[Startseite]


"Ich lebe, und ihr sollt auch leben", Joh. 14, 19
Zur Jahreslosung 2008
Reiner Vogels

Vom Leben spricht Jesus zu seinen Jüngern. Er spricht in der Stunde des Abschieds. Der Verräter ist unterwegs, die Wachsoldaten des Hohen Rats sind bereit, Festnahme, Prozeß und Verurteilung stehen unmittelbar bevor. In dieser dramatischen Stunde spricht Jesus zu seinen Jüngern vom Leben.

Natürlich spricht er nicht vom irdischen Leben, vom einfachen biologischen Existieren. Schließlich weiß er, daß sein irdisches Leben in ein paar Stunden zu Ende sein wird. Der Satz "... und ihr sollt auch leben" steht im griechischen Urtext im Futur. Jesus spricht vom künftigen Leben, vom Leben jenseits des Todes. Er spricht also von dem Leben, von dem es am Anfang des Johannesevangeliums heißt: "In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen" (Joh. 1, 4). Er spricht von dem Leben, das er "in sich selber" (Joh. 5, 26) hat. Er spricht als der "Fürst des Lebens" (Apg. 3, 15), als der Sohn Gottes, der Leben erschaffen und Leben schenken kann. Alles Leben, das war den Jüngern als gläubigen Juden vollkommen klar, ist ein Geschenk Gottes. Allein Gott hat das Leben in sich selber. Gott wird in der Bibel geradezu dadurch "definiert", daß er Leben erschafft (Röm. 4, 17). Vor diesem Hintergrund ist das Wort Jesu, das die Jahreslosung für 2008 ist, zu verstehen: Jesus tröstet die ängstlichen Jünger mit der Versicherung, daß er der Herr des Lebens ist und daß er auch ihnen das Leben schenken wird.

Dieser Trost gilt auch uns. Die Jahreslosung 2008 dürfen wir als Zusage für uns mit in das neue Jahr nehmen. Diese Zusage ist geeignet, uns alle Sorge und alle Zukunftsangst zu nehmen und unsere Seele mit dem Frieden Gottes zu erfüllen.

Das Leben, von dem Jesus spricht, das Leben, dem der Tod nichts anhaben kann, ist das eigentliche Heilsgut, das die Heilige Schrift verkündet. Es ist die Hauptsache und das Zentrum unseres Glaubens. Allerdings heißt das nicht, daß das irdische Leben eine Nebensache wäre. Christus schenkt das Leben, aber er schenkt auch das irdische Leben. Wir Christen müssen daher auch das irdische Leben mit all unseren Kräften achten und schützen.

Gerade in der heutigen Zeit, die ja nichts anderes ist als eine Kultur des Todes, müssen Christen Anwälte und Bewahrer des irdischen Lebens sein. Das fängt damit an, daß Christen wieder den Mut haben müssen, Abtreibung klar als Sünde zu verurteilen und für eine Revision der liberalen staatlichen Abtreibungsgesetzgebung zu werben. Der Staat hat die Pflicht, das Leben ungeborener Kinder zu schützen! Er kann sich von dieser Pflicht nicht dispensieren. Anwalt und Bewahrer des Lebens zu sein, bedeutet auch, die leider auch vom EKD-Ratsvorsitzenden aktiv betriebene Aufweichung des Embryonenschutzes kompromißlos abzulehnen. - Auf solche "Felsen", die in Wahrheit nichts anderes sind als prinzipienlose Parteigänger des Zeitgeistes, hat Christus seine Kirche gewiß nicht gründen wollen! - Das bedeutet ferner, daß wir allen Todeskräften, die in unserer Gesellschaft mächtig sind, aktiv widerstehen. Und das bedeutet schließlich, auch am Ende des Lebens für den Schutz des Lebens einzutreten und jede Form aktiver Sterbehilfe zu ächten. Nur wenn wir Christen uns nicht nur um das ewige Leben kümmern, sondern auch Anwälte und Bewahrer des irdischen Lebens sind, können wir mit gutem Gewissen den Trost der Jahreslosung "Ich lebe, und ihr sollt auch leben" für uns in Anspruch nehmen.

Pfr. i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 30.12. 07
[Seitenanfang] [Startseite]


[Seitenanfang] [Startseite]