[Startseite]


Bericht über den Lutherischen Konvent am 3.3.2013 in Brühl

Der Lutherische Konvent im Rheinland traf sich am Sonntag Okuli an der Johanneskirche zu seiner Frühjahrstagung. Nach der Andacht über Lk 9,62 des Ehrenvorsitzenden Pfr. Vogels referierte Pfr. Dr. Schlichting, der langjährige Obmann der "Gesellschaft für innere und äußere Mission im Sinne der Lutherischen Kirche" in Neuendettelsau und spriritus rector der bayrischen Lutheraner über das Thema: "Ist der Gott des Islams und der Gott der Bibel derselbe Gott?"

Aufgrund einer sorgfältigen und gründlichen Analyse des Korans unterschied Schlichting zwischen den frühen, mekkanischen Suren, die viele biblische Traditionen in Form eines Midrasches aufnehmen und fortschreiben, und den späteren, medinischen Suren, die aufgrund der politischen Machtstellung Mohammeds eine unduldsamere und gewaltbereitere Haltung erkennen lassen. Man könne aus jüdisch-christlicher Sicht von einem "Sündenfall" des Propheten und einer "konstantinischen Wende" im Islam sprechen, da der Prophet "wie ein Kaiser" regiert habe. Der an das Gewissen des Einzelnen gerichtete Bußruf wurde zunehmend durch gesetzliche Regelungen der Gemeinschaft ersetzt; der eschatologische Schwung des Anfangs erlahmte und mündete in eine Theokratie, was auch auf die Gottesauffassung abfärbte.

Die bei manchen Gemeinsamkeiten unüberbrückbare Differenz zum Christentum liege in der Christologie, die Jesus nur als Propheten, nicht als Gottes Sohn auffasse und seinen Kreuzestod ablehne. Das dahinterstehende Gottesbild sei für einen aus sich herausgehenden, für die Menschen leidenden, dem Verlorenen liebend nachgehenden Gott nicht offen und mißverstehe die christliche Dreifaltigkeit des Monotheismus als Rückfall in heidnischen Polytheismus. Entsprechend kenne der Islam weder die biblische Unterscheidung von Gesetz und Evangelium noch einen überführenden, heilsamen Gebrauch des Gesetzes. Allah sei nur gegenüber den Gläubigen auch barmherzig, gegenüber den Ungläubigen aber unerbittlich im Gericht, weshalb sie auch von den Muslimen gewaltsam bekämpft werden können. Daß Gott im Hl.Geist mit seiner Liebe selbst in den Menschen wohne und in ihnen bete, können Muslime nicht nachvollziehen, weshalb ein gemeinsames Gebet mit ihnen christlich nicht möglich sei. Dr.Schlichting faßte sein Referat in folgende 10 Thesen zusammen:

DER DREIEINIGE GOTT DER BIBEL UND DER EINE GOTT DES ISLAM

1. Obwohl die ( frühe ) Sure 29 (45) des Koran sagt, Mohammed verkündige den gleichen Gott, an den "das Volk der Schrift" glaubt, beurteilen andere ( spätere ) Suren Juden und Christen, die sich nicht dem Islam anschließen, als "Ungläubige" ( z.B. 5,19.56 ), weil sie Gott angeblich andere Helfer und Mittler "beigesellen".

2. Der Hauptinhalt des Koran, wie der Bibel, ist der Ruf zur Umkehr vom Glauben an nichtige Mächte zum Vertrauen auf den Einen Gott, den Schöpfer aller Dinge, der die Toten auferwecken und alle Menschen zur Rechenschaft ziehen wird.

3. Glaube an den Einen Gott bedeutet im Sinne des Koran wie der Bibel, sich Ihm ganz anzuvertrauen und in Gottesfurcht zu leben; die Bibel fügt hinzu: Ihn "von ganzem Herzen" zu "lieben".

4. Die christliche Erkenntnis der Dreifaltigkeit des Einen um seine in Gottlosigkeit verfallenen Geschöpfe bemühten Gottes hat Mohammed als Götterdreiheit missverstanden.

5. Während manche frühen Suren sich wie Varianten biblischer Texte lesen, zeigen späte Suren, die den Gehorsam gegen Gott vorbehaltlos mit Gehorsam gegen den Propheten identifizieren und Krieg rechtfertigen, ein verändertes Gottesverständnis; in ihnen spricht Žein anderer Gott` als im Neuen Testament.

6. Der Gott des Koran lädt wie der biblische alle Menschen zur Umkehr ein. Diese Einladung stößt weithin auf Gleichgültigkeit und Ablehnung. Der Gott des Koran geht im Unterschied zum Gott des Neuen Testamentes den Verlorenen nicht nach und setzt sich nicht selbst dafür ein, dass sie aus ihrer Gottlosigkeit erlöst und mit ihm versöhnt werden.

7. Der Gott des Koran rechnet mit der Entscheidung der zum Heil Bestimmten ("Rechtgeleiteten") und gibt die anderen verloren, während der Gott des Neuen Testamentes sich in Gestalt Jesu unter die Gottlosen mischt und, unter ihrer Gottlosigkeit leidend, für diese sühnt.

8. Der Gott des Koran stellt die Menschen vor eine Entscheidung, während der Gott des Neuen Testamentes als Heiliger Geist selbst daran arbeitet, die Gottlosen in neue Menschen umzuwandeln .

9. Da der Gott des Islam nicht bereit ist, unter der Gottlosigkeit der Menschen zu leiden, sind auch Muslime nicht bereit, im Sinne der Bergpredigt Verfolgung zu erleiden, sondern bekämpfen die ihnen Widersprechenden mit Krieg. Die Märtyrer des Islam sind nicht Leidende, sondern Kämpfer gegen Ungläubige, die im Kampf fallen.

10. Das Gebet der Muslime wendet sich an einen gegenständlichen Gott. Das Beten der Christen versteht sich als durch den Heiligen Geist hervorgerufenes und in Christus seiner Erhörung gewisses Hineingezogenwerden der Kinder Gottes in das Gespräch mit ihrem Vater im Himmel. Wird dieser Unterschied außer Acht gelassen, täuschen multireligiöse Gebetsveranstaltungen eine Einigkeit vor, die nicht besteht.

Der Konvent verabschiedete dann "Kritische Anfragen an die Verwaltungsstrukturreform" (s.u.), die in der von der Landessynode beschlossenen Form zu einer Machtverschiebung von den Gemeinden zu den Kirchenkreisen führen wird und dem Geist der presbyterial-synodalen Grundordnung unserer Kirche widerspricht. Die Lutherische Predigtwerkstatt im Internet soll in Zusammenarbeit mit der "Gesellschaft für innere und äußere Mission im Sinne der Lutherischen Kirche" in Neuendettelsau zu einer deutschlandweiten Plattform ausgebaut werden. Beim nächsten Luth. Konvent am 1.11.13 wird Prof. Dr. Martin Honecker, Bonn, über die Reformationsdekade und das Lutherjubiläum 2017 sprechen.

Pfr. Winfrid Krause, Thalfang, Vorsitzender



[Seitenanfang] [Startseite]