Namen ist die politische Versuchung schlechthin. Dies zu erkennen ist eine der zentralen biblischen Einsichten der Reformation. Alle möglichen und unmöglichen politischen Absurditäten wurden und werden mit Gottes Namen legitimiert. Die Skrupellosigkeit kennt dabei keine Grenzen. Zur Zeit der Reformatoren waren es die Kreuzzüge, die Hexenverfolgung und die politischen Machtansprüche von Papst und Bischöfen, für die Gottes heiliger Name herhalten musste. Je weniger die Menschen Gottes Wort und das Evangelium gekannt haben, umso hemmungsloser konnte Gottes Namen für unheilige Zwecke missbraucht werden. Ist das heute anders?

Biblische Unkenntnis fördert den Missbrauch von Gottes Namen

Bildet nicht die zunehmende Unkenntnis der biblischen Botschaft, der guten Nachricht von Jesus einen fast idealen Nährboden für den Missbrauch von Gottes heiligem Namen für politische Zwecke? Eigentlich halten wir Konfirmandenunterricht, damit jeder evangelische Christ, wenn nötig, Einspruch erheben kann: „Nein, was du da sagst, ist nicht Gottes Wille! Du missbrauchst Gottes Namen!“

Das biblische Wissen von Gott, von Jesus Christus und von seinem Wort nimmt in Deutschland und Europa ab, aber die religiöse Aufladung von politischen Zielen und der massive Missbrauch von Gottes Namen nehmen zu. Wenn wir uns das vor Augen halten und gegenüberstellen, dann geht uns hoffentlich ein Licht auf über den inneren Zusammenhang, der zwischen beiden Phänomenen besteht.

Je weniger die Menschen vom Evangelium wissen, umso leichter sind sie politisch manipulierbar. Das haben sich im 20. Jahrhundert der Nationalsozialismus und der Kommunismus zunutze gemacht. Heute macht es sich der Islamismus zunutze, wie er uns in Form der Salafisten und des Islamischen Staates gegenüber tritt. Diese Leute erheben den Anspruch, mit Hilfe des Islam, also mithilfe einer Religion, die Gesellschaft zu heilen. Sie knüpfen dabei an Sehnsüchte von Menschen an, die in kaputten Verhältnissen leben. Erfolg haben sie meist bei denen, die Gottes Wort nicht kennen. Kürzlich konnten wir in den Nachrichten hören, dass 15.000 junge Leute aus Europa und Nordamerika für den „Islamischen Staat“ in Syrien und im Irak kämpfen.

Politik mit Heilsanspruch führt in den Sumpf des Fanatismus

Unterschätzen viele nicht den Islam, wenn sie ihn nur als persönliche Frömmigkeitshaltung wahrnehmen und den politischen Anspruch übersehen, die Gesellschaft mit archaischen Regeln zu heilen?. Man begibt sich quasi automatisch in ein Gefälle hin zu Hass und Gewalt und Terror. Warum? Weil dann jeder, der anders denkt, im Prinzip jeder, der sich weigert mit zu machen, dem Heil entgegensteht und ein Feind Gottes wird, der ausgetilgt werden muss. Wenn man es für denkbar hält, durch religiöses oder politisches Handeln in dieser Welt einen Heilszustand herzustellen, dann landet man ganz schnell in diesem üblen Sumpf des Fanatismus.

Heil ist nichts, was Menschen machen können

Demgegenüber muss jedoch klar gesagt werden: Was diese Leute betreiben, ist Missbrauch von Gottes Namen. Denn Heil ist nichts, was Menschen machen können. Dies gilt auch für politisches Handeln und politische Ideen. Heil ist etwas, was allein Gott herstellen kann. Wer etwas Anderes behauptet, betreibt Missbrauch von Gottes heiligem Namen! So gesehen ist die Entkirchlichung Deutschlands und Europas der ideale Nährboden für politischen und auch religiös-politischen Fanatismus. Wenn wir uns fragen, was junge Deutsche dazu treibt, zu islamistischen Fanatikern zu werden und nach Syrien und Irak zu ziehen, dann haben wir hier eine Erklärung. Es ist ein Symptom für den weithin verloren gegangenen Glauben und – damit eng verbunden – für den Verlust der einfachsten Kenntnisse von Gottes Wort.

In einer ähnlichen Situation hat bereits vor 1933 der glasklar denkende Christ und Lutheraner Hermann Sasse sinngemäß gesagt: „Weder Blut und Boden noch germanische Rasse können die Menschheit erlösen, sondern allein Jesus Christ, der am Kreuz für alle Menschen gestorben ist.“ Heute müsste dieser Satz lauten: „Weder Mohammed noch Scharia können die Menschheit erlösen, sondern allein Jesus Christus, der am Kreuz für dich gestorben ist.“

Gott allein vermag zu heilen

Alles, was mit endgültigem Heil werden zu tun hat, verweist uns auf Gott. Und Glaube bedeutet nichts Anderes, als dass wir Gott Gott sein lassen und wir darauf vertrauen, dass er für uns und an unserer Stelle alles heil gemacht hat. Indem Gott selbst Mensch wurde und am Kreuz für uns gestorben ist. Für dich und für mich! Darin zeigt sich zugleich Gottes grenzenlose Liebe, eine Liebe, die sich selbst voll und ganz hingibt. So ist Gott, und nicht anders. Kein religiöser Verstärker menschlichen Tuns. Schon gar kein religiöser Verstärker politischen Tuns. Es ist guter Gebrauch von Gottes Namen, diese zu allen Zeiten gültige Wahrheit allen Menschen zu weiter zu sagen. Und für die zu beten, die verführt werden von einem menschengemachten Götzen.

Kirche soll die Politik an ihre Grenzen erinnern

Die biblischen Einsichten der Reformation erweisen sich als brandaktuell. Unsere evangelische Kirche sollte mutiger als bisher für diese bleibenden Wahrheiten eintreten. Unsere Kirche darf keinesfalls politische Themen religiös aufladen, als ginge es um die Rettung dieser Welt. Das wäre Missbrauch von Gottes Namen. Aufgabe der Kirche ist es vielmehr, die Grenzen der Politik aufzuzeigen und die Politik aus der Sphäre des Heils auf den Boden des Alltagsgeschehens zurückzuholen.

Es geht um die Unterscheidung von dem, was allein Gott tun kann, und dem, was der Mensch in Verantwortung vor Gott zu tun vermag. Es geht um die Unterscheidung von Letzten und Vorletztem, von Heil und Wohl, von Gottes Gerechtigkeit und weltlicher Gerechtigkeit. Politik bewegt sich immer im Bereich des Vorletzten. Es geht in der Politik um Interessenausgleich und Kompromiss. Um Korrektur und Verbesserung. Um Leben und Leben lassen. Um den Ausgleich zwischen den Rechten der einen und den Rechten anderer. Dass alle Menschen genug zum Leben haben. Es geht um die Wahrung der Menschenrechte, um die unantastbare Würde des Menschen. Aber nicht um eine heile Welt oder ein Paradies auf Erden. Wo immer das Paradies auf Erden versprochen wurde, ist die Hölle auf Erden gekommen. Denn es ist ein Missbrauch von Gottes heiligem Namen zu behaupten, das Paradies könne durch Menschen oder durch Politik verwirklicht werden. Aber es ist ein guter Gebrauch von Gottes Namen, darauf zu vertrauen, dass er und nur er allein sein Reich bereits aufgerichtet hat. Durch Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Mit dem Glauben lassen sich keine Revolutionen machen. Aber der Glaube revolutioniert unser persönliches Leben.

Pfarrer Thomas Berke, Mülheim an der Mosel und Veldenz



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