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Auf den Felsen gebaut

Predigt über Matthäus 16, 13-18 im Ökumenischen Gottesdienst zur 225jährigen Kirchweih der Simultankirche in Brauneberg/Mosel am 25.8.2002

Pfarrer Thomas Berke

Liebe Festgemeinde, Liebe Festgemeinde,

Simon erkennt als erster von den Jüngern, wer Jesus wirklich ist. Er ist Christus, des lebendigen Gottes Sohn. Nicht Prophet, Vorbild, Rabbi oder Lehrer, wie die Leute meinen. Darauf hin antwortet ihm Jesus: Das hast du nicht selbst erkannt, das hat dir mein Vater im Himmel offenbart. Du, Simon, bist jetzt Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.

Trügerische Gründe

Hinter diesen Versen steht die Frage: Was ist eigentlich bloß trügerischer Grund meines Lebens und was ist das feste Fundament für mein Leben. Und zweitens die Frage: Wie erkenne ich das feste Fundament?

Auf diese beiden Fragen gibt uns der Brauneberger Kirchturm gleichnishaft Auskunft. Wie man in der Kirchstraße drüben leicht sehen kann, ist es ein schiefer Turm. Er hängt fast einen Meter nach Westen über. Und das ist so gekommen: Als vor 225 Jahren die Bauarbeiter für den Kirchturm ausgeschachtet haben, da stießen sie bereits nach wenigen Metern auf Felsen. Sie waren froh über diesen Felsen und dachten: Das ist eine gute Grundlage, um den hohen Kirchturm darauf aufzumauern. Und sie haben angefangen, den Kirchturm in die Höhe zu ziehen. Was sie nicht wussten, zeigte sich erst hundert Jahre später: der Felsen, auf den sie aufbauten, war nur ein großer Felsbrocken, ein Findling aus der Eiszeit, weich eingelagert in den Moselsand. Darunter befand sich also noch eine mehrere Meter dicke Sand- und Kiesschicht bis zum eigentlichen gewachsenen Felsengrund. Auf die Dauer konnte dieser Felsbrocken die Last des Kirchturms nicht tragen.

Spielt sich so etwas nicht ständig in unserem Leben ab ? Da ist uns eine Sache wirklich wichtig, sie macht uns froh und gibt uns Halt und Sinn für unser Leben. Sie war, wie wir gerne sagen, „mein Ein und Alles“. Und dann ist sie nicht mehr da. Entrissen durch irgendein Geschick, kaputt nach einem Unfall, fortgespült wie jetzt bei den vielen Menschen entlang der Elbe nach dem schrecklichen Hochwasser. Alles kaputt nach harter Arbeit, nach Jahren des Aufbaus. Es ist so, als wäre einem der Boden unter den Füßen weggezogen. Die Gefahr ist groß, dass unser Leben ins Wanken kommt, weil der Grund weggebrochen ist, der bis dahin getragen hat. Merken wir nicht, wie wichtig da der Glaube ist, der auf Jesus Christus als festem Grund unseres Lebens gründet ?

Die Gefahr, auf trügerischen Grund zu bauen, gibt es nicht nur bei Sachen, das gibt es auch bei Menschen. Eine Krankheit, ein Unfall, und der ganz wichtige und liebe Mensch in meiner Nähe ist nicht mehr da. Er war mein „Ein und Alles“, er hat mir so viel Halt und Sinn gegeben, aber jetzt ist er nicht mehr da. Sein Platz ist leer. Die Gefahr ist groß, dass unser Leben ins Wanken kommt, weil der Grund weggebrochen ist, der bis dahin getragen hat. Und dieser Grund war eben doch ein Mensch, der seine Zeit hatte. Merken wir nicht, wie wichtig auch da der Glaube ist, der auf Jesus Christus als festem Grund unseres Lebens gründet?

Dann ist es oft das Eigene,was uns in Gefahr bringt: was ich getan, aufgebaut, erarbeitet habe. Selbst alles Gute und Liebe, es hat keinen Bestand und es reicht nicht aus, dass ich dadurch bestehen könnte. Wir wollen es vor Gott bringen, uns darauf vor ihm berufen und gründen. Aber es reicht nicht aus. Merken wir nicht, wie wichtig auch gegenüber dieser Gefahr der Glaube ist, der uns auf Jesus Christus allein bauen lässt, Jesus Christus, der an unserer Stelle genug getan hat, Jesus Christus, der spricht: Mein Leib – für dich gegeben, mein Blut – für dich vergossen!

Der Brauneberger Kirchturm: Er ist ins Wanken gekommen und drohte einzustürzen, weil er nicht auf festen Grund gebaut war. Und so ist es auch mit unserem Leben. Es ist in großer Gefahr, ins Wanken zu kommen und abzugleiten, weil der Grund nicht trägt. Und das Tückische ist: wie beim Brauneberger Kirchturm ist das nicht sofort zu erkennen. 100 Jahre hat der trügerische Fels gehalten, bis er unter dem Gewicht nachgab. Und so ist es mit allen trügerischen Dingen in unserem Leben. Sie können eine gewisse Zeit Halt geben, Jahre und Jahrzehnte. Aber dann geben sie doch nach und brechen weg.

Das Tückische ist: es sind eben vor allem auch die schönen Dinge, die eben doch nur trügerischen Halt geben. Es sind eben auch so wichtige Dinge wie Haus und Hof und das erarbeitete Eigentum, Familie mit ihrer Tradition, Arbeit und Beruf , die Gott geboten und angeordnet hat, die von Gottes Geboten geschützt sind, die aber niemals zur Grundlage meines Lebens werden dürfen, weil es alles vergängliche Dinge sind. Da gilt: alles hat seine Zeit ... Auch die von Gott gebotenen Dinge sind nicht Grundlage unseres Lebens. Das müssen wir als Christen unterscheiden!

Wie können wir erkennen, was trügerischer Grund und was wirklich fester Grund ist ? Die Antwort gibt uns der Brauneberger Kirchturm ebenfalls gleichnishaft: Die Bauarbeiter konnten mit ihren eigenen Augen nicht erkennen, dass dieser Felsen bloß ein großer Felsbrocken aus der Eiszeit im Moselsand war. Sie hätten dafür Hilfsmittel gebraucht. Können wir es mit unseren eigenen Augen erkennen, was wirklich trägt? Nein, dazu brauchen wir ebenfalls ein Hilfsmittel, und zwar Gottes Wort. Auch Simon Petrus brauchte Gottes Wort, um Jesus als den Christus, den Sohn des lebendigen Gottes zu erkennen. Aus eigener Einsicht geht es nicht – weder bei Simon Petrus noch bei uns.

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Christus der Fels

So viele Menschen sind ohne Halt, so viele sind in ihrem Leben nicht fest gegründet, achten nicht Gott und seine Gebote, weil Gottes Wort nicht gehört wird und der Glaube fehlt. Es bräuchte nicht zu sein.

Unsere Brauneberger Kirche ist von unseren Vorfahren dazu gebaut worden, damit zu allen Zeiten Gottes Wort verkündigt wird, damit uns allen heute und in Zukunft Jesus Christus verkündigt wird. Durch den Glauben gehören wir zu ihm. Und wer zu ihm gehört, lebt auf festem Grund, der niemals wanken wird, der wird selbst zum Fels durch ihn. Denn die Pforten der Hölle können den nicht überwältigen, der zu Jesus Christus und zu seiner Gemeinde gehört. Was Jesus dem einfachen, schlichten, fehlerhaften Fischer Simon Petrus verheißen hat, dass er der Fels ist, auf den er seine Gemeinde bauen will, das gilt auch für uns einfache, schlichte, fehlerhafte und schuldbeladene Menschen.

Der Brauneberger Kirchturm kann für uns ein Hoffnungszeichen sein. Er hängt zwar einen Meter über nach Westen. Aber er steht immer noch. Weil er inzwischen auf festen Grund gegründet ist. Wer in seinem Leben in eine Schieflage gekommen ist, der kann heute bereits festen Grund unter den Füßen haben – durch den Glauben. Wer bisher auf trügerischen Grund gebaut hat, der kann jetzt den festen Grund finden – durch den Glauben, der auf Jesus Christus vertraut. Amen.

Wir beten:

Herr, unser Gott, du weißt, wie oft und wie leicht wir auf etwas bauen, was nicht trägt. Wir danken dir, dass dein Wort verkündigt wird, damit wir Jesus Christus als Grund für unser Leben erkennen und im Glauben auf ihn vertrauen. Wir danken dir, dass es die Brauneberger Kirche gibt, in der wir uns unter deinem Wort versammeln können. Wir bitten dich: Gib, dass sie auch in Zukunft der Ort ist, in dem dein Wort verkündigt wird. Wir bitten dich, dass sich in ihr auch in Zukunft möglichst viele Menschen versammeln, um dein Wort zu hören und festen Grund und Halt für ihr Leben zu finden. Durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.

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