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Und Gott war das Wort
Zum Trinitatisfest
Reiner Vogels

Jeder kennt die ersten Sätze des Johannesevangeliums: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort." Immer wieder haben Christen über diese Sätze nachgedacht. Und es lohnt sich, sie immer von neuem zu meditieren.

Zum Trinitatisfest, zum Fest der Heiligen Dreieinigkeit, ist nicht zuletzt der dritte Teilsatz bedenkenswert: "...und Gott war das Wort." Grammatisch sind die Bezüge in diesem Satz eindeutig: Das Subjekt des Satzes ist "Gott", das Prädikat ist "war das Wort". Johannes macht also hier eine Aussage über Gott. Er sagt, daß Gott das Wort ist. Und damit spricht Johannes das Geheimnis der göttlichen Dreieinigkeit an:

"Wort", das bedeutet Kommunikation und Gespräch, Gegenüber und Miteinander. Wie aber, so muß man fragen, kann Gott ein Gegenüber und Miteinander, wie kann er Gespräch und Kommunikation sein? Braucht er dazu nicht etwas außer sich, braucht er dazu nicht seine Schöpfung? Das wäre in der Tat so, wenn Gott nicht dreieinig wäre. Dann brauchte er als Gegenüber seine Geschöpfe. Für sich betrachtet wäre Gott letztlich allein und unvollkommen. Nun aber ist Gott das Wort. Das heißt: Er ist eben schon bei sich selbst kein in sich ruhendes absolutes und letztlich einsames Sein, wie es die griechische Philosophie gelehrt hat. Gott ist statt dessen in sich schon ein Gegenüber und ein Gespräch. Nichts anderes will die christliche Trinitätslehre sagen. Gott ist ein Miteinander und Gegenüber von Vater, Sohn und Heiligem Geist, und er ist trotzdem ein einziger Gott.

Mehr noch: Gott ist nicht ein Gegenüber und Miteinander von Personen, sondern er ist das Gegenüber und Miteinander von Personen. Er ist ja, wie Johannes sagt, das Wort. Das heißt: Er ist alles, was man sich an Gespräch, Miteinander, Kommunikation vorstellen kann, in absoluter göttlicher Vollkommenheit. Und vollkommen ist Gott in all dem, weil das Wort und das Miteinander, das er ist, das Wort der Liebe ist. Der einsame, monotheistische Gott der Vernunft wäre letztlich unvollkommen. Ihm fehlte etwas. Nur der dreieinige Gott, der in sich schon alles ist, ist vollkommen. Er ist vollkommen, weil er die Liebe ist.

Das feiert die Kirche, wenn sie das Fest der Dreieinigkeit begeht. Sie feiert und jubelt darüber, daß Gott die Liebe ist. Sie feiert, daß die Liebe Gottes das Fundament der Schöpfung und der Erlösung ist. Sie feiert, daß alle, die an Jesus Christus glauben, in der Liebe Gottes leben dürfen und daß sie auf Grund der Liebe Gottes dereinst zu den Erlösten gehören werden.

Pfr. i.R. Reiner Vogels, Swisttal, Trinitatis 2008



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