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Bericht vom Lutherischen Konvent am 1.11.2014 in Brühl

Der mit etwa 30 Teilnehmern gut besuchte Konvent begann mit einem festlichen Abendmahlsgottesdienst, der von Bruder Bangert liturgisch gestaltet wurde. Bruder Krause hielt eine Reformationspredigt über Röm 3,28, in der er nach der Schilderung von Luthers (Wieder-) Entdeckung der Gerechtigkeit Gottes als wesentliche Änderungen die Befreiung von der Höllenangst, den Neuaufbau der Kirche als einer Gemeinde von gleichberechtigten Schwestern und Brüdern ohne hierarchischen Unterschied von Priestern und Laien und die Entklerikalisierung des Alltags als Folge der Rechtfertigung allein aus Glauben herausstellte, was besonders Max Weber mit seiner Abhandlung über „die protestantische Ethik und den Geist des Kapitalismus“ gezeigt habe.

Anschließend referierte der Dipl.Hydrologe und Wissenschaftsjournalist Edgar L.Gärtner, der mit dem Buch „Ökonihilismus“ bekannt wurde, über die Probleme der Energiewende in Deutschland und über die geistigen Hintergründe der grünen Bewegung. Ausgehend von Albert Camus Nihilismusbegriff als Realitätsverweigerung und Josef Ratzingers Verbindung von Religion und Vernunft erinnerte er an den biblischen Auftrag, den Garten Eden bzw. die Erde „zu bebauen und zu bewahren“ (Gen 2,15). In diesem Sinne hätten die Menschen immer in die Natur eingegriffen und sie sich „untertan“ (Gen 1,28) gemacht. Nicht die völlige Entfernung des Menschen aus der Natur, sondern die freie, rechtstaatlich geordnete Marktwirtschaft sorge für eine vernünftige Regulierung und Disziplinierung des Zusammenlebens.

Die Bibel – so der grüne Apostat und katholische Christ – vermittle uns nicht apokalyptische Ängste, sondern Gottesfurcht, Gottvertrauen und Gelassenheit im Umgang mit den heutigen Umweltproblemen. Besonders eindrücklich schilderte Gärtner dann die Auffassung des Christentums von Réné Girard: das menschliche Begehren der Nachkommen Kains führe zu Streit, Raub, Mord und Kannibalismus. Während die Religionen die zwischenmenschliche Gewalt durch das Opfer eines Sündenbocks nur umgelenkt hätten, sei das Kreuz Jesu als Befreiung von der menschlichen Gewaltmimesis und Erlösung vom Fluch Kains durch das liebende Erleiden Gottes zu verstehen, das das unheilvolle Begehren an der Wurzel durch die Gnade stille. Das Hl.Abendmahl als Sublimierung des Kannibalismus!

Alle Häresien seien ein Rückfall in den Teufelskreis des Bösen. Die Grünen erinnerten mit ihrem Schwarz-Weiß-Denken an den Manichäismus, mit dem sich der Kirchenvater Augustin auseinandersetzte. Sie ersetzen die wissenschaftliche Unterscheidung von wahr und falsch durch die moralistische von gut und böse. Auch die Pharisäer zur Zeit Jesu oder die Katharer im Mittelalter arbeiteten mit ähnlichen Verzerrungen, besonders wenn man von einer geschichtlichen Wende spreche und alles Vergangene dämonisiere. Aber das Böse sei nicht der Kohlendioxyd, sondern die Sünde. Immer wenn man die Fortschrittsidee in die Geschichte eingebe, komme es zu einer falschen Unterscheidung von gut und böse – mit entsprechenden, am Ende blutigen Kämpfen.

Gärtner schloß sein facettenreiches Referat mit einem Zitat Girards: „Die Söhne wiederhohlen die Verbrechen der Väter deshalb, weil sie sich ihnen moralisch überlegen fühlen.“ Nach der lebhaften und z.T. kontroversen Diskussion wurde unter den Konventsangelegenheiten noch das aktuelle Genderthema andiskutiert, das 2016 auf einem Konvent ausführlicher behandelt werden soll.

Winfrid Krause, Vorsitzender



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