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"Therapeutisches" Klonen
Reiner Vogels

Mitte Januar ging die Nachricht durch die Medien, daß es amerikanischen Wissenschaftlern gelungen sei, menschliche Embryonen aus einer entkernten Eizelle und dem Zellkern von menschlichen Hautzellen zu klonen. Manche haben dies als wissenschaftlichen Durchbruch gefeiert. Sie erklärten, daß auf diese Weise vielleicht menschliche embryonale Stammzellen produziert werden könnten, mit deren Hilfe man eines Tages Therapien gegen schwere Krankheiten wie z.B. Alzheimer entwickeln könne. Die Bundesregierung hat solchen Erwartungen für Deutschland schnell einen Riegel vorgeschoben. "Therapeutisches" Klonen, so ihre Position, ist und bleibt in Deutschland verboten. Aus christlicher Sicht kann man der Bundesregierung für diese klare Haltung nur dankbar sein. Hoffen wir, daß auch künftige Regierungen dem Druck der Forschungslobby standhalten!

Allerdings sollte man die Formulierung "therapeutisches" Klonen nicht widerspruchslos hinnehmen. Diese Formulierung ist ja eine der vielen geradezu Orwellschen Wortverdrehungen, die schwarz weiß und weiß schwarz nennen. Richtig wäre: "Tötungsklonen". Das "therapeutische" Klonen ist nämlich alles andere als "therapeutisch". "Therapeutisch" bedeutet "heilend". Beim "therapeutischen" Klonen geschieht jedoch das genaue Gegenteil: Menschliche Embryonen werden erzeugt, damit sie getötet und ausgeschlachtet werden können. In Wirklichkeit ist das "therapeutische" Klonen ein tötendes und vernichtendes Klonen. Zur Rechtfertigung dieser tötenden Forschung wird angeführt, daß sie eines Tages Therapien ermöglichen könne, die es heute noch nicht gibt. Das erlaubt es aber noch nicht, durch sprachliche Vernebelungen Töten und Ausschlachten zu verharmlosen. Wir Christen sollten sprachliche Nebelkerzen wie das "therapeutische" Klonen enttarnen und ihnen entschieden entgegentreten. Solche Sprachverdrehungen sind nicht harmlos, sondern gefährlich. Sie schwächen die Fähigkeit des Menschen zu klarem ethischen Urteil und ebnen den Weg zum Tun des Bösen.

Im übrigen ist die Hoffnung, daß es eines Tages auf Grund der Klonexperimente derartige Therapien geben werde, nicht mehr als eine vage Ahnung. Es ist höchst ungewiß, ob die tötende Forschung wirklich zum angegebenen Ziel führen kann und wird. Ganz unabhängig davon jedoch bleibt bestehen, daß tötendes Forschen in jedem Fall verwerflich ist und niemals durch noch so hehre angegebene Zwecke gerechtfertigt werden kann.

Die Medizin darf nicht alles tun, was sie tun kann. Es wäre schlimm, wenn man sein Leben verlängern könnte und würde, weil dafür anderes menschliches Leben getötet worden ist. Der Mensch muß akzeptieren, daß das menschliche Leben begrenzt ist. Nicht umsonst formuliert der Beter im 39. Psalm: "Herr, lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß." (V. 5) Wichtiger als die immer weitere Verlängerung des Lebens ist es, daß ein Mensch Tag für Tag zunimmt an Glaube, Hoffnung und Liebe.

Reiner Vogels, Swisttal, 19.01.08



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